Kernel-Log – Was 2.6.36 bringt (1): Grafik

Zahlreiche Änderungen verbessern Performance und Funktionsumfang der Treiber für Intels aktuelle Mobilgrafik. Nouveau unterstützt nun auch die Fermi-Chips neuerer GeForce-Grafikkarten; der Radeon-Treiber beherrscht mit 2.6.36 Underscan, HyperZ und Tiling. Erweiterungen für den Debugger KDB und den Intel-KMS-Treiber ermöglichen neuen Debugging-Funktionen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 10 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis
Inhaltsverzeichnis

Nach der Veröffentlichung der dritten Vorabversion von Linux 2.6.36 Ende August gab es für acht Tage keine Änderungen im Hauptentwicklungszweig von Linux, weil Linus Torvalds die Linuxcon Brazil 2010 besuchte. Am Dienstag Abend hat Torvalds die Entwicklung von 2.6.36 wieder aufgenommen; die vierte Vorabversion dürfte er vermutlich zu Beginn der nächsten Woche freigegeben, wenn er seinen üblichen Arbeitsmustern folgt.

Der jetzige Entwicklungsstand von 2.6.36 ähnelt der finalen Version bereits stark, denn die Kernel-Hacker haben wie üblich am Anfang des Entwicklungszyklus alle größeren Neuerungen im Rahmen des Merge Window in den Hauptentwicklungszweig integriert. In der jetzigen Stabilisierungsphase fließen vorwiegend Fehlerkorrekturen, aber keine größeren Änderungen mehr ein, denn die könnten ja neue Fehler mit sich bringen. Torvalds hat darauf bei 2.6.35 stärker gepocht als zuvor; er hält es bei 2.6.36 ähnlich, da sich der Ansatz bewährt habe.

Da die wesentlichen Neuerungen von Linux 2.6.36 feststehen, kann das Kernel-Log schon jetzt einen umfassenden Überblick über die größten Neuerungen der Ende Oktober erwarteten nächsten Kernel-Version geben. Wie üblich werden wir die Informationen über eine mehrere Artikel verteilen, die sich nach und nach den verschiedenen Funktionsbereichen des Kernels widmet. Den Anfang der Serie "Was 2.6.36 bringt" machen die Änderungen rund um die Unterstützung für Grafikhardware; in den kommenden Wochen folgen Artikel zur Netzwerkunterstützung, zu Storage-Hardware, Dateisystemen, Architektur-Code, Treiber und einigen weiteren Funktionsbereichen.

Nachdem der Intelligent Power Sharing (IPS) Driver die Aufnahme in den Kernel 2.6.35 noch verpasst hatte, nahmen die Kernel-Hacker diesen im "Platform"-Subsystem angesiedelten Treiber nun für 2.6.36 auf. Mit seiner Hilfe kann der Grafikchip in einigen Mobilprozessoren aus Intels Westmere-Generation (etwa dem Core i5) auf eine höhere Taktfrequenz hochschalten, wenn der Baustein seinen spezifizierten Maximal-Wärmeumsatz ("Thermal Budget") noch nicht ausschöpft – Intel nennt diese Technik, die die 3D-Performance steigert und wohl auch in Desktop-Prozessoren auftauchen dürfte, "HD Graphics Dynamic Frequency Technology" und beschreibt sie in einem Whitepaper.

Der Intel-KMS-Treiber für die Grafikkerne der Mobile-Prozessoren aus den Core-i-Reihen kann nun den Frame Buffer komprimieren, was die Leistungsaufnahme bei einem nicht näher spezifizierten HP-Notebook laut Commit-Kommentar um 0,2 Watt senkt. Verbessert haben die Entwickler zudem die Unterstützung für den Embedded DisplayPort (eDP).