Deutscher Pflegerat fordert Pflege-Informatik-Initiative
Die Digitalisierung in der Pflege soll weiter vorangetrieben werden. Dazu fordert der Deutsche Pflegerat eine Pflege-Informatik-Initiative.
(Bild: TippaPatt/Shutterstock.com)
Der Deutsche Pflegerat (DPR) will die Digitalisierung der Pflege beschleunigen. Ziel ist es, pflegerische Daten für die Digitalstrategie des Gesundheitssystems zu nutzen und damit evidenzbasierte Versorgung, Forschung und politische Steuerung zu ermöglichen. Dazu hat der DPR ein umfassendes Expertenpapier für eine Pflege-Informatik-Initiative (PII) vorgelegt. Dabei soll die PII nicht in Konkurrenz mit der bereits bestehenden Medizininformatik-Initiative stehen, sondern sei eine Erweiterung.
Laut DPR fehlt es bislang an validen, interoperablen Pflegedaten. "Mit der Pflege-Informatik-Initiative schließen wir diese Lücke und schaffen die Basis dafür, dass pflegerische Daten sowohl für primäre Zwecke wie Versorgung und Steuerung als auch für sekundäre Zwecke wie Forschung, Public Health und Qualitätspolitik im Sinne der Logik pflegerischen Handelns nutzbar werden", sagt Thomas Meißner, Leiter der Fachkommission Digitalisierung in der Pflege im DPR.
Standardisierte Datensätze und neue Infrastruktur
In einem Kerndatensatz Pflege (KDP) sollen Routinedaten, Qualitätsindikatoren und Forschungsergebnisse strukturiert zusammengeführt werden. Ergänzend fordert der DPR den Aufbau spezialisierter Pflege-Datenintegrationszentren, die komplementär zur Medizininformatik-Initiative arbeiten, aber pflegespezifische Inhalte und Use-Cases abbilden.
Für die Umsetzung verlangt der DPR ein Bundesförderprogramm "Pflege-Informatik 2030" im Umfang von mindestens 300 Millionen Euro, den Ausbau von Studienplätzen sowie ein spezielles Pflege-Datengesetz nach Vorbild des § 64e SGB V. Dieses soll unter anderem den Datenzugang regeln.
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Gesundheitsdatenraum mitdenken
PII-Datenmodelle und pflegespezifische Anwendungsfälle sollen zudem frühzeitig in den Europäischen Gesundheitsdatenraum eingebracht werden, um internationale Interoperabilität und Vergleichbarkeit zu sichern. Hintergrund ist die nach wie vor geringe Verfügbarkeit standardisierter Pflegedaten. Während Länder wie Kanada oder die Niederlande bereits Routinedaten breit nutzen, sei Deutschland hier im Rückstand. Der DPR fordert noch in dieser Legislaturperiode entsprechende politische Beschlüsse, Fördermittel und die rechtliche Verankerung.
"Die PII ist kein technisches Projekt, sondern ein gesellschaftlicher Auftrag. Wenn die Pflege in eigenen Datenräumen und Forschungsstrukturen abgebildet wird, kann sie die Zukunft des Gesundheitssystems aktiv mitgestalten", betonte Meißner. Sie sei notwendig, um Pflege als eigenständiges Versorgungsfeld digital sichtbar zu machen und datenbasierte Qualitätspolitik zu ermöglichen.
(mack)