Bitkom: Viele Schulen regeln die Nutzung von KI nicht

Schülerinnen und Schüler möchten den Umgang mit KI im Unterricht lernen und setzen KI längst ein, in Schulen fehlt es aber offenbar an Regeln – und Kompetenzen.

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SchĂĽlerin schaut auf Tablet

(Bild: Monkey Business Images / Shutterstock.com)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Einer in diesem Jahr durchgeführten Befragung des Bitkom zufolge stellen bisher nur ein Viertel der deutschen Schulen einrichtungsweite Regeln für die Nutzung von KI im Unterricht auf. Dabei nutzt schon eine Mehrzahl der befragten Schülerinnen und Schüler KI-Tools und möchte den Umgang mit Künstlicher Intelligenz auch in der Schule lernen.

Die repräsentative Umfrage wurde unter 502 Schülerinnen und Schülern zwischen 14 und 19 Jahren im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durch Bitkom Research im Februar und März dieses Jahres durchgeführt. Demnach gibt es nur in 23 Prozent der Schulen Regeln für die Nutzung von KI-Tools, die für die gesamte Schule gelten. In weiteren 35 Prozent werden sie nur von einzelnen Lehrkräften festgelegt, während es in 27 Prozent der Schulen gar keine Regeln zum Umgang mit KI gibt. Zugleich nutzen 65 Prozent der befragten Schülerinnen und Schüler KI bereits für schulische Zwecke.

Auch bei der Durchsetzung vorhandener Regeln zeigen sich Lücken. 46 Prozent jener Schülerinnen und Schüler, die bereits KI nutzen, sagen, dass ihre Lehrkräfte es gar nicht merken würden, wenn sie unerlaubterweise KI einsetzen. 29 Prozent gehen auch davon aus, dass sie bereits besser mit KI umgehen können als ihre Lehrkräfte. Insgesamt 80 Prozent der Befragten würden in der Schule gerne lernen, wie KI-Anwendungen genutzt werden können, während dies nur 55 Prozent tatsächlich im Unterricht vermittelt wird.

Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst erklärt hierzu: "Die Frage ist längst nicht mehr, ob KI in der Schule Einzug hält, sondern wie wir das Lernen mit ihr gestalten. Klare Regeln schaffen hier wichtige Orientierung für Lehrkräfte wie Schülerschaft gleichermaßen. Schulen müssen Orte sein, an denen man den kompetenten Umgang mit KI lernt. Dass Lehrkräfte einen KI-Einsatz wohl häufig nicht bemerken, zeigt, wie wichtig Fort- und Weiterbildungen zu aktuellen Digitalthemen sind."

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Dass sich viele Lehrerinnen und Lehrer im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsicher fühlen, ging zuletzt aus dem Deutschen Schulbarometer der Robert Bosch Stiftung hervor. 62 Prozent erklärten das beispielsweise, wenn es um den Umgang mit KI-Tools wie ChatGPT geht.

Wie eine Integration von KI-Tools in Schulen aussehen kann, zeigt beispielsweise Bremen. Es führt als erstes Bundesland in Deutschland einen KI-Chatbot namens "Telli" für alle seine öffentlichen Schulen ein. Der Chatbot soll später bundesweit zum Einsatz kommen. Er ist Teil des länderübergreifenden Projekts "Adaptives Intelligentes System" (AIS) und soll Lehrkräften sowie Schülerinnen und Schülern einen geschützten Zugang zu generativer KI ermöglichen.

Laut dem Bildungsressort arbeitet Telli ausschließlich mit pseudonymisierten Nutzerdaten und wird vollständig innerhalb der Europäischen Union gehostet. Bremens Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD) erklärte anlässlich der Einführung: "Wir wollen Schülerinnen und Schüler auf eine Zukunft vorbereiten, in der der Umgang mit Künstlicher Intelligenz selbstverständlich sein wird. Dafür brauchen sie Orientierung, Kompetenz – und Räume, in denen sie KI verantwortungsvoll erproben können." Bundesländer wie Niedersachsen haben KI-Chatbots bisher in bereits abgeschlossenen Pilotprojekten ausprobiert und sich zugleich an dem Projekt AIS beteiligt.

Im Interview mit heise online vertrat zuletzt der österreichische Lehrer, Keynote-Speaker und Workshop-Leiter Bernhard Gmeiner die Auffassung, dass bisher genutzte Prüfungsformate durch das Aufkommen frei und leicht verfügbarer KI nicht mehr zeitgemäß sind. Statt die KI-Nutzung durch Schülerinnen und Schüler zu verbieten, solle der Einsatz pädagogisch begleitet und in Unterricht und Leistungserhebungen integriert werden.

Die EU-Kommission, OECD und Code.org arbeiten an einem Rahmenwerk fĂĽr die KI-Kompetenzvermittlung fĂĽr SchĂĽlerinnen und SchĂĽler. Dieses befindet sich aber noch im Konsultationsprozess. Die endgĂĽltige Fassung wird erst fĂĽr das Jahr 2026 erwartet.

(kbe)