"Cave Crave" ausprobiert: Klaustrophobisches Höhlenkriechen in Virtual Reality
"Cave Crave" bietet VR-Fans auf der Meta Quest 3 enge Höhlen, fordernde Kletterpassagen und eine emotionale Vater-Sohn-Geschichte – optional auch mit Horror.
Enge Höhlen und Dunkelheit sind im VR-Spiel "Cave Crave" an der Tagesordnung.
(Bild: 3R Games)
3R Games bringt mit "Cave Crave" ein VR-Spiel auf die Meta Quest 3, das Spieler auf eine atmosphärische Klettertour durch verzweigte Höhlensysteme einlädt. Statt auf billige Schockeffekte zu setzen, lebt das VR-Spiel von seinem realistischen Höhlenlayout, gut umgesetzten Klettermechaniken und einer überraschend persönlichen Rahmenhandlung.
Wie der Vater, so der Sohn
Der Einstieg in die Dunkelheit beginnt mit einem Fundstück. In einer dunklen Tropfsteinhöhle entdeckt unser Protagonist eine Kassette, auf der sein seit Jahren verschollener Vater zu hören ist. In der Hoffnung, mehr über dessen Verschwinden zu erfahren, folgt er fortan einer auf Tonband beschriebenen Route durch verschiedene Höhlensysteme in den USA. Diese Nachrichten aus der Vergangenheit dienen in "Cave Crave" als narrativer Rahmen und Tutorial zugleich, denn der Vater gibt dem Sohn immer wieder Tipps, wie er sicher durch die engen Höhlensysteme gelangt.
Das Voice-Acting ist allerdings durchwachsen und nimmt der eigentlich charmanten Idee etwas die Glaubwürdigkeit. Bis auf den Vater – im Verlauf des Spiels kommen noch weitere Charaktere hinzu – klingen die Stimmen meistens etwas laienhaft. Da die Monologe aber ohnehin nur am Anfang und am Ende sowie an wichtigen Checkpoints auftreten, stört das nicht weiter.
Höhlenklettern in VR will gelernt sein
Während der ersten drei Kapitel lernen VR-Höhlenkletterer zunächst, wie sie sich kriechend durch enge Gänge ziehen, das Licht der Helmlampe justieren und mit dem Hammer Hindernisse aus dem Weg räumen. So viel vorweg: Wie in allen VR-Spielen muss man sich auf die Klettermechanik einlassen können. Wer schon in Spielen wie "The Climb" oder den Kletterpassagen in "Horizon Call of the Mountain" nicht das Gefühl hatte, sich wirklich fortzubewegen, wird auch mit "Cave Crave" nicht glücklich.
Grundsätzlich haben die Entwickler sämtliche Spielmechaniken aber gut umgesetzt. Um zu kriechen, müssen Spieler vor sich in den Boden greifen, die Grip-Taste halten und sich vorwärtsziehen. Beim Klettern ist es ähnlich, nur hier schlagen wir vorher einen Pickel in die Felswand und ziehen uns anschließend daran hoch, bevor dieser aus der Wand bricht. Sind wir schnell genug, bleiben die Pickel nach Gebrauch im Fels stecken, und können später wieder verwendet werden – ein cleveres Detail, das auch bei der Orientierung hilfreich ist.
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Nach ein paar Minuten im Dreck fordert der sandige Höhlenboden seinen Tribut an die Ausrüstung. Wer nicht regelmäßig seine Handschuhe säubert, verliert Halt und muss deutlich öfter in den Boden greifen, um vorwärtszukommen. Das kann vor allem bei den kniffligen Engstellen zum Problem werden. Spieler können diese nur passieren, wenn sie ihre Atmung richtig kontrollieren.
Dazu müssen beide Trigger-Tasten gleichzeitig gehalten werden. Löst man eine Taste zu früh oder schafft es nicht rechtzeitig aus der Enge, weitet sich der Brustkorb und unser Protagonist wird das Ende des Tonbands nie hören. Solche Passagen sind nervenaufreibend – nicht wegen Monstern oder Jumpscares, sondern wegen der unangenehmen Enge und der ständigen Luftknappheit.
