Ex-Sicherheits-Chef der Telekom hält in Spitzelaffäre den Kopf hin

Im Prozess um die Spitzelaffäre bei der deutschen Telekom hat der ehemalige Leiter der Konzernsicherheit die Verantwortung für die Ausspähung von Journalisten und Gewerkschaftern übernommen.

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Von
  • dpa

Im Prozess um die Bespitzelungsaffäre bei der Telekom hat der ehemalige Chef für interne Konzernsicherheit erklärt, er habe die Ausspähung von Journalisten und Gewerkschaftern eigenmächtig veranlasst. Die telefonischen Verbindungsdaten seien "auf seine Veranlassung hin ausgewertet worden", ließ der Hauptangeklagte Klaus T. am Freitag vor dem Bonner Landgericht durch seinen Verteidiger erklären.

Der Hauptangeklagte, der als Schlüsselfigur in dem Prozess gilt, bekannte sich uneingeschränkt "zu seiner Verantwortung für die Datenauswertung". Damit begegnete der ehemalige Telekom-Manager zugleich früheren Ermittlungsansätzen, dass das illegale Ausspionieren von der damaligen Unternehmensspitze angeordnet oder veranlasst worden sein könnte. Sie sei darüber aber später informiert gewesen.

Er habe einen "Auftrag" des damaligen Vorstandschefs Kai-Uwe Ricke umgesetzt, erklärte der Angeklagte. Aufgrund des ihm erteilten Auftrags sei er "davon ausgegangen, dass von einem Mitglied des Aufsichtsrats fortlaufend vertrauliche Informationen an die Presse weitergegeben und hierdurch dem Unternehmen schwerer Schaden zugefügt wurde". Zur Aufklärung habe er seinerzeit "die Erhebung der Verbindungsdaten für gerechtfertigt gehalten".

Die "Umstände der Datenerhebung" seien aber spätestens im September 2005 sowohl Ricke als auch dem damaligen Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel "bekannt" gewesen, erklärte Klaus T. über seinen Verteidiger Hans-Jörg Odenthal vor Gericht. Die Rechtmäßigkeit des Vorgehens sei von ihnen aber gegenüber ihm "nicht in Zweifel gezogen worden". Ermittlungen gegen Zumwinkel und Ricke waren eingestellt worden, Anklage wurde nicht erhoben.

Neben Klaus T. sitzen noch zwei frühere Mitarbeiter des Konzerns auf der Anklagebank. Das Verfahren gegen einen ebenfalls angeklagten Berliner Geschäftsmann wurde abgetrennt, nachdem dieser ein ärztliches Attest vorgelegt hatte. In den Jahren 2005 und 2006 waren rund 50 Personen, darunter Journalisten und Gewerkschafter, über ihre Telefone ausspioniert worden. (vbr)