Starlink: Erstmals Zahlen zur – überraschend niedrigen – Kapazitätsgrenze
In den USA wird darüber diskutiert, für den Breitbandausbau auch auf Starlink zu setzen. Eine neue Analyse weckt Zweifel daran, wie sinnvoll das ist.
(Bild: Starlink)
Wenn über Starlink in einem Areal gleichzeitig auch nur jede zwanzigste Antenne Dateien hochlädt, können pro Quadratmeile nur 6,7 Antennen Geschwindigkeiten von mindestens 20 Mbit/s erreichen. Das sind 2,6 pro Quadratkilometer. Damit immer gleichzeitig jeder zwanzigste Haushalt Downloads mit mindestens 100 Mbit/s erreicht, dürfen pro Quadratmeile nur 19 Antennen betrieben werden, also etwa 7,4 pro Quadratkilometer. Das ist das Ergebnis einer Analyse, die der US-Netzwerkexperte Sascha Meinrath mit einem Team seiner Organisation The X-Lab erstellt und über die zuerst die Washington Post berichtet hat.
Damit funktioniert der Dienst weiterhin am besten, je weniger Menschen ihn in einem Areal benutzen. Die Ergebnisse stellen jetzt infrage, ob es für die US-Regierung wirklich sinnvoll ist, beim umfangreichen Breitbandausbau auf Starlink zu setzen. Zudem zeige es, wer mit einem Starlink-Anschluss zufrieden ist, sollte nicht bei seinen Nachbarn dafür werben, dass die sich ebenfalls eine Antenne zulegen.
Kapazitätsgrenze überraschend niedrig
Für die Analyse musste das Team um Meinrath auf eine Reihe von Annahmen zurückgreifen, weil "die vollständigen technischen Spezifikationen von Starlink nicht öffentlich verfügbar" sind. Deshalb plädiert die Gruppe auch nicht dafür, auf Basis ihrer Arbeit Entscheidungen zu fällen, sondern umfassende Kapazitätsanalysen vorzunehmen, bevor große Summen an Staatsgeld in den Dienst investiert werden. Auf Basis der verfügbaren Daten hat das Team errechnet, ab wie vielen Antennen am Boden die Kapazitätsgrenze erreicht wird. Das ist demnach überraschend früh der Fall.
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Das Starlink darunter leidet, wenn viele Menschen in einem bestimmten Areal den Dienst nutzen, ist nicht neu. Schon 2022 hat das für seine Speedtests bekannte US-Unternehmen Ookla ermittelt, dass die Downloadgeschwindigkeiten bei Starlink deutlich zurückgegangen waren. Schon damals wurde die zunehmende Verbreitung des Diensts dafür verantwortlich gemacht. Bei Starlink werden kleine Antennen für den Hausgebrauch über Internetsatelliten angebunden. Von denen gibt es zwar tausende, in einer geografischen Region ist aber immer nur einer davon für die Anbindungen zuständig. Meinraths Team wollte nun herausfinden, welche Kapazitäten das System eigentlich hat.
SpaceX von Elon Musk baut Starlink seit 2019 auf, fast 8000 aktive Satelliten liefern inzwischen auf allen Kontinenten schnelle Internetverbindungen. Künftig sollen 30.000 Satelliten angeblich vor allem Regionen anbinden, bei denen konventionelle Technik nicht wirtschaftlich ist. Dabei verkauft SpaceX die Antennen bereits nicht mehr in bestimmten Gebieten, weil dort schon zu viele benutzt werden. In den USA steht die Regierung laut der Washington Post davor, dutzende Milliarden US-Dollar für den Breitbandausbau auszugeben, und diskutiert wird unter anderem, ob dafür auch Geld an Starlink gehen sollte. Mit der online einsehbaren Forschungsarbeit will das X-Lab jetzt eine Debatte darüber anstoßen, ob das sinnvoll wäre.
(mho)