T-Com zahlt nach Aus von Phonoline Schadenersatz in Millionenhöhe

Abwechselnd sollten technische Schwierigkeiten von T-Com sowie rechtliche Probleme mit den Verwertungsgesellschaften Grund für die wiederholten Fehlstarts von Phonoline gewesen sein -- vom endgültigen Aus profitiert nun T-Online.

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Von
  • Jürgen Kuri

Die Telekom-Tochter T-Com wird nach dem Aus der Online-Musikplattform Phonoline ihren ehemaligen Partnern Schadenersatz in Millionenhöhe zahlen. Außerdem werde das Unternehmen der Musikwirtschaft Entwicklungskosten für Phonoline erstatten, berichtete dpa unter Berufung auf das Handelsblatt. Nach nur knapp einem halben Jahr Laufzeit hatten sich die Partner am Wochenende darauf verständigt, Phonoline wieder vom Netz zu nehmen.

Phonoline war vor rund zwei Jahren von der deutschen Musikwirtschaft und der T-Com als Technikpartner als erstes ambitioniertes Projekt für den Online-Vertrieb von Musik in Deutschland in die Planungsphase gegangen. Das Angebot war als Großhandelsplattform konzipiert und sollte Webanbietern den legalen Vertrieb von Musikstücken ermöglichen. Doch während Anbieter wie der iTunes Music Store des Computerherstellers Apple inzwischen auch hierzulande große Erfolge feiern, war der Start von Phonoline immer wieder verschoben worden.

Abwechselnd sollten technische Schwierigkeiten sowie rechtliche Probleme mit den Verwertungsgesellschaften Grund für die wiederholten Fehlstarts gewesen sein. Selbst zur offiziellen Eröffnung im vergangenen März auf der Computermesse CeBIT waren nicht alle Hindernisse aus dem Weg geräumt -- Bundeskanzler Gerhard Schröder verzichtete daher vorsichtshalber darauf, selbst mit einem Download die Plattform zu starten. Zuletzt sollen mangelnde Kundenakzeptanz und zunehmende technische Schwierigkeiten die Gründe für das Aus gewesen sein.

Das weit gehend erfolglose Prestigeprojekt der Plattenbranche soll nun in den Download-Dienst Musicload der Telekom-Tochter T-Online integriert werden. Diese Plattform war zuvor konzernintern immer wieder kritisiert worden, da die Internet-Tochter der Telekom mit Musicload eine Parallelveranstaltung zu den Vorhaben der Musikindustrie im Konzert mit T-Com betreibe. Kurz vor dem Start von Phonoline auf der CeBIT in diesem Jahr veranstaltete T-Online sogar noch eine große Werbekampagne für Musicload: "So schreibt man Musikgeschichte", trompetete T-Online in überregionalen Tageszeitungen. Zumindest dürfte T-Onlines Musicload nun ein größerer Eintrag in den Geschichtsbüchern der Musikindustrie beschieden sein als dem Projekt der Konzernschwester T-Com. (jk)