Medizinnobelpreis vergeben für Fortschritte in der Immunforschung
Für ihre Forschung zum Immunsystem erhalten drei Wissenschaftler den Nobelpreis für Medizin. Ihre Entdeckungen helfen bei der Entwicklung neuer Therapien.
Die Nobelpreistäger Mary E. Brunkow, Fed Ramsdell, Shimon Sakaguchi
(Bild: Niklas Elmehed © Nobel Prize Outreach)
Die US-Forscher Mary E. Brunkow und Fred Ramsdell sowie der Japaner Shimon Sakaguchi erhalten die Auszeichnung für ihre grundlegenden Arbeiten zu regulatorischen T-Zellen, die Autoimmunerkrankungen verhindern.
Der Nobelpreis für Physiologie oder Medizin im Jahr 2025 geht an drei Forschende, die die "Sicherheitskräfte" des Immunsystems identifiziert haben. Wie das Nobelkomitee am Karolinska-Institut in Stockholm bekannt gab, werden die US-Amerikanerin Mary E. Brunkow, der US-Amerikaner Fred Ramsdell und der Japaner Shimon Sakaguchi für ihre Entdeckungen zur "peripheren Immuntoleranz" ausgezeichnet. Ihre Forschung erklärt, wie das Immunsystem davon abgehalten wird, den eigenen Körper anzugreifen, und eröffnet neue Wege zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen und Krebs.
Das Immunsystem steht täglich vor der Herausforderung, zwischen körpereigenen Zellen und fremden Eindringlingen wie Viren oder Bakterien zu unterscheiden. Versagt dieser Kontrollmechanismus, kann es zu schweren Autoimmunerkrankungen kommen, bei denen Immunzellen gesunde Organe und Gewebe attackieren. Die diesjährigen Preisträger haben die zellulären Hauptakteure dieses Kontrollsystems entdeckt: die regulatorischen T-Zellen.
Die entscheidenden Entdeckungen
Den ersten Meilenstein setzte Shimon Sakaguchi von der Universität Osaka bereits 1995. Entgegen der damals vorherrschenden Lehrmeinung, dass die Immuntoleranz ausschließlich im Thymus durch die Eliminierung potenziell schädlicher Immunzellen (zentrale Toleranz) entstehe, wies er die Existenz einer weiteren Kontrollinstanz nach. Er entdeckte eine bis dahin unbekannte Klasse von Immunzellen, die den Körper aktiv vor Autoimmunreaktionen schützen.
Den zweiten entscheidenden Beitrag leisteten Mary E. Brunkow (Institute for Systems Biology, Seattle) und Fred Ramsdell (Sonoma Biotherapeutics, San Francisco) im Jahr 2001. Sie untersuchten einen Mäusestamm, der besonders anfällig für Autoimmunerkrankungen war, und fanden die Ursache in einer Mutation eines Gens, das sie Foxp3 nannten. Sie konnten zudem zeigen, dass Mutationen im menschlichen Pendant dieses Gens die schwere Autoimmunerkrankung IPEX auslösen.
Zwei Jahre später gelang es Sakaguchi, diese beiden Entdeckungen zu verknüpfen. Er bewies, dass das von Brunkow und Ramsdell identifizierte Gen Foxp3 die Entwicklung und Funktion jener Zellen steuert, die er 1995 entdeckt hatte. Diese Zellen sind heute als regulatorische T-Zellen bekannt. Sie agieren als Wächter, die andere Immunzellen überwachen und sicherstellen, dass das Immunsystem die eigenen Gewebe toleriert.
Grundlage für neue Therapien
"Ihre Entdeckungen waren entscheidend für unser Verständnis, wie das Immunsystem funktioniert und warum wir nicht alle schwere Autoimmunerkrankungen entwickeln", würdigte Olle Kämpe, Vorsitzender des Nobelkomitees, die Arbeit der Geehrten.
Die Forschung der drei Laureaten hat das Feld der peripheren Toleranz begründet und die Entwicklung von Therapien für Autoimmunerkrankungen und Krebs maßgeblich vorangetrieben. Auch für erfolgreichere Organtransplantationen könnten die Erkenntnisse eine wichtige Rolle spielen. Mehrere auf diesen Entdeckungen basierende Behandlungen befinden sich bereits in klinischen Studien.
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Das Preisgeld in Höhe von 11 Millionen schwedischen Kronen (rund 950.000 Euro) wird zu gleichen Teilen unter den drei Preisträgern aufgeteilt. Der Preisübergabe findet am 10. Dezember, dem Todestag von Alfred Nobel, im Rathaus von Stockholm statt.
(wpl)