Gasspeicher nur halb voll – trotzdem Entwarnung

Zur Jahresmitte 2025 sind die Gasspeicher nur halb gefĂĽllt. Dies war in den Vorjahren anders. Was sagt die Bundesnetzagentur dazu?

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Der Erdgasspeicher in Rehden ist mit einer Kapazität von 3,9 Milliarden Kubikmetern Erdgas der größte Erdgasspeicher in Westeuropa.

Der Erdgasspeicher in Rehden ist mit einer Kapazität von 3,9 Milliarden Kubikmetern Erdgas der größte Erdgasspeicher in Westeuropa.

(Bild: Sefe)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Angst vor einem Winter mit kalter Heizung oder unbezahlbar hohen Preisen: Das waren vor drei Jahren verbreitete Sorgen, nachdem Russland die Ukraine überfallen hatte und sicher geglaubte Gaslieferwege plötzlich ausfielen oder als unsicher galten. Der Befüllungsgrad der deutschen Gasspeicher wurde plötzlich zum Gradmesser für das Wohlbefinden, sogar im Sommer. Jetzt, im Juli 2025, sieht die Lage komplett anders aus: Die Gasspeicher in Deutschland sind nicht einmal halb voll.

Doch ist das ein Zeichen der Entspannung? Oder eher ein Warnhinweis, weil sich der Fokus der Öffentlichkeit auf andere Themen verschoben hat? Dies fragten wir bei der Bundesnetzagentur nach, die die aktuellen Werte und Daten zur bundesdeutschen Gasversorgung weiterhin auf ihrer Seite veröffentlicht.

Am 28. Juni waren die deutschen Gasspeicher zu 49,86 Prozent gefüllt. Die Kurve zeigt zwar aufwärts und folgt im Verlauf den Vorjahren. Gleichwohl waren die Speicher im Vorjahr zur Jahreshälfte bereits zu 80 Prozent befüllt. Interessant dürfte es im Herbst werden: Das Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) schreibt in Paragraf 35b vor, dass die Füllstände am 1. Oktober 80 Prozent und am 1. November 90 Prozent betragen müssen. Allerdings kann das Bundeswirtschaftsministerium abweichende Regelungen anordnen.

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"Das marktliche Erreichen der Füllstandsziele wird durch die Bundesnetzagentur im Monitoring beobachtet. Soweit die marktliche Befüllung nicht ausreicht, entscheidet das Bundeswirtschaftsministerium über die Angemessenheit von Maßnahmen, orientiert am Kriterium der Versorgungssicherheit", erklärte die Bundesnetzagentur auf Anfrage von heise online. "Derzeit ist nicht von Einschränkungen der Versorgungssicherheit auszugehen. So ist für die Einschätzung der Versorgungssicherheit nicht allein der Speicherfüllstand zu betrachten, sondern zum Beispiel auch die diversifizierte Versorgungssituation Europas über LNG-Terminals, die innerhalb der letzten Jahre verstärkt worden ist."

Die Bundesnetzagentur schätzt die Gasversorgung gegenwärtig als stabil ein. Die Versorgungssicherheit sei gewährleistet, heißt es. Gasspeicher würden grundsätzlich wirtschaftlich getrieben durch Händler und Versorger befüllt und eingesetzt. Der Stand der Speicherbefüllung zu einem spezifischen Zeitpunkt könne daher von aktuellen marktlichen Gegebenheiten abhängen.

Der größte Teil der Gasimporte in Deutschland kommt aus Norwegen. Auch aus Belgien und den Niederlanden trifft viel Erdgas ein. Deutschlands LNG-Terminals verzeichnen auch steigende Importzahlen. Allerdings wird eine größere Menge Gas lediglich durch Deutschland nach Österreich durchgeleitet. Dort ist der Importanteil aus Deutschland deutlich gestiegen, nachdem die Importe aus Osteuropa massiv gesunken sind.

(mki)