iCloud-Hintertür: Britische Regierung sucht nach Ausweg im Konflikt mit Apple

Der "UK Investigatory Powers Act" sollte Apple und andere Nutzer von Kryptografie dazu zwingen, London Zugang zu sensiblen Daten zu geben. Nun gibt es Bewegung.

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  iCloud-Symbol vor dunkler britischer Flagge

(Bild: hyotographics / Shutterstock.com)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Nach massiver Kritik (und juristischen Gegenmaßnahmen) von Apple, weiteren Betreibern von Messaging-Plattformen wie Signal und insbesondere der Involvierung der US-Regierung könnte die Anwendung eines britischen Schnüffelgesetzes nun doch noch scheitern. Wie die Financial Times berichtet, sucht die Regierung von Labour-Ministerpräsident Keir Starmer derzeit nach einem "Ausweg" aus dem Dilemma.

Laut Angaben zweier gut platzierter Behördenvertreter steht Großbritannien kurz davor, einzuknicken. Großbritannien möchte unbedingt eine Hintertür in iOS haben, die auch dazu führen würde, dass die dortigen Schlapphüte Zugriff auf Kundendaten aus den USA (und dem Rest der Welt) hätten. Doch genau das kann sich die US-Regierung laut eigenen Angaben nicht bieten lassen. "Das ist etwas, worüber sich der US-Vizepräsident [JD Vance] sehr aufregt und das muss gelöst werden", so ein Vertreter aus der Technologieabteilung der britischen Regierung zur FT. "Das Innenministerium muss da im Grunde klein beigeben."

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Technologieabkommen zwischen Großbritannien und den USA seien gefährdet, wenn man Apple dazu zwinge, seine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung zu brechen. Für die USA sei dies "eine dicke rote Linie". Die Regierung in Washington wolle nicht, "dass wir mit ihren Techkonzernen Mist bauen". Das Innenministerium sei selbst daran schuld, dass man nun mit dem Rücken zur Wand stehe, so ein weiterer hochrangiger Beamter. "Das ist ein Problem für das Innenministerium, für das es allein verantwortlich ist. Sie arbeiten daran, es zu umgehen."

Das umstrittene Schnüffelgesetz trägt den Namen UK Investigatory Powers Act. Es ist nur für Fachleute zu durchschauen, hinzu kommt, dass seine Anwendung selbst komplett geheim sein soll. Apple konnte also gar nicht öffentlich sagen, dass die britische Regierung eine iCloud-Hintertür will – nur im Vorfeld konnte sich der iPhone-Hersteller wehren. Um zur Brechung der sicheren Verschlüsselung gezwungen zu werden, reicht eine (ebenfalls geheime) "technical capability notice" an ein Unternehmen. Dieses muss dann umsetzen, was das britische Innenministerium verlangt.

Apple hatte zwischenzeitlich erwogen, Großbritannien ganz zu verlassen, um seine Nutzerdaten in anderen Ländern nicht zu gefährden. Im April gelang es dem Unternehmen dann zumindest, die Geheimhaltung des Vorgangs gerichtlich unterbinden zu lassen. Im Februar hatte Apple bereits seine beste iCloud-Absicherung, die sogenannte Advanced Data Protection (ADP) aus Großbritannien abgezogen. Das britische Innenministerium hat Apple mittlerweile vor ein eigenes Tribunal zitiert, um den Konzern zum Einbau der gewünschten Hintertür zu zwingen. Neben Vance hatte sich auch US-Präsident Trump selbst sowie seine Sicherheitsberaterin Tulsi Gabbard massiv kritisch gegenüber den britischen Forderungen gezeigt. "Das geht nicht", sagte etwa Trump. "Das ist etwas, was man nur von China hört."

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(bsc)