Forschungseisbrecher "Polarstern 2" erhält weltweit größten 360-Grad-Antrieb

Der Forschungseisbrecher "Polarstern 2" erhält die weltweit größten 360-Grad-Antriebe. Bis das Schiff in See stechen kann, dauert es aber noch.

vorlesen Druckansicht 120 Kommentare lesen
Illustration Polarstern 2

Die Illustration zeigt, wie die "Polarstern 2" nach Fertigstellung aussehen soll.

(Bild: TKMS)

Lesezeit: 3 Min.
close notice

This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Der geplante deutsche Eisbrecher für Klima- und Polarforschung "Polarstern 2" erhält die größten 360-Grad-Schiffsantriebe der Welt. Allein der Propellerdurchmesser des beweglichen Antriebs beträgt fast 5 Meter. Die Verträge mit der beauftragten Schiffswerft ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS), dem Schiffsausrüster Wärtsilä sowie den Schiffsantriebsspezialisten Steerprop und dem technischen Beratungsunternehmen Aker Artic, die gemeinsam den Antrieb bauen und implementieren, sind bereits geschlossen. Die Polarstein 2 wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert.

Im Forschungsschiff "Polarstern 2" sollen zwei SP 160 Pull Arc Azimutantriebe von Steerprop zum Einsatz kommen. Die beiden Antriebe verfügen über Propeller mit 4,8 m Durchmesser und können zum Manövrieren um 360 Grad bewegt werden. Es handelt sich dabei um die derzeit größten elektrischen 360-Grad-Azimutantriebe der Welt. Sie sollen jeweils 9 MW Leistung liefern. Als Hauptantrieb erhält die "Polarstern 2" einen Mittellinienpropeller, der über eine feste Welle in der Mitte des Schiffes angetrieben wird. Der fünfblättrige Festpropeller hat einen Durchmesser von 5,4 m. Gebaut wird der Mittelwellenantrieb von Aker Artic.

Angetrieben wird das Boot von insgesamt vier W31-Motoren von Wärtsilä mit zusammen 33,1 MW diesel-elektrischer Leistung. Zwei der Motoren sind Dual-Fuel-fähig. Sie können sowohl mit Diesel als auch mit grünem Methanol befeuert werden. Die Generatoren des integrierten Hybrid-Elektroantriebssystems sollen besonders geräuscharm arbeiten. Die "Polarstern 2" erhält außerdem ein Batteriesystem zur Energiespeicherung, sodass das Schiff bis zu vier Stunden lang auch ohne Generatoren emissionsfrei operieren kann – etwa um Forschungsarbeiten durchzuführen.

Die ausgestoßenen Emissionen werden durch ein Abgasfiltersystem und einen Katalysator zur Abgasnachbehandlung so gut es geht minimiert. Die akustische Belastung soll ebenfalls gering ausfallen, heißt es vom Alfred-Wegener-Institut (AWI), das mit der Durchführung des "Polarstern 2"-Projektes betraut ist. Es werde die ICES-Richtlinie 209 erfüllt, um die akustischen Auswirkungen auf die Unterwasserwelt möglichst gering zu halten.

Videos by heise

Die "Polarstern 2" soll als Eisbrecher mit ihrer Länge von 160 und Breite von 27 Metern in arktischen Gebieten unterwegs sein, um dort Klima- und Polarforschung zu betreiben. Rund 60 Forscherinnen und Forschern sowie 50 Crewmitgliedern bietet das Schiff Platz. Die "Polarstern 2" soll mit neuer Technik, darunter Unterwasserroboter und Drohnen, das bisherige Forschungsschiff "Polarstern" ablösen, das bereits seit 42 Jahren ihren Dienst verrichtet. Geplant ist, dass die "Polarstern 2" 2030 in Dienst gestellt wird.

(olb)