Problem Workslop: Wie KI-Einsatz die Produktivität in Firmen erstickt
KI-Einsatz in Unternehmen zeigt weniger positive Effekte als erwartet. Forschende haben den "Workslop" genauer untersucht – mit erschreckenden Ergebnissen.
(Bild: sabthai/Shutterstock.com)
Obwohl immer mehr Unternehmen auf KI setzen und die Zahl der KI-Tools ebenfalls massiv gestiegen ist, scheint das kaum positive Effekte zu haben. Einer Studie des MIT Media Lab zufolge haben 95 Prozent der befragten Unternehmen keine messbaren positiven Auswirkungen verspĂĽrt.
KI in Firmen: Hohe Investitionen, kaum Gewinne
Bei 30 bis 40 Milliarden US-Dollar, die von Unternehmen in generative KI investiert wurden, waren demnach in nur fünf Prozent der Anwendungsfälle Einnahmen im Millionenbereich zu verbuchen. In Zusammenarbeit mit dem MIT Media Lab ist jetzt ein Forschungsteam von Betterup Labs möglichen Gründen nachgegangen.
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Laut den Forschern besonders problematisch erwies sich bei genauerem Hinschauen ein Phänomen, das sie – analog zum sogenannten AI Slop – Workslop nennen. Darunter werden KI-generierte Dokumente (Texte, Berichte, Slides) verstanden, die schnell erstellt sind und gut aussehen mögen. Für diejenigen, die damit weiterarbeiten müssen, bedeuten sie aber Mehrarbeit.
40 Prozent haben KI-Workslop erhalten
Im Rahmen einer noch nicht abgeschlossenen und unveröffentlichten Studie haben 40 Prozent der über 1.000 befragten US-Angestellten bestätigt, dass sie im abgelaufenen Monat solchen Workslop (ungefähr: "Arbeitsabfall") erhalten haben. Zu einem großen Teil tritt das Phänomen unter den Mitarbeitern selbst auf.
Das Workslop-Problem betrifft aber auch Vorgesetzte, etwa, wenn sie Berichte von Untergebenen erhalten. Oder wenn die FĂĽhrungsebene selbst mit KI generierte Inhalte verschickt.
Workslop bedeutet zusätzliche Arbeit
Für die Empfänger dieser Art von Dokumenten bedeutet dies, dass sie zunächst erst einmal verstehen müssen, was konkret ein solcher Inhalt bedeuten soll – und was sie damit anfangen sollen. Im schlimmsten Fall müssen die Empfänger selbst neu recherchieren und die Arbeit wiederholen.
Oder sie schicken das Ganze zurück und fordern eine neue Version an. In jedem Fall bedeutet Workslop zusätzliche Arbeit – und damit auch zusätzliche Kosten für das Unternehmen.
Laut den Forschern kann Workslop pro Person und Monat mit bis zu 186 Dollar zusätzlich angesetzt werden. Bei größeren Unternehmen kann das schnell in die Millionen gehen.
Stimmung und Zusammenarbeit im Team leiden
Das Problem geht aber tiefer. Denn es untergräbt die Stimmung und das Level der Zusammenarbeit in den Teams. Personen, die Workslop erhalten, sind nicht nur über die Maßen verärgert, sie fühlen sich verwirrt oder angegriffen. Sie verändern auch ihre Wahrnehmung der Kollegen.
Kollegen, die Workslop verschicken, werden von rund der Hälfte der Empfänger als weniger kreativ, fähig und zuverlässig empfunden. In etwas geringerem Ausmaß werden zudem Vertrauen und Intelligenz abgesprochen. Und: Ein Drittel möchte in Zukunft weniger mit solchen Kollegen zusammenarbeiten.
Führungskräfte sollten das Thema angehen
Die Forscher wiegeln das Ganze allerdings auch selbst etwas ab. Schließlich habe es auch schon vor KI weniger arbeitsfreudige oder fähige Mitarbeiter gegeben. Das Ganze ist allerdings ein Problem, das Führungskräfte im Auge behalten sollten.
Laut dem Forschungsteam sollte die FĂĽhrungsebene einen durchdachten und sinnvollen KI-Einsatz entwickeln und die Mitarbeiter entsprechend schulen. KI sollte als Werkzeug fĂĽr eine gute Zusammenarbeit eingesetzt und nicht als AbkĂĽrzung verstanden werden.
Dieser Beitrag ist zuerst auf t3n.de erschienen.
(jle)