RIM bietet Indien Überwachungswerkzeuge an

Nach einem Bericht des Wall Street Journal will RIM der indischen Regierung beim Zugriff auf Blackberry-Nachrichten behilflich sein.

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Blackberry-Anbieter Research in Motion (RIM) hat nach Angaben des Wall Street Journal der indischen Regierung in geheimen Verhandlungen angeboten, Informationen und verschiedene Werkzeuge zum Überwachen von mit Blackberrys verschickten Nachrichten bereitzustellen.

Allerdings bedeutet das nicht, dass die Behörden in Indien künftig alle Nachrichten mitlesen können. Beim Blackberry Enterprise Service werden Nachrichten verschlüsselt versandt, und RIM betont, nicht einmal selbst diese Mails entschlüsseln zu können. Die Behörden sollen sich daher mit Metadaten wie Sender und Empfänger begnügen.

Beim für Privatkunden konzipierten Blackberry Internet Service kommunizieren die Blackberrys mit einem Server beim jeweiligen Mobilfunk-Provider. Diese Nachrichten werden nicht verschlüsselt, sondern lediglich komprimiert – und beim Entpacken dieser Nachrichten dürfte RIM nun der indischen Regierung Beistand leisten.

Indien verlangt von den Mobilfunkanbietern, dass diese der Regierung Zugriff auf die Kommunikation ihrer Kunden geben. 3G-Netze will die Regierung erst zulassen, wenn eine vollständige Abhörmöglichkeit eingebaut ist.

Ob Indien mit den bisherigen Zugeständnissen zufrieden sein wird, ist unklar, die Verhandlungen sind noch nicht abgeschlossen. Indien droht damit, die Blackberry-Dienste zu verbieten.

Auch in Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten steht der Blackberry-Hersteller unter Druck. Diese Länder verlangen ebenfalls Zugang zu den Blackberry-Nachrichten. Laut Wall Street Journal will RIM zwar den Mobilfunk-Providern behilflich sein, nationale Auflagen zu erfüllen, werde jedoch seine Sicherheitsarchitektur nicht überarbeiten und den Regierungen nicht mehr Zugang zu den Nachrichten erlauben als seine Mitbewerber. Die verschlüsselte Kommunikation mittels Blackberry Enterprise Server dürfte somit weiterhin nicht abhörbar sein – der deutsche Innenminister empiehlt Bundesregierung und Bundesverwaltung dennoch, auf die Blackberry-Nutzung zu verzichten.

(ll)