Menschenrechtler fordern von Wikileaks besseren Datenschutz

Amnesty International und vier weitere Organisationen verlangen von der Whistleblower-Website, die noch zur Veröffentlichung anstehenden 15.000 Dokumente zum Afghanistan-Krieg äußerst sorgfältig nach Namensnennungen durchzusehen.

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Fünf Menschenrechtsorganisationen fordern von der Whistleblower-Website Wikileaks, die Sicherheit von Personen besser zu gewährleisten, die in den US-amerikanischen Militär-Dokumenten über den Afghanistan-Einsatz erwähnt werden. Laut einem Bericht des Wall Street Journal sorgen sich Amnesty International, Campaign for Innocent Victims in Conflict (CIVIC), Open Society Institute (OSI), Afghanistan Independent Human Rights Commission und die International Crisis Group (ICG) insbesondere um die Sicherheit von Afghanen, die der US-Armee geholfen haben. Das gehe aus einer E-Mail an Wikileaks hervor.

Die Website hatte im Juli 76.000 Dokumente aus dem Afghanistan-Krieg veröffentlicht, 15.000 sollen noch folgen. Die Menschenrechtler weisen darauf hin, dass die bisherigen Veröffentlichungen für Afghanen, die als Helfer der US-Amerikaner in den Dokumenten ausgewiesen werden, bereits mitunter tödliche Konsequenzen gehabt hätten. Daher sollten alle noch nicht veröffentlichten Dokumente penibler als bisher durchgesehen und alle Hinweise auf Personen entfernt oder verändert werden.

Die Taliban hatten bereits bekannt gegeben, das sie die Dokumente durchsehen, um Kollaborateure bestrafen zu können. Die AIHRC weist darauf hin, dass in diesem Jahr bereits 197 Menschen von den Taliban hingerichtet wurden, im gesamten vorigen Jahr seien es 225 gewesen. Unter den getöteten Zivilisten seien häufig welche, die die afghanische Regierung unterstützt haben. Möglicherweise hätten einige von ihnen auch Kontakt zu den US-amerikanischen oder anderen Truppen in Afghanistan gehabt.

"Die Chefredakteure des Spiegel, der New York Times und des Guardian hatten vereinbart, besonders sensible Informationen aus dem Geheimmaterial – etwa die Namen von afghanischen Informanten des US-Militärs oder Informationen, welche die Soldaten in Afghanistan zusätzlichen Sicherheitsrisiken aussetzen könnten – nicht zu veröffentlichen", hieß es Ende Juli in einem Bericht auf Spiegel online. Das US-Verteidigungsministerium und der afghanische Präsident Hamid Karsai hatten aber nach der Veröffentlichung kritisiert, dass in den veröffentlichten Dokumenten Namen von afghanischen Informanten aufgeführt würden.

Vor der Veröffentlichung weiterer 15.000 Dokumente hatte sich Wikileaks nach eigenen Angaben hilfesuchend an das US-Verteidigungsministerium gewandt, um möglichst die Gefahr auszuschließen, dass unschuldige Informanten namentlich genannt werden. Das Pentagon reagierte mit der Forderung nach Herausgabe sämtlicher Dokumente und der Löschung aller Kopien. In einem Twitterbeitrag drückte Wikileaks seine Unzufriedenheit darüber aus, dass das Pentagon abgelehnt habe, bei der Durchsicht der Dokumente zu helfen. Auch die Medien und Amnesty International würden keine Verantwortung übernehmen wollen. Amnesty hatte laut Wall Street Journal nicht ausgeschlossen, bei der Überprüfung der Dokumente zu helfen, aber auch auf begrenzte Ressourcen verwiesen. (anw)