30 Jahre eBay: Alles begann mit einem defekten Laserpointer

30 Jahre sind für Internetunternehmen ein stolzes Alter. Mit eBay wurde seit 1995 das Ersteigern und Verkaufen im Netz zur Selbstverständlichkeit.

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Symbolbild zu 30 Jahre eBay

(Bild: Montage: heise medien)

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Es gibt kaum jemanden, dem beim Wort "Maggi" nicht sofort die braune, gelb etikettierte Würzflasche einfällt. Ähnlich ist es mit eBay und seinem vierfarbigen Logo: Seit Jahrzehnten steht es für Onlineauktionen schlechthin, obwohl das Unternehmen sich alle Mühe gibt, dieses Klischee aufzuweichen. Manche typischen eBay-Begriffe wie "Geheimer Mindestpreis", "Turbolister" oder "Auktionssniper" haben sich im Lauf der Jahre in den allgemeinen Alltagswortschatz geschlichen.

Das Logo im Lauf der Zeit: Die 2012 eingefĂĽhrte, nicht so ĂĽbermĂĽtig gestaltete Fassung ist bis heute aktuell.

Viele bekannte Marken haben eine Gründungsanekdote, die möglichst knuffig-sympathisch wirkt. Darüber, wie viel historische Wahrheit drinsteckt, zankt sich die Forschung.

Das heute überragend große und an der Börse mit fast 30 Milliarden Euro bewertete Unternehmen eBay bildet da keine Ausnahme: Gründer Pierre Omidyar, so heißt es, habe zunächst für seine Frau eine Sammlertauschbörse schaffen wollen, über die sie mit anderen Fans von PEZ-Figuren Kontakt aufnehmen könnte. eBay sei dann die Folge des enorm wachsenden Bedarfs nach Plattformen solcher Art gewesen.

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Gesichert ist, dass Pierre Omidyar 1967 als Sohn aus dem Iran stammender Eltern in Paris geboren wurde. Als er sechs Jahre alt war, zog die Familie in die amerikanische Bundeshauptstadt Washington, D.C. Er studierte Informatik, schloss 1988 mit dem Rang eines Bachelor of Science ab und arbeitete danach als Entwickler. Omidyar und einige Freunde betrieben ein Unternehmen, das zunächst Ink Development, dann eShop hieß, und verkauften dieses an Microsoft. Anfang der Neunzigerjahre betrieb der seit seiner Jugend von Programmierung faszinierte Mann eine eigene Website namens "Echo Bay Technology Group", unter deren Dach er als Experiment eine kleine Online-Auktionsplattform namens Auction Web einrichtete.

Pierre Omidyar gründete seine Auktionsplattform im Alter von 28 Jahren. Das Foto zeigt ihn 2013 als 46-Jährigen.

(Bild: eBay)

Dort bot Omidyar am 3. September 1995 probehalber einen defekten Laserpointer an. Einige Tage später erhielt ein Käufer den Zuschlag für knapp 15 US-Dollar. Sicherheitshalber wurde er gefragt, ob ihm klar sei, dass er ein nicht funktionsfähiges Gerät ersteigert habe. Der Käufer, passenderweise ein Sammler defekter Laserpointer, hatte kein Problem damit: Die erste Verkaufstransaktion ging über die Bühne.

Und so war vor genau 30 Jahren in San José, Kalifornien, der Startschuss für die Online-Verkaufs- und Auktionsplattform gefallen, die zwei Jahre später eBay hieß. Die Domain eBay.com war für Omidyar zunächst eigentlich nicht die erste Wahl gewesen. Als Heimat für seine Projekte hätte er gern "EchoBay.com" gehabt, doch der Domainname war bereits vergeben. Also wurde es eBay.com.

So meldete sich eBay im Jahr 1996.

Nach kurzer Zeit verdrängte die Auktionsplattform alle anderen Projekte von seiner Website. Er lud Freunde und Bekannte ein, ebenfalls Waren dort anzubieten. Die Gelegenheit sprach sich schnell herum. Schon nach wenigen Monaten soll Omidyar durch Gebühren und Provisionen für Verkäufe mehr verdient haben als in seinem Hauptberuf als Softwareentwickler. Bereits 1996 verzeichnete eBay 40.000 registrierte Teilnehmer, 1997 liefen 200.000 Einzelauktionen pro Monat über die Plattform. Immer stärker zeigte sich, dass nicht jeder Käufer und Verkäufer nur ehrliche Absichten hatte. Es kam zu Konflikten. Als Reaktion führte eBay ein System zur gegenseitigen Bewertung von Teilnehmern ein, das vom Konzept her noch heute besteht.

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Im selben Jahr fand über die Plattform der einmillionste Artikel einen neuen Besitzer – es handelte sich um eine kleine Figur des Sesamstraße-Charakters Big Bird, der in Deutschland Bibo heißt. 1998 machte der Börsengang seines Unternehmens Omidyar zum Milliardär. Der Ausgabepreis für eine Aktie betrug am 24. September 1998 18 US-Dollar. Heute ist eine eBay-Aktie rund 90 US-Dollar wert. Da inzwischen aber vier Aktiensplits stattgefunden haben, würde eine 1998 erworbene Aktie heute das 24-Fache ihres damaligen Wertes repräsentieren, also über 2100 Dollar. Als CEO und Präsidentin des Unternehmens stieg Meg Whitman ein. Sie bekleidete bis 2008 den CEO-Posten und war Mitglied des Board of Directors bei eBay. 2010 kandidierte sie für das Gouverneursamt des US-Bundesstaats Kalifornien. 2011 erklomm sie den Chefsessel von Hewlett-Packard. Bei eBay löste John Donahoe sie 2008 als CEO ab. Er hatte die Position bis 2015 inne. Der aktuelle Unternehmenschef, Jamie Iannone, ist seit 2020 dabei.