"Ghost of Yotei": Wenn der Wind weht

Im Open-World-Abenteuer "Ghost of Yotei" begleiten die Spieler eine Kriegerin auf einem blutigen Rachefeldzug durch das Japan des frĂĽhen 17. Jahrhunderts.

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Screenshot aus Ghost of Yotei

(Bild: Sony)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Andreas MĂĽller
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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Episch, blutig, verträumt: "Ghost of Yotei" ist ein Spiel der Gegensätze. In einem Moment metzeln wir uns mit Hauptfigur Atsu durch die Gegner und im anderen Moment reiten wir durch scheinbar endlose Wiesen und beobachten wehende Blätter im Wind oder spielen auf der Laute unsere Lieder. Wer will, kann dazu den schon aus dem Vorgänger bekannten Kurosawa-Modus in Schwarz-Weiß einschalten.

"Ghost of Yotei" ist einer der groĂźen Exklusiv-Titel der PS5. Ein ausuferndes Open-World-Action-Spektakel mit all dem Bling Bling, das einen AAA-Titel ausmacht. Am Ende standen ĂĽber 70 Spielstunden auf unserem Konto. Etliche Schlachten wurden geschlagen, Waffen aufgewertet und zahllose Geheimnisse entdeckt. Um alles zu erkunden, sollten sich die Spieler Zeit nehmen. Sucker Punchs Samurai-Rache-Epos ist kein Spiel fĂĽr zwischendurch.

Wir lernen Hauptfigur Atsu als verbitterte junge Frau rund 300 Jahre nach den Ereignissen des Vorgängers "Ghost of Tsushima" kennen. Ihre Familie wurde vom bösen Fürsten Saito und seiner Bande der "Yotei-Sechs" brutal niedergemetzelt. Nur mit Mühe gelingt Atsu die Flucht. 16 Jahre später ist sie ein kriegsgestählte Schwertkämpferin, die auf ihre Heimatinsel Ezo zurückkehrt, um blutig Rache zu nehmen. Doch in der Landschaftsidylle oder auf eisigen Bergpfaden erwarten sie nicht nur skrupellose Gegner, sondern auch einige Überraschungen, die ihre Rachegelüste in Frage stellen.

"Ghost of Yotei" im Test (5 Bilder)

Blutiger Rachefeldzug: "Ghost of Yotei" entfĂĽhrt die Spieler in das dunkle Herz einer verbitterten Kriegerin. (Bild:

Heise Medien

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Die Fans bekannter PS5-Exklusivtitel wie "God of War" oder "Horizon" erkennen schnell das Erzählmuster: Ein Team zusammenstellen, das der Heldin im Kampf gegen das Böse hilft. Hier sind es Ausgestoßene, Einsiedler und nicht zuletzt eine Wölfin, die sich mit Atsu zu einem "Wolfsrudel" zusammenschließen. Atsu bleibt aber der einzige spielbare Charakter. Sie ist eine Anti-Heldin mit Ecken und Kanten: brutal, verletzlich, verschlossen. Nur die klischeehafte Rache-Story wirkt anfangs arg strapaziert.

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Das Spielprinzip hat sich im Vergleich zum Vorgänger "Ghost of Tsushima" kaum geändert. Die Spieler arbeiten als Atsu den übliche Open-World-Workload ab, während ein Krieg tobt und die Heldin die Bösen jagt. Atsu entdeckt Dörfer und hilft den Bewohnern, räumt feindliche Lager aus und duelliert sich mit wagemutigen Kriegern. Das große Spektakel ist den Story-Missionen vorbehalten. Hier verteidigt sie Burgen oder flüchtet auf dem Pferd vor den Pfeilen ihrer Gegner. Der Höhepunkt sind knackige Bosskämpfe gegen äußerst widerspenstige Gegner, bei denen Atsu Taktiken und Waffen ständig wechseln muss.

Es gibt keine Erfahrungspunkte, mit denen Atsu aufsteigt. Stattdessen entscheidet die Wahl der Waffen und die Ausrüstung über ihre Kampfkraft. Ein Schwert wie ein Katana ist da nicht allmächtig. Oft bringt sie erst mit einem mächtigen Odachi-Schwert große Gegner ins Taumeln oder bekämpft Speer mit Speer. Mit einer Kettensichel wie dem Kusarigama zieht sie feindliche Samurai zu sich, um sie schnell auszuschalten oder zertrümmert Schilde. Pfeile oder Bomben kontrollieren größere Gegnergruppen.

Rüstungen und Talismane liefern Bonuseffekte und bei Meistertrainern und Altären lernt Atsu neue Fähigkeiten. So kann sie bald mit dem Katana die Gegner entwaffnen oder sie mit ihrem Speer aufspießen. Ähnlich wie beim großen Konkurrenten "Asassin's Creed: Shadows" dringt Atsu auch in feindliche Lager ein und erledigt ihre Gegner aus dem Hinterhalt.

Abseits der Kämpfe macht sich Atsu auf die Suche nach Altären, um Fähigkeiten zu lernen, oder hilft ihre Wölfin bei der Befreiung ihrer Artgenossen. Bald wird das Band zwischen Mensch und Tier stärker. Die Wölfin hilft Atsu dann im Kampf und rettet sie vor dem sicheren Tod. Wie schon im Vorgänger führen Füchse unsere Heldin zu neuen Talismanen. An Bambusstämmen gewinnt sie nach einer kleinen Geschicklichkeitsprüfung sogenannte "Geist"-Punkte, die sie für ihre Fähigkeiten benötigt. Ein bisschen Crafting darf natürlich nicht fehlen. In ihrem Lager stellt Atsu neue Munition her und beim Schmied und der Bogenmacherin verbessert sie ihre Ausrüstung.