Deutsche machen souveräne IT, nur die Behörden sind von Big Tech abhängig

Finnland führt beim DSI-Ranking, Deutschland schneidet durch die Bank gut ab. Mit der Erhebung will Nextcloud die tatsächliche Verbreitung souveräner IT zeigen.

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Illustration einer deutschen Flagge auf einem Schaltkreis

(Bild: LongQuattro/Shutterstock.com)

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Finnland führt bei souveräner IT-Infrastruktur in Europa, Deutschland folgt auf dem zweiten Platz: Das ist das zentrale Ergebnis des neuen Digital Sovereignty Index (DSI), in dem Nextcloud in über 50 Ländern den Eigenbetrieb von Software fürs File Hosting und Zusammenarbeit, Groupware, Kollaboration und Projektmanagement untersucht hat. Dabei erhielten die Länder einen DSI-Wert, Finnland zum Beispiel 64,5 und Deutschland 53,8. Platz drei geht an die Niederlande (36,32).

IT Summit 2025: Digitale Souveränität – Basis für eine resiliente IT

Ob Cloud, KI oder M365: Kaum ein Unternehmen kommt heute ohne Software und Services aus den USA auf. Angesichts der politischen Verwerfungen seit Beginn der Präsidentschaft von Donald Trump fragen sich immer mehr IT-Verantwortliche: Wie kann ich Abhängigkeiten vermindern und die eigene IT souveräner, resilienter und damit zukunftssicherer aufstellen? Die Antworten gibt es beim IT Summit by heise 2025 am 11. und 12. November in München.

Der Durchschnitt aller EU-Länder lag bei 16,31. Auf schlechte Werte kommen Norwegen (6,35), Belgien (7,15), Dänemark (6,5), Spanien (7,01) und Italien (6,49) – aber auch Lettland (16,63), Estland (18,4) und Litauen (16,1) schneiden nur durchschnittlich ab, obwohl die baltischen Staaten für ihre Digitalisierungsbemühungen bekannt sind. Ebenfalls interessant: Die USA liegen mit einem Wert von 14,88 auf Platz 14. Schlusslicht aller untersuchten Länder ist hingegen Nigeria mit einem Wert von 0,03.

Der DSI unterscheidet auch zwischen verschiedenen Anwendungskategorien: So führt Deutschland zum Beispiel den Bereich Sovereign Data (File Storage) an, während Finnland bei Communication (Chats und Videotelefonie) und Software fürs Projektmanagement heraussticht. Ausgeglichener sind die Bereiche Groupware und Infrastrukturtechnik. Nextcloud betont, dass Deutschland konsistente Werte einfährt, während viele Länder Stärken und Schwächen in bestimmten Kategorien haben. Die USA seien zum Beispiel im Bereich Groupware besonders schlecht vertreten, in Frankreich stechen die Kommunikations-Tools negativ hervor.

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"Die Untersuchung zeigt ein hohes Bewusstsein in Deutschland. Privatpersonen sowie kleine und mittlere Unternehmen nutzen selbst gehostete Technologien, die oft Open Source sind. Behörden sind jedoch nach wie vor weitgehend von großen Technologieunternehmen abhängig. Diese Kluft zeigt, dass die öffentliche Verwaltung stark von ausländischen Big-Tech-Anbietern abhängig ist, während die Bevölkerung und kleine Unternehmen tatsächlich Wert auf digitale Souveränität legen", sagt Frank Karlitschek, CEO und Gründer von Nextcloud.

Die Daten basieren auf einer Untersuchung vom 28. Juli 2025, bei der Nextcloud via Shodan.io im Internet öffentlich verfügbare Server abklopfte. Deren Anzahl wurde mit der Bevölkerungsgröße abgeglichen, der DSI-Wert soll also die Sichtbarkeit von selbst betriebener IT-Infrastruktur in einem Land angeben. Nextcloud weist selbst auf die Schwächen der Untersuchung hin: Server müssen nicht öffentlich sein und deren Anzahl sagt nichts über deren tatsächliche Nutzung aus. Details zur Methodik finden sich auf der Webseite des Reports.

(fo)