Hands-on: Nokia N8

heise online hatte Gelegenheit, einen detaillierten Blick auf ein Vorserienmodell des Nokia N8, dem ersten Nokia-Smartphone mit dem neuen Mobilbetriebssystem Symbian 3, zu werfen.

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heise online hatte Gelegenheit, einen genauen Blick auf ein Vorserienmodell des Nokia N8, dem ersten Nokia-Smartphone mit dem neuen Mobilbetriebssystem Symbian 3, zu werfen. Mit knapp 140 Gramm liegt es gut in der Hand, das Gehäuse besteht aus einem ausgefrästen Alu-Block. Auf einen Akkudeckel hat Nokia verzichtet. Um den Akku zu wechseln, muss man zwei Torx-Schrauben lösen und den unteren Teil des Gehäuses entfernen. Nokia gewährt auf den verbauten Standard-Akku 12 Monate Garantie. Für die SIM und eine microSDHC-Speicherkarte gibt es je einen Einschub an der linken Seite des Smartphones.

Auf der rechten Seite findet man die üblichen Tasten zur Lautstärkeregelung, den Schiebetaster für die Displaysperre und einen zweistufigen Kamera-Auslöser, dessen Schaltstufen gut fühlbar sind. Unter dem Display ist lediglich eine Menütaste untergebracht, alles andere steuert man über den mäßig empfindlichen kapazitiven Touchscreen, der eine Auflösung von 640 × 360 Pixel hat. Am oberen Rand hat Nokia eine HDMI-Buchse (Typ C) untergebracht. Auf einem angeschlossenen Fernseher werden außer Bildern und Videos auch alle Menüs und sonstige Displayinhalte in guter Qualität wiedergegeben. Alternativ gibt das N8 ein analoges Composite-Videosignal über die 3,5-mm-Klinkenbuchse aus.

Auf den ersten Blick hat sich an der Bedienoberfläche nicht viel geändert, allerdings fühlt sich die Fingerbedienung deutlich flüssiger an als auf Vorgänger-Modellen wie dem X6. Statt einem bietet sie drei Startbildschirme, zwischen denen man per Fingerwisch wechselt. Ein Druck auf die Menütaste ruft das gewohnte Hauptmenü auf. Das Scrollen funktioniert beim N8 sehr flüssig, zum Starten einer Anwendung reicht ein einziges Antippen; bisher benötigte man dazu ein Doppeltipp auf das jeweilige Icon.

Ganz frei belegbar sind die Startbildschirme nicht: Nokia stellt verschiedene, per Drag & Drop verschiebbare Widgets in Bildschirmbreite zur Verfügung; sechs davon passen übereinander. Sie weisen etwa auf neue E-Mails oder Nachrichten aus Facebook & Co. hin. Ein anderes nimmt die vier vom Anwender bevorzugt verwendeten Programme auf – will man allerdings eins davon innerhalb des Widgets verschieben, klappt dies nicht per Drag & Drop: Man muss das Einstellungsmenü des Widgets bemühen, den unpassenden Eintrag löschen, den gewünschten hinzufügen und den Vorgang beim nächsten Eintrag wiederholen.

Der Taskmanager, der wie gewohnt nach langem Druck auf die Menütaste erscheint, zeigt laufende Programme nun ähnlich dem Palm Pre in einer Kartendarstellung mit verkleinerter Darstellung der jeweiligen Bildschirmausgabe. Zum Beenden braucht man nur auf ein X am rechten oberen Rand der Karte zu tippen. Bei der Multimedia-Coveranzeige bemerkt man, dass Nokia einen schnellen Prozessor verbaut hat: Sie beeindruckt durch sehr flüssige und ruckelfreie Animation.

Nokias erstes Smartphone mit dem kommenden Symbian-Betriebssystem besticht vor allem durch seine Multimedia-Fähigkeiten.

Bei Nokias Web-Browser hat sich wenig getan, wenn man davon absieht, dass er nun Multitouchgesten zum Zoomen kennt und recht zügig darauf reagiert, doch nicht so flüssig wie das iPhone oder aktuelle Androiden. Für Nachrichten aus Facebook & Twitter steht ein gemeinsamer Client zur Verfügung, weitere soziale Netzwerke sollen folgen – als nächstes steht StudiVZ auf der Agenda. Das N8 unterstützt verschiedene E-Mail-Anbieter, einen gemeinsamen Mail-Eingang besitzt es jedoch nicht.

Ein besonderes Highlight des N8 ist die eingebaute 12-Megapixel-Kamera mit Zeiss-Optik und einem brauchbaren Xenon-Blitz. Der Autofokus arbeitet sehr schnell und dennoch genau; zum Scharfstellen und Auslösen braucht die Kamera weniger als eine halbe Sekunde und taugt damit gut als Schnappschusskamera. Praktisch sind die verschiedenen Motivprogramme inklusive Gesichtserkennung. Die Qualität der Fotos liegt auf dem Niveau digitaler Kompaktkameras, die Bilder sind scharf, zeigen stimmige, recht kräftige Farben und gute Details. Nur das schlecht gefilterte Rauschen in dunklen Bereichen fällt negativ auf. Bei den ebenfalls scharfen HD-Videos (720p-Auflösung 1280 × 720) fallen kaum Artefakte auf, dafür aber ein leichtes Ruckeln (25 Bilder pro Sekunde).

Mit dem N8 könnte Nokia den Anschluss an iPhone 4 und aktuelle Androiden wieder herstellen, einige Ruckler und Unstimmigkeiten werden bis zum Marktstart sicher noch verschwinden. Unser Testgerät war jedoch sowohl bei der Hardware als auch bei der Software schon nah am Serienzustand. Software-Aktualisierungen erhält das N8 über ein eingebautes Update-Programm. Die auf Symbian 3 folgende nächste Version, Symbian 4, wird es jedoch für das N8 nicht geben – in dieser Beziehung könnte sich Nokia noch mal bei Android und Apple umsehen. (ll)