Handy- und Social-Media-Verbote: Digital Natives zeigen sich strenger als ältere

Die Postbank Digitalstudie hat Generationenunterschiede unter Eltern ausgemacht. Handy- und Social-Media-Nutzung werden strenger von jüngeren reglementiert.

vorlesen Druckansicht 10 Kommentare lesen
Ein Vater, ein Kleinkind und ein Smartphone

(Bild: Ruslan Galiullin/Shutterstock)

Lesezeit: 5 Min.
Inhaltsverzeichnis
close notice

This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Die Postbank Digitalstudie 2025 hat Eltern unter anderem dazu befragt, wie sie zur Smartphone- und Social-Media-Nutzung ihrer Kinder stehen. Die Mehrheit ist für ein Handyverbot in Schulen. Mit Blick auf verschiedene Eltern-Generationen zeigen sich aber auch Unterschiede bei den Einschränkungen, die Eltern vornehmen. Digital Natives schränken etwa die Social-Media-Nutzung ihrer Kinder stärker ein als die Eltern-Generation davor.

Die Studie unterscheidet zwischen Eltern, die derzeit zwischen 18 und 39 Jahre alt sind – den Digital Natives (DN) – und Eltern, die 40 Jahre oder älter sind; sie werden dort "Digital Immigrants" (DI) genannt. Wie auch schon eine aktuelle Befragung des Bitkom gezeigt hat, nehmen Eltern graduell Nutzungsbeschränkungen von digitalen Endgeräten oder Online-Angeboten wie sozialen Netzwerken für ihre Heranwachsenden vor, abnehmend mit zunehmendem Alter der Kinder.

Digital Natives zeigen sich laut der Studie beispielsweise strenger, wenn es um die Handynutzung vor dem Schlafgehen geht (36 Prozent DN vs. 26 Prozent DI) und schränken die Nutzungszeiten pro Tag auch häufiger ein (40 Prozent DN vs. 28 Prozent DI). Den Digital Immigrants ist es dafür wichtiger, dass Handys nicht während der Mahlzeiten genutzt werden (46 Prozent DN vs. 54 Prozent DI) und setzen auch wesentlich mehr auf die sogenannte "Eigenverantwortung" ohne feste Regeln für die Handynutzung (7 Prozent DN vs. 16 Prozent DI). Mit nur einem Prozentpunkt Unterschied (50 Prozent DN vs. 49 Prozent DI) geben alle befragten Eltern an, dass die Handynutzung während der Schulzeit und dem Lernen von ihnen verboten wird.

Digital Natives setzen in einigen Fragen strengere Regeln für die Handynutzung um.

(Bild: Postbank Digitalstudie 2025)

Dazu befragt, ob sie ein Handyverbot an Schulen sinnvoll finden, bejahen dies 81 Prozent der Befragten. Davon entschieden 49 Prozent "Ja, Handys stören den Unterricht und die Konzentration" und 32 Prozent bejahten ein Verbot, sagten aber auch "es sollte Ausnahmen für bestimmte Situationen geben".

Videos by heise

Zwei Drittel der Befragten erlauben ihren Kindern die Social-Media-Nutzung, allerdings lassen auch hier die Digital Immigrants ihren Heranwachsenden unter 18 Jahren mehr freien Lauf als die Digital Natives. Sie erlauben sowohl mehr tägliche Nutzungszeit (mehr als zwei Stunden täglich, 17 Prozent DN vs. 17 Prozent DI; ein bis zwei Stunden täglich 31 Prozent DN vs. 35 Prozent DI) und sprechen auch weniger Verbote aus, soziale Netzwerke überhaupt oder nur selten nutzen zu dürfen (20 Prozent DN vs. 13 Prozent DI). Die Digital Natives überwachen auch stärker, was ihre Kinder in sozialen Netzwerken machen (48 Prozent DN vs. 35 Prozent DI), während mehr Digital Immigrants dies gar nicht kontrollieren (13 Prozent DN vs. 28 Prozent DI).

Auch in Sachen Social-Media-Nutzung setzen die Digital Immigrants wohl auf mehr "Eigenverantwortung".

(Bild: Postbank Digitalstudie 2025)

Überraschen könnten dementsprechend die Antworten der verschiedenen Eltern-Generationen auf die Frage, ob es eine Altersbeschränkung von 16 Jahren für Social Media geben sollte. Digital Natives stimmten dem zu 55 Prozent zu, Digital Immigrants zu 68 Prozent. Für zu hoch angesetzt halten 32 Prozent der DN und 23 Prozent der DI eine Einschränkung nach Alter, sie aber ansonsten für grundsätzlich richtig.

Den Schnitt für den Einstieg in die Smartphone-Nutzung durch Zugriff auf ein eigenes Gerät ziehen derweil die Digital Natives weiter nach unten. Sie geben Kindern unter 12 Jahren eher ein eigenes Smartphone als die Digital Immigrants (unter 6 Jahre: 6 Prozent DN vs. 2 Prozent DI; 6 bis 8 Jahre: 14 Prozent DN vs. 12 Prozent; 9 bis 10 Jahre: 29 Prozent DN vs. 24 Prozent DI). Spätestens mit zwölf Jahren haben 71 Prozent der Heranwachsenden heutzutage ein eigenes Smartphone, und 44 Prozent der Kinder bis zum Ende der Grundschulzeit.

Kinder von Digital Natives bekommen früher ihr eigenes Smartphone, werden aber auch mehr kontrolliert.

(Bild: Postbank Digitalstudie 2025)

Einen Höchstwert im Jahresvergleich erzielten alle befragten Eltern bei der Selbsteinschätzung. 85 Prozent gaben an, dass sie ein eher gutes oder gutes Vorbild für ihre Kinder in Bezug auf ihre Internetnutzung sind. Im vergangenen Jahr lag der Wert noch bei 79 Prozent, der vormalige Höchstwert von 80 Prozent wurde 2021 erreicht. Wenn sich Eltern selbst als schlechtes Vorbild wahrnehmen, dann, weil sie das Internet zu viel oder eher zu viel nutzen.

Thomas Brosch, Leiter Digitalvertrieb der Postbank, erklärt zu den Ergebnissen: "Viele Eltern wollen ihre Kinder frühzeitig fit machen für die digitale Welt und begleiten diesen Weg bewusst. Das passt zu ihrem wachsenden Selbstverständnis, selbst mit gutem Beispiel voranzugehen. [Sie] setzen besonders beim Lernen und bei Familienzeit wie dem gemeinsamen Essen einen klaren Rahmen. Das Smartphone gehört zum Alltag, aber eben nicht immer und überall."

Für die "Postbank Digitalstudie 2025 – Die digitalen Deutschen" wurden zwischen Mai und Juni dieses Jahres 3.050 Einwohnerinnen und Einwohner befragt, davon 805 Befragte mit Kindern im Haushalt. Um eine bevölkerungsrepräsentative Struktur abzubilden, erfolgte laut Postbank eine Gewichtung der Stichprobe nach Bundesland (Proportionalisierung), Alter und Geschlecht. Als Referenzdatei wurde der Zensus 2022 des Statistischen Bundesamtes zugrunde gelegt. Die Ergebnisse wurden auf ganze Zahlen gerundet. Abweichungen in den Summen lassen sich demnach durch Rundungsdifferenzen erklären.

(kbe)