Digitalisierung im Handwerk stockt – hohe Kosten und Sorge um Cybersicherheit

Viele Handwerksunternehmen bieten digitale Services an, es gibt aber noch viel Luft nach oben. Laut Bitkom sorgt sich die Branche aber auch vor Transparenz.

vorlesen Druckansicht 29 Kommentare lesen
Ein Bauarbeiter macht BĂĽroarbeit. Daneben ein Helm.

(Bild: Oselote/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
close notice

This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Die Digitalisierung im Handwerk bleibt eine Baustelle, als Hauptgründe werden hohe Kosten und fehlendes Know-how genannt. E-Mails und Smartphones gehören jedoch in allen Betrieben zum Alltag. Auch Messenger-Dienste werden von 62 Prozent genutzt, 36 Prozent setzen auf Online-Meetings, und jeweils 28 Prozent arbeiten mit Plattformen wie Slack oder Microsoft Teams oder verfügen über eigene Kunden- oder Mitarbeiterportale – ein Viertel nutzt noch das Faxgerät. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage des Branchenverbands Bitkom.

Die rund 500 befragten Handwerksunternehmen bewerten ihren Stand im Schnitt mit der Schulnote 3. Knapp jedes zehnte Unternehmen stuft die eigene Digitalisierung sogar als mangelhaft ein. Dabei gilt der Nachwuchs als Treiber: In mehr als der Hälfte der Betriebe (54 Prozent) helfen Azubis bei digitalen Aufgaben, während 44 Prozent digitale Technologien gezielt einsetzen, um neue Lehrlinge zu gewinnen. 89 Prozent sehen in der Digitalisierung eine Chance, nur 6 Prozent stufen sie als Risiko ein.

Als größte Hürden nennen die Betriebe Sorgen um Datenschutz und IT-Sicherheit (96 Prozent), hohe Energiekosten (81 Prozent), hohe Investitionskosten (69 Prozent) sowie fehlende digitale Kompetenzen bei Mitarbeitern (58 Prozent). Paradox sei, so Bitkom-Chef Bernhard Rohleder, dass viele Handwerksunternehmen über mangelnde Internetversorgung klagten, obwohl Gigabit-Anschlüsse flächendeckend verfügbar seien. Hinzu kommen interne Vorbehalte: Über die Hälfte fürchtet Überwachung oder unwirtschaftliche Abläufe, "weil nichts mehr unter der Hand geht".

Videos by heise

Ein Knackpunkt ist die Transparenz, die digitale Werkzeuge mit sich bringen: Mit Building Information Modeling (BIM) lasse sich nachvollziehen, welche Arbeiten tatsächlich ausgeführt wurden – das erleichtere Reparaturen, erschwere aber intransparentes Abrechnen. Auch neue Technologien wie Drohnen verändern die Arbeit: Viele Dachdecker inspizieren Gebäude, ohne Gerüst oder Leiter aufstellen zu müssen, und nehmen ihre Kunden dabei virtuell mit auf den Flug über das Dach, erklärte Rohleder.

Während die Cloud längst von mehr als der Hälfte genutzt wird, bleibt Künstliche Intelligenz im Handwerk Randthema: Nur vier Prozent setzen sie ein, wobei der Anteil "Iin der Gesamtwirtschaft [...] der Unternehmen, die KI einsetzen, bei 20 Prozent [liegt]", heißt es vom Bitkom auf Anfrage. Am stärksten kommt KI bislang in Produktion, IT, Marketing, Vertrieb und Management zum Einsatz – je nach Bereich in 26 bis 45 Prozent der Unternehmen, wie aktuelle Zahlen des Instituts der Deutschen Wirtschaft zeigen (PDF).

Mehr als 80 Prozent der Handwerksunternehmen beschäftigen sich laut Umfrage nicht mit KI. Dabei glaubt immerhin ein Drittel, dass KI Geschäftsmodelle tiefgreifend verändern wird. Gerade bei der Kommunikation, dem Kundenservice oder Schulungen könnte KI schon heute helfen, den Fachkräftemangel abzufedern, so Rohleder.

(mack)