Jahrtausende altes Rätsel gelöst: Enger Begleitstern von Beteigeuze entdeckt
Der Riesenstern Beteigeuze wird seit Jahrtausenden beobachtet, schon lange sind seine Helligkeitsschwankungen bekannt. Erst jetzt wurde eine Ursache entdeckt.
Mit ‘Alopeke am Teleskop Gemini North am 9. Dezember 2024 aufgenommenes Bild von Beteigeuze und dem Begleitstern.
(Bild: International Gemini Observatory/NOIRLab/NSF/AURA; Image Processing: M. Zamani (NSF NOIRLab))
Einem Forschungsteam ist es mit einem speziellen Instrument am Gemini-Observatorium gelungen, den vermuteten Begleitstern von Beteigeuze zu entdecken. Dessen Existenz war erst vor wenigen Monaten postuliert worden, gefunden wurde er im Dezember mit einem Gerät namens ‘Alopeke. Das hat die US-Forschungseinrichtung Noirlab mitgeteilt, die die Gemini-Observatorien betreibt. Der noch namenlose Stern kommt demnach etwa auf die anderthalbfache Masse unserer Sonne. Es handle sich wohl um einen heißen, jungen, blauweißen Stern (A- oder B-Klasse), in dessen Kern das Wasserstoffbrennen nicht begonnen hat. Zudem befinde er sich etwa vier Astronomische Einheiten von der Oberfläche des Riesensterns Beteigeuze entfernt und damit innerhalb der Ausläufer von dessen Atmosphäre.
(Bild: International Gemini Observatory/NOIRLab/NSF/AURA;Image Processing: M. Zamani (NSF NOIRLab))
Monate nach Hypothese bestätigt
Dass der Rote Riesenstern Beteigeuze einen Begleiter hat, war erst im Herbst postuliert worden. Damals hat ein US-Forschungsteam erklärt, dass nur dieser die periodischen Helligkeitsschwankungen erklären könnte, die schon lange bekannt sind. Dabei geht es um sich alle sechs Jahre wiederholendes Pulse, die ohne eine externe Ursache auf ein baldiges Ende des Sterns hindeuten würde. Mit dem Instrument ‘Alopeke konnte per sogenannter Speckle-Interferometrie zum prognostizierten Termin dieser extrem leuchtschwache Begleiter entdeckt werden. Es sei das erste Mal, dass ein derart eng um einen gigantischen Riesenstern kreisender Begleiter gefunden wurde, erklärt das Team. Noch bei der Vorstellung der Hypothese seien manche davon ausgegangen, dass solch ein Stern nicht direkt abgebildet werden könnte.
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Beteigeuze ist der Schulterstern des Sternbilds Orion und gehört normalerweise zu den hellsten am Nachthimmel. Mit einer massiven Verdunkelung und danach einer Aufhellung sowie ähnlichen Episoden hat er in den vergangenen Jahren mehrfach für Aufsehen gesorgt. Dass er am Ende seines Lebens angekommen ist, darüber herrscht in der Forschung Einigkeit, die finale Supernova wird aber eigentlich nicht zu unseren Lebzeiten erwartet. Genau dazu gab es aber zuletzt unterschiedliche Prognosen, sogar eine finale Supernova in wenigen Jahrzehnten wurde für möglich gehalten. Die Entdeckung des Begleitsterns dürfte solchen Spekulationen den Wind aus den Segeln nehmen, denn zumindest eine periodische Helligkeitsveränderung geht damit nicht auf Vorgänge im Innern von Beteigeuze zurück.
Die Entdeckung des bislang übersehenen Begleitsterns bei Beteigeuze macht jetzt einmal mehr deutlich, dass auch nach Jahrhunderten an Forschung zu einem astronomischen Objekt Raum für Überraschungen bleibt. Als die Forschungsgruppe um den Astrophysiker Jared Goldberg die Existenz des Begleiters im Herbst postuliert hat, hat sie ihn "Betelbuddy" genannt. Goldberg meinte damals: "Wenn es Betelbuddy nicht gibt, dann heißt es, dass etwas viel Seltsameres vorgeht – etwas, was wir unmöglich mit unserem Verständnis der Physik erklären können." Der nur wenige Monate später geglückte Nachweis wird in dieser Woche im Fachmagazin The Astrophysical Journal Letters vorgestellt.
(mho)