E-Bike-Startup Cowboy ist wohl gerettet

Nach langer Funkstille hat sich das belgische E-Bike-Startup Cowboy zur eigenen Situation geäußert. Dank eines neuen Investors geht der Betrieb weiter.

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Frau auf hellblauem Cowboy Bike.

Es geht weiter: Der belgische E-Bike-Hersteller Cowboy hat einen neuen Investor gefunden.

(Bild: Cowboy)

Lesezeit: 4 Min.
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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Der belgische E-Bike-Hersteller Cowboy hat die Pleite abgewendet. Wie der Hersteller mitteilt, könne er nach einer schwierigen Zeit eine positive Bilanz ziehen. Zum einen habe sich das Unternehmen eine kurzfristige Finanzierung gesichert, um den Betrieb und die Produktion aufrechtzuerhalten. Zum anderen hat Cowboy mit Unterstützung seiner derzeitigen Investoren und Kreditgeber eine Vereinbarung mit einem neuen Finanzpartner, der Rebirth Group, unterzeichnet. Unklar ist, ob Cowboy langfristig als eigenständiges Unternehmen erhalten bleiben wird.

Die Ankündigung des Unternehmens deutet an, dass es nur knapp an einer Insolvenz vorbeigeschlittert ist und es lediglich neue Investorengelder retten konnten. Dass es Cowboy in den vergangenen Monaten nicht sonderlich gut ging, ließen verschiedene Umstände, wie lange Lieferzeiten und schlechte Kommunikation, vermuten.

Die neuen Vereinbarungen markieren einen Wendepunkt nach der schwierigsten Phase in der Unternehmensgeschichte, teilt Cowboy mit. Das Unternehmen sah sich, wie ein Großteil der Fahrradbranche auch, in den vergangenen zwei Jahren "mit beispiellosen Herausforderungen konfrontiert". Als Beispiele für die Herausforderungen nennt Cowboy das schwindende Interesse an Fahrrädern nach dem Boom während der COVID-Pandemie, sowie Unterbrechungen in der Lieferkette und "eine branchenweite Neukalibrierung".

Zu den großen Herausforderungen kam hinzu, dass Cowboy im Mai seinen ersten E-Bike-Rückruf einleiten musste. Als Grund für diesen nennt Cowboy "eine nicht genehmigte Änderung eines Zulieferers, die eine Untergruppe der Cruiser-ST-Fahrräder betraf". Das Problem habe Cowboy "als schwerwiegend" eingestuft, und man habe schnell gehandelt. Jedoch habe es "die ohnehin schon komplexe Situation zusätzlich belastet".

Durch die kritische Situation im Unternehmen "kam es bei einigen Kunden zu Verzögerungen bei Lieferungen, Ersatzteilen und der Kommunikation", so Cowboy. "Wir sind uns bewusst, wie frustrierend dies gewesen sein muss, und entschuldigen uns aufrichtig dafür," schreibt das Unternehmen.

Zudem meldet Cowboy, dass die ersten Ersatzrahmen von ihrem Lieferanten eingetroffen seien und die erste "Rückrufzentrale" in Betrieb genommen wurde, "weitere Städte werden im Laufe des Sommers folgen", so das Unternehmen.

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Ein Unternehmensprecher erklärte, dass es sich bei den "Rückrufzentralen" oder "Recall Hubs" um regionale Logistiklager handelt, in denen die Kunden ihre Fahrräder abliefern. Cowboy liefert die betroffenen Räder dann an das Montagewerk in der Nähe von Paris. Das Reframing findet dort statt, und das Fahrrad wird nach der Fertigstellung an den ursprünglichen Hub zurückgeschickt.

Wie viele dieser Hubs in Deutschland eröffnet werden, sagt Cowboy nicht. Der Hersteller sagte heise online lediglich, dass Rückrufzentren "in den wichtigsten deutschen Städten eingerichtet werden sollen, wobei "die genauen Standorte und Zeitpläne den betroffenen Kunden direkt mitgeteilt werden. Unser Ziel ist es, die Fahrer zu unterstützen und den Prozess so bequem wie möglich zu gestalten."

Zudem will Cowboy dank der kurzfristig bereitgestellten Finanzmittel mit Betrieb und Produktion allmählich wieder "zur Normalität zurückkehren". Cowboy verspricht, in enger Zusammenarbeit mit dem französischen Partner "noch vor Jahresende den normalen Betrieb wiederherzustellen". Das bedeute, dass das Unternehmen bestellte Fahrräder wieder ausliefern, offene Fälle lösen und das Serviceniveau anheben werde.

Ferner soll durch den neuen Finanzpartner langfristige Stabilität hergestellt werden. Der neue Investor, der E-Bike und Mietrad-Systemanbieter Rebirth Group, ist ein französisches Unternehmen mit Fokus auf Elektromobilität. Die Gruppe hat einige Marken wie Solex, Matra, Easybike, Peugeot (nur die Radmarke) oder Gitane unter seinem Dach.

Die Partnerschaft mit der Rebirth Gruppe ist nicht vollkommen neu: Anfang des Jahres hatte Cowboy angekündigt, die Produktion von Ungarn nach Frankreich zum Fertiger ReCycles umzuziehen. Das ReCycles-Werk in Romilly-sur-Seine gehört seit Oktober 2024 zur Rebirth-Gruppe.

Einige Fragen um Cowboys Zukunft bleiben indes ungeklärt, so ist auch unklar, ob Cowboy weiterhin ein eigenständiges Unternehmen bleibt, oder eine Marke der Rebirth-Gruppe wird. Auf unsere diesbezügliche Frage entgegnete der Cowboy-Sprecher lediglich, dass man dazu weitere Details in einer Statusmeldung im September teilen werde.

Im September plane das Unternehmen auch die Veröffentlichung der Zahlen für das Finanzjahr 2024. Diese hätten schon bis spätestens Ende Juli 2025 vorliegen müssen.

Cowboy ergeht es also nicht wie dem niederländischen E-Bike-Hersteller Vanmoof, das Insolvenz beantragen musste. Für Cowboy-Kunden und Betroffene des Rahmenprogramms ist das eine gute Nachricht.

(afl)