DB Navigator soll bei der Deutschen Bahn eine neue Heimat bekommen

Weil der Zustand der Deutschen Bahn schlecht sei, will der Bundesverkehrsminister einiges ändern. Was passieren soll und wie, hat er am Montag umrissen.

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Bahnhofsuhr

Bahnhofsuhr - Uhr auf einem Bahnsteig im Bahnhof DĂĽsseldorf Flughafen

(Bild: MediaPortal der Deutschen Bahn)

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"Die Bahn ist in einem schlechten Zustand", konstatierte Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder am Montag. Das dürfe so nicht bleiben. Dafür hat der CDU-Politiker Schnieder in Berlin seine Reformvorschläge für die Bahn vorgestellt. "Zuverlässig, pünktlich, sicher und sauber", lautet das Mantra, das Schnieder seit Wochen wiederholt.

Während der Minister zum einen die Pünktlichkeitsvorgaben absenkte, stellte er am Morgen in Berlin nicht nur seine "Agenda für zufriedene Kunden auf der Schiene" vor. Schnieder brachte auch zwei Gesichter mit, die das umsetzen sollen: Evelyn Palla als neue Bahnchefin und mit Dirk Rompf einen Kandidaten für die Spitze der Infrastrukturgesellschaft InfraGo, die etwa für Schienen, Bahnhöfe, Leit- und Signaltechnik (LST) und auch die Glasfasernetze der Bahnstrecken zuständig ist. Die Infrastrukturtochter der Bahn soll künftig noch unabhängiger vom DB-Konzern werden.

Ein Teil der Zuständigkeiten betrifft auch die Kunden: "Wir werden den DB Navigator als Plattform für alle bei der gemeinwohlorientierten InfraGo anbieten", kündigte Schnieder an. Damit soll offenkundig die Entkopplung der Infrastrukturdienstleistung Bahnverkehr und dem Konzern Deutsche Bahn weiter vorangetrieben werden. Was das konkret für die Nutzung der App und die Verknüpfung etwa mit Diensten wie BahnBonus oder der BahnCard bedeutet, ist derzeit noch offen.

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An mehr Digitalisierung sollen sich die Bahnkunden auch an anderer Stelle gewöhnen: Mit noch mehr Videoüberwachung, aber auch mehr Sicherheitspersonal, sollen die ebenfalls von der InfraGo betriebenen Bahnhöfe und Haltepunkte sicherer und sauberer werden und damit auf Schnieders Ziel der Kundenzufriedenheit einzahlen.

Die Potenziale der Digitalisierung müssten Schritt für Schritt auf der Schiene erschlossen werden, sagte der designierte InfraGo-Chef Dirk Rompf. Das betreffe Stellwerke, stabiles 5G-Netz genauso wie Planungs- und Steuerungswerkzeuge. 10 Milliarden Euro stehen bis 2029 aus dem Sondervermögen Infrastruktur des Bundes dafür zur Verfügung. Noch bahneigenen Berechnungen würde der Investitionsbedarf bei der Digitalisierung der Bahn aber einen hohen zweistelligen Milliardenbetrag betragen – je nachdem, was genau mit eingerechnet wird.

Leit- und Signaltechnik wie digitale Stellwerke oder die Sicherungssysteme in der Schieneninfrastruktur sind dabei nur ein Teil der Kosten – das rollende Material wie Triebwagen, Lokomotiven und Waggons sind bislang in weiten Teilen ebenfalls nicht fit für das neue Zeitalter und müssten ausgetauscht oder modernisiert werden.

Wie das aber genau aussehen soll, konnte Minister Schnieder jetzt noch nicht skizzieren. Denn in seiner Bahn-Agenda ist hier vorerst nur eine Ankündigung: Erst im nächsten Jahr soll der verbindliche Vorschlag für die Digitalisierung der Bahn vorgelegt werden – solange soll die Branche und vor allem die InfraGo ein Konzept erarbeiten. Auch die Frage, wie genau der weitere Ausbau des den GSM-Zugfunk ablösenden Future Railway Mobile Communications System (FRMCS) und der 5G-Ausbau entlang der Bahnstrecken weiter verzahnt werden können, soll mit einem weiteren Konzept beantwortet werden.

Hier wurden in der Vergangenheit immer wieder große Pläne angekündigt, die teilweise auch getestet wurden. In der Praxis der Bahnkunden allerdings ist bislang noch wenig davon angekommen. Derzeit wird im Rahmen der Sanierung der Strecke Hamburg-Berlin ein Pilotprojekt für einen gemeinsamen FRMCS- und 5G-Kundenfunkbetrieb mehrerer Anbieter an bahneigenen Masten entlang der Strecke gebaut.

(mho)