Orientierung ist der Gegner
Der Abschluss der Tutorial-Höhlen schaltet schließlich das Herzstück von "Cave Crave" frei: das komplexe Höhlensystem "The Gut". Dort sind wir ohne Karte und mit verzweigten Gängen auf die eigene Orientierung angewiesen. Es gibt zwar gelegentlich Tafeln, auf denen wir mit Kreide kleine Skizzen hinterlassen können, dennoch muss man höllisch aufpassen, um sich nicht stundenlang im Kreis zu bewegen.
Für besonders dunkle Stellen gibt es eine Infrarotlampe, die aber nur selten zum Einsatz kommen sollte, da sie den Akku stark belastet. Geht der zur Neige, heißt es: Game Over. Den Ladezustand kann man nur per Blick auf die Armbanduhr ersehen. Ist die Lampe aus, ist es auch um den Junior geschehen. Direkt im Sichtfeld gibt es hingegen keinerlei Anzeigen, was der Immersion guttut. Damit Spieler motiviert bleiben, sämtliche Höhlenverzweigungen zu erkunden, schickt der Vater den Sohn auf kleine Zwischenziele à la "Finde alle Fossilienreste" oder "Markiere sämtliche Tafeln". Das Hauptziel bleibt hingegen immer gleich: "Finde den Ausgang".
Optionaler Horror-Modus fĂĽr Hartgesottene
Der Story-Modus umfasst aktuell vier Kapitel, von denen die ersten drei kaum mehr als Tutorials sind. Nur ein größeres Höhlensystem ist zwar etwas wenig, die Entwickler haben aber bereits weitere Inhalte angekündigt. Neue Karten, Mechaniken und Werkzeuge sollen ab der ersten Juliwoche folgen. Für unseren Durchgang der aktuell verfügbaren Level haben wir keine zwei Stunden benötigt.
Für besonders Mutige bietet "Cave Crave" einen optionalen Horror-Modus, den das Spiel nach dem ersten Kapitel freischaltet. Wer Probleme mit Spinnen hat oder gar an Arachnophobie leidet, sollte hier vorsichtig sein: Während in der Story oder im entspannten Tourist-Modus nur winzige Tierchen unterwegs sind, die man ohne Infrarotlampe gar nicht wahrnimmt, lauert hier eine ganz andere Hausnummer. Riesige Spinnen bewegen sich viel zu realistisch in der Dunkelheit – inklusive Krabbelgeräuschen und fiesem Kreischen, das uns beim Klettern mehr als einmal den Atem stocken ließ.
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Zwischenfazit: Inhaltlich etwas dĂĽnn, aber einen Ausflug wert
"Cave Crave" ist kein Spiel für Eilige. Statt durchzurasen, fordert es Geduld, Aufmerksamkeit und einen guten Orientierungssinn. Die Steuerung nutzt bekannte VR-Mechaniken, ergänzt sie aber um clevere Ideen wie das Atemsystem oder die erforderliche Reinigung der Handschuhe mit einem kleinen Schaber. Grafisch überzeugt das Spiel für Quest-Verhältnisse mit detaillierten Felswänden, stimmungsvoller Beleuchtung und kleinen Details wie krabbelnden Insekten im Sand. Gelegentlich stößt man allerdings auf flache Texturteppiche, die das Gesamtbild etwas trüben. Technisch lief unser Durchlauf weitgehend stabil, einzig beim Übergang zwischen Kriechen, Stehen und Hocken kam es vereinzelt zu kleineren Rucklern. Ein Absturz wegen eines Speicherfehlers blieb die Ausnahme.
Wer Lust auf ein atmosphärisches VR-Erlebnis mit ungewöhnlichem Höhlensetting hat, sollte einen Blick riskieren – sofern Dunkelheit und klaustrophobische Enge keine Ausschlusskriterien sind. Allerdings empfehlen wir, vor dem Kauf auf die bereits angekündigten Inhalte zu warten. In seinem aktuellen Zustand ist "Cave Crave" inhaltlich etwas dünn.
"Cave Crave" ist seit dem 26. Juni 2025 für 14,99 Euro im Meta Horizon Store erhältlich und erscheint am 10. Juli 2025 für die PlayStation VR2.
(joe)