Bericht zur Strom-Versorgungssicherheit der Bundesnetzagentur in der Kritik
Die Bundesnetzagentur hat ihren Bericht zu Versorgungssicherheit im Bereich von Elektrizität herausgegeben. Erste Kritik regt sich.
Abgas ĂĽber einem Gaskraftwerk in Bremen.
(Bild: heise online / anw)
Am Mittwoch hat die Bundesnetzagentur ihren Bericht "zum Stand und zur Entwicklung der Versorgungssicherheit im Bereich von Elektrizität" für das Jahr 2025 mit Ausblick bis zum Jahr 2035 veröffentlicht. Erste Kritik folgt prompt vom Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar).
Der Präsident der Bundesnetzagentur (BNetzA), Klaus Müller, sagte dazu: "Die Stromversorgung ist auch in Zukunft sicher, wenn zusätzliche steuerbare Kapazitäten errichtet werden. Unser Monitoring unterstreicht die Bedeutung der von der Bundesregierung geplanten Kraftwerksstrategie. Die weiteren notwendigen Kapazitäten sollten über einen Kapazitätsmechanismus bereitgestellt werden. Außerdem ist es wichtig, dass immer mehr Stromverbraucher flexibel auf Strompreise reagieren."
Der Bericht betrachtet zwei Szenarien, ein ideales Zielszenario und eines mit der Annahme einer verzögerten Energiewende. Die unterscheiden sich darin, wie viel zusätzliche Kapazitäten durch steuerbare Kraftwerke bis 2035 zugebaut werden müssen – einmal sind das 22,4 Gigawatt Leistung, im schlechteren Fall 35,5 Gigawatt. Ziele für den Ausbau von Windenergie- und Photovoltaik-Anlagen tragen zur Erreichung der nötigen Flexibilisierung bei und begrenzen den Bedarf, schreibt die BNetzA im Bericht.
Flexibilisierung auf Angebots- und Nachfrageseite
Flexibilisierung kommt unter anderem auch von den Verbrauchern, die den Strombezug etwa preisabhängig anpassen können, wie Elektroautos, Wärmepumpen oder Elektrolyseure. Die Industrie ist dabei nicht ausgenommen. Explizit erwähnt die BNetzA hier auch Speicher, die in kurzen Zeiträumen "als steuerbare Kapazitäten zur Verfügung stehen". Fehlende Kapazitäten müssten etwa mit Zubau von Gaskraftwerken geschaffen werden. Immerhin empfiehlt die BNetzA, das Flexibilisierungspotenzial so schnell wie möglich nutzbar zu machen. "So ließe sich vermeiden, dass über den in den Szenarien ausgewiesenen Bedarf hinaus noch zusätzliche konventionelle Kraftwerke gebaut werden müssen."
Infrastruktur und Marktvoraussetzungen mĂĽssen dafĂĽr geschaffen werden. Die BNetzA mahnt einen schnellen Netzausbau an. RedispatchmaĂźnahmen bleiben in den kommenden Jahren weiter erforderlich.
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Der BSW-Solar lobt, dass der Bericht "klar die Bedeutung eines schnellen Ausbaus der Solar- und Windenergie für das Erreichen der Klimaziele und auch für die Versorgungssicherheit unterstreicht". Der Verband fordert jedoch eine Überarbeitung dahingehend, "die Potenziale von Batteriespeichern für die Versorgungssicherheit" besser zu berücksichtigen. "Andernfalls würden teure politische Fehlentscheidungen zur Errichtung fossiler Gaskraftwerke riskiert und die Klimaziele gefährdet."
"Während Netzbetreiber bereits heute Zusagen für viele Gigawatt an Speicherkapazitäten erteilt haben und bundesweit Anschlussanfragen in dreistelliger Gigawatt-Höhe vorliegen, bleibt der Bericht bei den Zahlen von gestern stehen und geht sogar realitätsfern von einem Rückbau stationärer Batteriespeicher aus", erklärt der Hauptgeschäftsführer des BSW-Solar demnach dazu. Der Versorgungssicherheitsbericht unterschlage die Großspeicher systematisch und liefere damit kein tragfähiges Fundament für politische Entscheidungen. An die Bundesregierung stellt der Verband die Forderung, "Marktbarrieren für den Speicher-Ausbau nunmehr zügig abzubauen, wie es auch im Koalitionsvertrag vereinbart wurde".
(dmk)