Haftbefehl gegen Wikileaks-Chef wegen Vergewaltigungsverdacht [Update]

Die schwedischen Justizbehörden haben gegen den Gründer des Internetportals Wikileaks, Julian Assange, Haftbefehl wegen Verdachts auf zwei Vergewaltigungen ausgestellt. Assange weist die Beschuldigungen als "haltlos" zurück.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 769 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • dpa

Die schwedischen Justizbehörden haben gegen den Gründer des Internetportals Wikileaks, Julian Assange, Haftbefehl wegen Verdachts auf zwei Vergewaltigungen ausgestellt. Wie eine Sprecherin der Stockholmer Staatsanwaltschaft am Samstag im Rundfunksender SR angab, hatten sich zwei Frauen mit entsprechenden Angaben gemeldet. Assange, der vor gut einer Woche zu einem Arbeitsbesuch nach Schweden gekommen war, wies die Beschuldigung in Mails an führende Stockholmer Medien als "haltlos" zurück. Er kündigte an, von sich aus Kontakt mit der Polizei aufzunehmen. In einer Mitteilung über den Twitter-Account von Wikileaks betonte Assange zudem: "Die Anschuldigungen sind haltlos, und ihre Verbreitung zu diesem Zeitpunkt ist ausgesprochen beunruhigend."

Wikileaks hatte zuletzt durch die Veröffentlichung Zehntausender US-Geheimdokumente zum Afghanistan-Krieg weltweit Schlagzeilen gemacht. Immer wieder hatte es Gerüchte gegeben, dass US-Geheimdienste Julian Assange und seinen Mitstreitern nachstellen. Assange selbst, der mal mit längeren schlohweißen Haaren, mal mit dunklerer Kurzhaarfrisur auftritt, behauptete kürzlich, er lebe zurzeit auf Flughäfen. Selbst in Europa fühlt er sich beobachtet. "Wir haben hier in den letzten Monaten einige Vorfälle entdeckt", sagte der Wikileaks-Chef vor kurzem.

Unklar blieb, ob sich der Australier weiter in Schweden aufhält. Auch die Staatsanwaltschaft wisse das nicht, teilten die Justizbehörden mit. Eine Sprecherin sagte, dass die beiden Frauen keine Anzeige gegen Assange erstattet hätten. Wegen der Schwere der Vorwürfe würde aber auch ohne Anzeige ermittelt. Der Haftbefehl sei wegen Verdunklungsgefahr ausgestellt worden. Assange mailte an die größte schwedische Tageszeitung Aftonbladet: "Natürlich sind die Anschuldigungen über Vergewaltigung unwahr."

Der Wikileaks-Chef hatte bei seinem Besuch in Stockholm unter anderem eine Zusammenarbeit mit der schwedischen Piratenpartei vereinbart. Sie will Wikileaks kostenfrei Server zur Verfügung stellen.

Update: Schwedens Justiz hat den Vergewaltigungs-Verdacht gegen Julian Assange zurückgenommen. Die Behörde hob am Samstagnachmittag den Haftbefehl gegen den 39-jährigen Australier wieder auf, der am Vorabend ausgestellt worden war. Behördensprecherin Eva Finné erklärte: "Es gibt für mich keinen Grund zu dem Verdacht mehr, dass er eine Vergewaltigung begangen hat." (hos)