Gefragteste Behördenleistungen nur in 10 Prozent der Kommunen digital verfügbar

Digitalisierung der Behörden bleibt eine Großbaustelle: Nach wie vor sind viele Leistungen nicht online verfügbar. Die Bürger wünschen laut Bitkom mehr Tempo.

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(Bild: Chokniti Khongchum/Shutterstock.com)

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90 Prozent der Bürgerinnen und Bürger wünschen sich in Deutschland eine schnellere Digitalisierung der Verwaltungsleistungen. Das geht aus einer Umfrage des Branchenverbands Bitkom hervor. Rund 80 Prozent meinten demnach auch, dass Deutschland bei der Digitalisierung von Städten und Gemeinden noch viel vom Ausland lernen könne. 72 Prozent sahen deutsche Behörden als Nachzügler. Und nur 13 Prozent hätten überhaupt schon mal eine Verwaltungsleistung digital beantragt.

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Eine Analyse des Bitkom zeigt Bewegung, aber auch noch reichlich Luft nach oben beim Digitalisierungsfortschritt: Demnach werden derzeit 343 von 579 Verwaltungsleistungen digital angeboten – teilweise flächendeckend, teilweise aber auch nur in einer einzelnen Kommune. 199 davon seien in mehr als der Hälfte der deutschen Städte und Gemeinden umgesetzt, 165 flächendeckend. 230 Leistungen nach dem Online-Zugangsgesetz (OZG) seien bislang aber noch gar nicht digital verfügbar.

Das 2017 beschlossene OZG verpflichtet Bund, Länder und Kommunen prinzipiell, ihre Verwaltungsleistungen auch digital anzubieten. Übergeordnetes Anliegen ist es, eine sichere, schnelle und nutzerfreundliche Interaktion zwischen Bürgern, Unternehmen und der Verwaltung zu ermöglichen. Eigentlich sah das ursprüngliche OZG vor, dass 575 Leistungsbündel rund ums E-Government bis Ende 2022 flächendeckend online bereitgestellt werden sollten – ein Ziel, von dem Bund, Länder und Kommunen nach wie vor weit entfernt sind.

Bei den 13 besonders nachgefragten Behördenleistungen – den sogenannten Fokusleistungen – sind laut Bitkom bislang das Bürgergeld und die Einbürgerung flächendeckend digital verfügbar. Nur in zehn Prozent der Kommunen stünden tatsächlich alle der 13 Leistungen digital bereit.

11 von 14 üblichen Verwaltungsleistungen wie die Verlängerung des Ausweises oder die An- und Abmeldung sowie Beantragung des Führerscheins würden die Bürgerinnen und Bürger laut Umfrage auch lieber online als vor Ort auf einer Behörde erledigen. Hauptgrund für den persönlichen Behördengang sei meist, dass die nachgefragte Leistung nicht online verfügbar oder das persönliche Erscheinen gefordert war (66 Prozent). Weitere 12 Prozent hätten es zuerst online versucht, aber technische Probleme gehabt. Nur 8 Prozent hätten sich direkt für persönliches Erscheinen entschieden, weil sie Beratung benötigten.

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Allerdings gibt es Leistungen, die die Befragten auch lieber direkt in Anspruch nehmen: Eheschließungen (67 Prozent), Anzeigen (55 Prozent) und Scheidungen (52 Prozent) erledigt die Mehrheit lieber vor Ort statt online. Befragt wurden den Angaben nach 1.005 Personen in Deutschland ab 18 Jahren, laut Bitkom ist die Umfrage repräsentativ.

Häufigster digitaler Kontakt mit einer Behörde sei die Online-Terminvereinbarung für den persönlichen Amtsbesuch. 54 Prozent hatten schon einmal Mail-Kontakt, 36 Prozent haben ein Kontaktformular auf der Website ausgefüllt. Sprechstunden per Videocall und Chatbots haben lediglich 7 Prozent schon einmal genutzt. Fast ein Viertel (24 Prozent) hatte laut der Umfrage noch nie digitalen Behördenkontakt.

Insgesamt sind laut Bitkom viele der Befragten unzufrieden mit der Verwaltung. 85 Prozent beklagen, dass Behörden grundsätzlich zu lange brauchen, um ein Anliegen zu bearbeiten. Die Zufriedenheit zum Beispiel mit der Online-Beantragung von Verwaltungsleistungen ist zwar im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen, liegt aber immer noch bei nur 37 Prozent (2024: 30 Prozent). Andere Aspekte wie die Online-Terminvereinbarung erreichten aber schon einen Zufriedenheitswert von 70 Prozent.

Als Verbesserung würden sich 82 Prozent etwa wünschen, dass der aktuelle Bearbeitungsstand eines Antrags sichtbar wäre. 71 Prozent befürworten einen stärkeren Datenaustausch zwischen Behörden, damit sie nicht immer wieder dieselben Angaben machen müssen. Und fast zwei Drittel unterstützen den Vorschlag, dass der Kontakt zu Behörden weitgehend nur noch digital möglich sein sollte, um Kosten zu sparen und Abläufe effizienter zu machen.

Drei Viertel wünschten sich außerdem mehr Ausgaben des Staates für die Digitalisierung der Verwaltung. Und etwas über zwei Drittel würden begrüßen, dass der Bund mehr Einfluss auf die Digitalisierung von Ämtern und Behörden in Ländern und Kommunen bekommt. Nur 51 Prozent gehen aber davon aus, dass es der aktuellen Regierung wirklich gelingen wird, die Digitalisierung der Verwaltung deutlich voranzubringen.

(axk)