Fehlentwicklungen bei KI: Research-Firma möchte Tim Cooks Ablösung
Die auf Technik und Medien spezialisierte Analystenfirma LightShed Partners übt Kritik am Apple-CEO. Statt einem Logistikexperten müsse ein Produktmensch her.
Apple-Chef Tim Cook im Jahr 2021 bei einer Veranstaltung in Los Angeles.
(Bild: Ringo Chiu / Shutterstock)
Apples Chef Tim Cook erhält zwar nach wie vor viel Lob für seine Unternehmensführung, doch es kommt in letzter Zeit häufiger Kritik von außen. Nachdem ihm der viel gelesene Bloomberg-Apple-Autor Mark Gurman die Verantwortung für aktuelle Probleme des Unternehmens in Bereichen wie Regulierung, KI-Nutzung und Produktinnovationen zugeschrieben hatte, legte nun eine bekannte Research-Firma aus New York mit ihrer Cook-Kritik nach. Und die ist deutlich: Apple solle überlegen, Cook als CEO zu ersetzen, so das Unternehmen LightShed Partners, das sich auf die Analysen in den Bereichen Technologie, Medien und Telekommunikation spezialisiert hat, in einem Bericht an seine Kunden (Paywall).
Dramatische Warnung
Es sei "Zeit für einen neuen Chef bei Apple", schreiben die Analysten Walter Piecyk und Joe Galone. Die Schwierigkeiten, die Apple bei der Umsetzung seiner KI-Strategie hat, werden als Beispiel genannt. Diese stellten "signifikante Risiken für die Firma" dar. "Apple benötigt nun einen auf Produkte konzentrierten CEO und keinen, der sich auf Logistik fokussiert."
Damit ist gemeint, dass Cook vor seinem CEO-Amtsantritt im Jahr 2011 nicht als Produktverantwortlicher, sondern als Chief Operating Officer arbeitete und Apples komplette Lieferkette neu aufgesetzt hatte. Dazu gehörte auch die "Just in Time"-Produktion bei chinesischen Fertigern, die dafür sorgt, dass der Konzern (fast) kein Inventar mehr vorhalten muss und dadurch deutlich effizienter wurde. Gleichzeitig wurde allerdings auch die Produktion in den USA nahezu komplett eingestellt.
Videos by heise
LightShed hält auch die Entwicklung des Börsenkurses der Apple-Aktie für problematisch. Diese ist 2025 mit 16 Prozent im Minus, während andere Tech-Titel wie Meta (plus 25 Prozent) oder Microsoft (plus 19 Prozent) deutlich an Wert gewannen. Sollte Apple in Sachen KI nicht mithalten können, ändert dies laut Ansicht von LightShed die Langzeitausrichtung des Unternehmens "fundamental". Es könne sogar sein, dass Apple dadurch "die Möglichkeit eines Wachstums überhaupt" verliere, so die durchaus dramatische Warnung. "KI wird Branchen in der gesamten Weltwirtschaft verändern – und Apple läuft Gefahr, zu einem ihrer Opfer zu werden."
Apple will keinen Chatbot bauen
Fakt ist: Momentan konzentriert sich Apple darauf, seine Betriebssysteme mit KI-Funktionen zu erweitern. Ganz neue KI-Produkte entstehen bislang nicht. Funktionen wie die Schreibwerkzeuge oder die zwei Bildgeneratoren (Genmoji und Image Playground) sind jedoch genauso wenig revolutionär wie die zuschaltbare direkte Einbindung von ChatGPT in iOS, iPadOS oder macOS. Qualitativ hinkt der Output der Apple-eigenen Modelle hinterher, Konkurrenten wie OpenAI, Anthropic oder Google liefern bessere Ergebnisse.
Gleichzeitig macht der Konzern aber scheinbar keine Anstalten, dies zu ändern: So lehnte Softwarechef Craig Federighi zuletzt offen in einem Interview ab, einen eigenen Chatbot zu entwickeln. Hinzu kommt, dass auch die Entwicklung bei der Sprachassistentin Siri, die im kommenden Jahr ihren 15. Geburtstag feiert, weiter stockt. Erst 2026 sollen hierfür neue, kontextsensitive KI-Funktionen freigegeben werden, doch auch diese werden wohl nicht mit modernen Systemen wie den Sprachmodi von ChatGPT, Gemini und Co. mithalten, glauben Marktbeobachter.
LightShed schrieb seine Analyse als Reaktion auf die angekündigte Pensionierung von COO Jeff Williams, der lange Zeit als möglicher Cook-Nachfolger galt, aber genauso wie Cook über 60 ist. Denn Cook sei zwar "der richtige CEO zum Zeitpunkt seiner Ernennung" gewesen, schreiben Galone und Piecyk. Er habe einen "fraglos großartigen Job" gemacht. Doch sei nun "Zeit für mehr disruptive Veränderungen [bei Apple], nicht weniger".
Empfohlener redaktioneller Inhalt
Mit Ihrer Zustimmung wird hier ein externer Preisvergleich (heise Preisvergleich) geladen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (heise Preisvergleich) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
(bsc)