Drohnen spionieren Kiel aus

In Kiel wurden Drohnenschwärme gesichtet. Nach Behördenangaben flogen sie gezielt wichtige Einrichtungen ab, darunter den Nord-Ostsee-Kanal und den Landtag.

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Nord-Ostsee-Kanal in Kiel

Nord-Ostsee-Kanal in Kiel: Drohnen flogen gezielt in parallelen Bahnen.

(Bild: Werner Pluta/ heise online)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

In den vergangenen Tagen mussten in Skandinavien mehrfach Flughäfen wegen Drohnensichtungen gesperrt werden. Auch hierzulande tauchen verdächtige unbemannte Fluggeräte auf, vor wenigen Tagen etwa über der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt Kiel. Diese waren offensichtlich in Spionagemission unterwegs, wie das Nachrichtenmagazin Der Spiegel heute unter Berufung auf einen internen Behördenvermerk berichtet.

Die Drohnen waren dabei offenbar als Schwarm unterwegs. In dem Vermerk, aus dem der Spiegel zitiert (Paywall) ist von einem "Drohnenverbund mit Mutterdrohne" die Rede. Eine solche Formation wurde über der Universitätsklinik gesichtet, weitere über dem Nord-Ostsee-Kanal und der Kieler Förde.

Demnach überflogen die Drohnen "gezielt wichtige Einrichtungen der kritischen Infrastruktur". Darunter war das Werftgelände, wo Thyssenkrupp Marineschiffe baut, ein Kraftwerk sowie der Nord-Ostsee-Kanal. Zudem seien der schleswig-holsteinische Landtag und und die Universitätsklinik überflogen worden. Ein weiterer Schwarm wurde über der Raffinerie in Heide gesichtet, die Flugtreibstoff herstellt.

Die Drohnen waren offensichtlich in einer Spionagemission unterwegs: Polizeibeamte beobachteten, dass die Drohnen in parallelen Bahnen flogen – mutmaßlich, um Strukturen am Boden zu vermessen. Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) teilte mit, dass wegen Spionageverdacht ermittelt werde. Weitere Details nannte sie jedoch nicht.

Es war nicht der einzige Drohnenvorfall in den vergangenen Tagen: Über einem Bundeswehrstandort in Mecklenburg-Vorpommern sowie an mehreren Stellen in Rostock wurden ebenfalls Flugobjekte gesichtet, über dem Überseehafen in Rostock mehrere, die koordiniert im Schwarm flogen. In Dänemark und Norwegen wurden Flughäfen überflogen und mussten teilweise sogar geschlossen werden. Die dänische Regierung hat auf die Vorfälle reagiert und vorerst sämtliche zivilen Drohnenflüge im Land verboten. Das gilt zunächst bis zum kommenden Freitag.

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Wer die Drohnen einsetzt, ist unklar. Allerdings besteht der Verdacht, dass Russland hinter den Aktionen steckt. Wegen der immer häufiger auftretenden Vorfälle verlangt Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) eine Ausweitung der Befugnisse der Bundeswehr. Diese soll "der Polizei im Inneren Amtshilfe leisten [...] – gerade bei Drohnenabwehr-Einsätzen". Im Manöver "Red Storm Bravo", das dieser Tage in Hamburg abgehalten wurde, hat die Bundeswehr die Drohnenabwehr mit Argus Interception geprobt, einer Drohne, die Netze verschießt und so andere Drohnen zum Absturz bringt.

(wpl)