IFA

3D-Universalbrille auf Funkbasis kommt im Dezember

Das Unternehmen Monster Cable präsentiert in Berlin eine Universalbrille, die nicht nur mit allen 3D-TVs zusammenarbeiten soll, sondern die Synchronisationssignale auch via Funk empfängt.

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Von
  • Nico Jurran

Das US-amerikanische Unternehmen Monster Cable präsentiert auf der IFA (Halle 10.1, Stand 150) eine Shutterbrille, die mit allen aktuell erhältlichen 3D-Fernsehern zusammenarbeiten soll. Bislang kocht bei den 3D-Brillen jeder Hersteller sein eigenes Süppchen, die Brillen der verschiedenen Marken sind nicht kompatibel. Schon der slowenische Hersteller Xpand hat für Oktober entsprechende 3D-Universalbrillen angekündigt, allerdings gibt es zwischen beiden Systemen gravierende Unterschiede.

Das "Monster Vision Max 3D" genannte Modell überrascht zunächst durch seinen hohen Preis: Es soll in den USA rund 250 US-Dollar kosten, für den deutschen Markt ist dieser Preis in Euro angepeilt. Damit wäre es dreimal so teuer wie die Modelle einiger TV-Hersteller; das Xpand-Modell soll mit einem avisierten Preis von 130 Euro ebenfalls nur rund halb so viel kosten wie die Monster-Brille.

Lee Noel, CEO von Monster Cable, mit der 3D-Universalbrille des Unternehmens

(Bild: Nico Jurran)

Allerdings rechtfertigt Monster den Preis mit der Technik, die hinter ihrem System steckt: Die Synchronisationssignale werden hier via Funk an die Brille übermittelt. Konkret kommt dabei das aus der Heimautomation bekannte Zigbee-Datenfunksystem zum Einsatz, das über 25 Kanäle im 2,4-GHz-Band verfügt. Nach Angaben der Entwickler werde beim Start geprüft, dass keine Kollisionen mit dem WLAN-Netz auftreten – wobei WLAN stets der Vorrang eingeräumt werde. Für die Übertragung der Daten stünden 256 kBit/s zur Verfügung, von denen aber nur ein kleiner Bruchteil benutzt werde. Pro Installation wird natürlich nur ein Funk-Transmitter benötigt, auf dessen Signal sich alle 3D-Brillen von Monster synchronisieren.

Der Vorteil eines Funksystems liegt darin, dass die Zuschauer mit den 3D-Brillen weiter entfernt vom 3D-Fernseher sitzen können. Bei aktuellen Geräten bricht die Verbindung tatsächlich teilweise bereits zusammen, wenn man nur den Kopf dreht oder sich nur wenige Meter vom TV beziehungsweise von dessen IR-Transmitter entfernt. Zudem können bei der Monster-Lösung auch Personen zwischen dem TV und dem Zuschauer durchmarschieren, ohne dass dies die Übermittlung des Synchronisationssignals beeinträchtigt. Wobei man sich natürlich fragen kann, inwiefern der einwandfreie Empfang noch von Bedeutung ist, wenn die Sicht sowieso versperrt ist.

Die Universal-Brille von Xpand erkennt automatisch die unterschiedlichen Infrarot-Synchronisations-Signale der einzelnen Hersteller. Dies ist nach Ansicht von Monster ein Nachteil, da die Erkennung erst in der Brille ansetzt. Das Infrarot-Signal würde bis dahin aber eventuell schon durch äußere Einflüsse wie von der Fernbedienung ausgesendete Signale gestört.

Der Infrarot-Empfänger (links) liefert das Snychronisationssignal vom 3D-TV an den Funk-Transmitter.

(Bild: Nico Jurran)

Da die aktuellen Fernseher beziehungsweise deren (Beistell-)Transmitter selbst nur Infrarot-Synchronisationssignale abgeben, liefert Monster einen Übersetzer von IR auf Funk von der Größe eines Autoschlüssels samt IR-Empfanger mit. Laut Entwickler habe man aktuell die Codes der 3D-TVs von Mitsubishi, Panasonic, Samsung und Sony entschlüsselt. Aktuell werde an der Integration der LG-Codes gearbeitet; bis zum Marktstart sollen alle Hersteller unterstützt werden. Sollten später 3D-TVs mit neuen Codes auf den Markt kommen, kann der Nutzer die Firmware des Funk-Transmitter via USB am PC selbst updaten. Über diese Schnittstelle wird das Gerät auch mit Strom versorgt – vom 3D-TV.

Bei einigen US-amerikanischen 3D-Fernsehern mit einer sogenannten VESA-1997.11-Buchse, an der gewöhnlich die externen IR-Transmitter des TV-Herstellers angeschlossen werden, kann die Wandlung von Infrarot zu Funk entfallen. Der Monster-Transmitter wird dann direkt an das TV-Gerät angeschlossen. Für die proprietären Anschlüsse, die an einigen aktuellen 3D-TV-Modellen zu finden sind, will Monster jedoch erst einmal keine Spezialkabel anbieten. Allerdings hofft Monster, dass sich die Industrie auf die genannte VESA-Buchse für externe Transmitter einigen wird. Eine entsprechende Initiative sei aktuell bei der Consumer Electronics Association (CEA) im Gange.

Die Brille ist mit einer Knopfzelle ausgestattet, die sich allerdings via USB wieder aufladen lässt. Eine Akkuladung soll für bis zu 60 Stunden reichen. Die Brille ist laut Hersteller in maximal 3 Stunden voll aufgeladen.

heise online konnte auch hier bereits ein Vorserienmodell ausprobieren. Wie die Xpand-Brille funktionierte dieses mit Sony-Fernsehern besser als die mitgelieferten Brillen: Hier bricht schon bei geringer Kopfneigung der 3D-Effekt zusammen, bei der Monster-Brille tritt dieses Problem nicht auf. Monster verspricht zudem ein geringeres Ghosting. Dies sei mit einer Varianz zu erklären, die beim Sony-TV bei der Ausstrahlung des Snychronisationssignals auftrete und die vom Monster-Transmitter ausgeglichen werde. Die Erklärung für das Ghosting deckt sich allerdings nicht mit den Erkenntnissen aus dem c't-Test in Ausgabe 19/10. (nij)