Anduril zeigt erste Bilder des AR-Militärhelms "EagleEye"

Anduril Industries will US-Soldaten mithilfe von Augmented Reality Superkräfte verleihen. Nun zeigt das Rüstungsunternehmen erste Bilder zweier Prototypen.

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Ein Soldaten mit SBMC-Helm von vorne und im Profil.

Die AR-Version von EagleEye.

(Bild: Anduril Industries)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Das von Oculus-Entwickler Palmer Luckey gegründete Rüstungs-Start-up Anduril hat zwei Prototypen von AR-Helmen für den militärischen Einsatz vorgestellt. EagleEye ist ein modularer Helm, der für verschiedene Konfigurationen und Display-Typen entwickelt wird. Die ersten Bilder des Systems zeigen zwei Prototypen: einen Helm mit transparenter AR-Brille sowie einen Camouflage-Helm, der das Gesicht vollständig verdeckt und die Umgebung per Passthrough vollständig digital darstellt, ähnlich wie die Mixed-Reality-Headsets Meta Quest 3 und Apple Vision Pro. Der AR-Prototyp ist für den Einsatz am Tag vorgesehen, der MR-Prototyp für nächtliche Missionen.

Anduril zeigt in Mock-up-Videos auf Instagram und X, wie das Interface künftig aussehen könnte: Soldaten sehen darin einen Kompass, eine Minikarte sowie Markierungen, die Freund und Feind in Echtzeit im Sichtfeld verfolgen. Wenn feindliche Ziele hinter Objekten in Deckung gehen und dabei von einer Aufklärungsdrohne erfasst werden, rendert EagleEye sie als Drahtgitter-Skelette und verleiht den Soldaten so eine Art Röntgensicht. Grundlage dafür ist Andurils Lattice-System, eine vernetzte Softwareplattform, die verschiedenste Sensordaten zusammenführt, um ein Lagebild des Gefechtsfelds zu erzeugen. Über eine 3D-Karte behalten die Soldaten den Überblick über Truppenbewegungen.

Anduril veröffentlichte auch ein Bild des Mixed-Reality-Prototyps.

(Bild: Anduril Industries)

Mit EagleEye können sie zudem Ziele markieren, Drohnenangriffe anfordern und zwischen verschiedenen Sensoransichten wechseln. Ein KI-Assistent unterstützt die Soldaten. "Die Vorstellung eines KI-Partners, der direkt im eigenen Sichtfeld eingebettet ist, gibt es seit Jahrzehnten. Mit EagleEye wird sie zum ersten Mal Realität", sagt Anduril-Gründer Palmer Luckey anlässlich der Ankündigung.

Details zur zugrunde liegenden Technologie und deren Leistungsfähigkeit fehlen noch. Ob diese Vision in der gezeigten Form tatsächlich umgesetzt werden kann, bleibt abzuwarten. Bekannt ist, dass Qualcomm und Meta wichtige Technologiebestandteile liefern und auch Oakley an der Entwicklung beteiligt ist.

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Die Entwicklung von EagleEye erfolgt im Rahmen des US-Militärprogramms "Soldier Borne Mission Command" (SBMC) und zielt darauf ab, ein praxistaugliches AR-System für US-Soldaten zu schaffen, das eine digitale Missionsführung ermöglicht. SBMC ist das Nachfolgeprojekt von Microsofts IVAS-System ("Integrated Visual Augmentation System"), das unter Nutzung von HoloLens-Technologie betrieben wurde. Microsoft gab die Entwicklung im Frühjahr ab und übertrug den Auftrag an Anduril Industries.

Im September vergab das US-Militär Aufträge in dreistelliger Millionenhöhe an Anduril und das konkurrierende Start-up Rivet, um SBMC-Prototypen für Feldtests zu entwickeln. Laut Palmer Luckey soll 2027 die erste große Lieferung erfolgen. Spätestens dann wird sich zeigen, ob EagleEye besser abschneidet als Microsofts IVAS-Helm, der in Praxistests durchgefallen war.

(tobe)