Tim Cook: Bekommt der Apple-Boss trotz Problemen mehr Macht?
Apple hat Schwierigkeiten in Sachen KI und Regulierung, neue Produkte kommen nur langsam. Dennoch hat Apples Aufsichtsrat offenbar weiter Vertrauen in CEO Cook.
Tim Cook bei einer Produktvorstellung im September 2022: Bei Keynotes spricht er meistens nur Intro und Outro.
(Bild: Apple / Screenshot YouTube)
Trotz der sich anhäufenden Probleme in einer Reihe von Bereichen, die Apple seit längerem plagen, steht der Aufsichtsrat des Konzerns (Board of Directors) nach wie vor gefestigt hinter Unternehmenschef Tim Cook, der Apple seit 2011 führt. Einer der Gründe dürfte sein, dass es dem Manager, der als Lieferkettenexperte gilt, gelungen ist, Apples Umsatz und Gewinn kräftig zu steigern – und auch der Unternehmenswert ist mächtig gestiegen, um gut 1500 Prozent seit Amtsantritt.
Cook könnte Chairman von Apple werden
Aktuell hat Apple laut einem Bloomberg-Bericht vom Wochenende keinen expliziten Nachfolgekandidaten mehr. Denn Cooks rechte Hand, Chief Operating Officer Jeff Williams, erklärte nun, bis Ende des Jahres in Rente gehen zu wollen. Doch Cook selbst hat dies nicht vor, obwohl er mit 64 Jahren gut drei Jahre älter als Williams ist. Laut Bloomberg hat der Aufsichtsrat nicht das Gefühl, irgendetwas ändern zu müssen. Er sei mit "Cook-Loyalisten" besetzt, die ihn das Geschäft weitgehend so steuern ließen, wie er das wolle.
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Es sei sogar möglich, so Bloomberg, dass Cooks Macht noch größer werde: Board-of-Directors-Chairman Arthur Levinson hat das bei Apple übliche Pensionsalter für Aufsichtsräte längst überschritten und könnte durch Cook selbst ersetzt werden. In der US-IT-Branche ist das nicht unnormal: So ist etwa Satya Nadella von Microsoft nicht nur CEO, sondern auch Chairman, also Aufsichtsratsvorsitzender. Auch Steve Jobs war eine Zeit lang Chairman bei Apple, als er die CEO-Position an John Sculley abgegeben hatte. Das endete allerdings mit dem Rausschmiss von Jobs.
Problemkomplexe bei Apple: Groß, aber lösbar
Das Board of Directors von Apple geht offenbar davon aus, dass es nur Cook gelingen kann, die aktuellen Probleme bei Apple zu lösen – auch wenn er selbst für diese zumindest mitverantwortlich ist. So gibt es Regulierungsdruck auf den App Store und die iOS- und iPadOS-Plattformen in zahlreichen Ländern der Welt, auf den Apple bislang eher eskalierend als deeskalierend reagiert. Es drohen hohe Strafzahlungen und ein Hineinregieren in die Technologie des Konzerns etwa durch die EU. Weiterhin liegt Apple in Sachen Künstliche Intelligenz hinter den großen Konkurrenten zurück, auch wenn der iPhone-Hersteller stets betont, man plane gar keinen ChatGPT-Konkurrenten, sondern setze auf einen ganzheitlichen Ansatz bei KI. Das Problem: Das, was Apple Intelligence aktuell liefert, liegt deutlich hinter dem, was OpenAI, Google oder Anthropic liefern.
Schließlich hat Apple ein Geschwindigkeitsproblem bei der Umsetzung neuer Projekte und Produkte. Foldables bereitet Apple nun schon seit vielen Jahren vor, sie kommen wohl erst nächstes Jahr. Bei echten Augmented-Reality-Brillen müssen User ebenfalls noch warten, während die Vision Pro zwar technisch eindrucksvoll, aber deutlich überteuert und zu unbequem zu tragen ist. Selbst bei Standardprodukten wie dem Mac gibt es Verschiebungen: Zuletzt hieß es, in diesem Jahr komme es zu keinen Aktualisierungen der Rechnerlinie. Schließlich wird Cook gerne und häufig vorgeworfen, seit Apple Watch und Vision Pro keine neue Produktkategorie angestoßen zu haben, stattdessen auf Optimierungen bestehender Produktlinien zu setzen – eine Strategie, die es allerdings schon unter Steve Jobs gab.
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(bsc)