"Verheerende Bilanz": Gewerkschaft fordert Rücktritt von DB-Cargo-Chefin Nikutta

Sigrid Nikutta wurde 2020 Chefin von DB Cargo, um die Gütersparte der Bahn zu retten. Nach über fünf Jahren fordert die Gewerkschaft EVG ihre Ablösung.

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DB-Cargo-Chefin Sgrid Nikutta

DB-Cargo-Chefin Sigrid Nikutta

(Bild: Deutsche Bahn AG / Max Lautenschläger)

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Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) fordert die Abberufung der Chefin von DB Cargo: Nur wenn Sigrid Nikutta ihren Platz räume, habe die Frachtsparte der Deutschen Bahn (DB) noch eine Zukunft.

In einem Brief an die neue Bahn-Chefin Evelyn Palla und den Aufsichtsratsvorsitzenden Werner Gatzer fordert Cosima Ingenschay Nikuttas Rücktritt. Ingenschay ist stellvertretende Vorsitzende der EVG und gehört den Aufsichtsräten von DB und DB Cargo an.

"Nikuttas Bilanz ist verheerend – über 3,1 Milliarden Euro Minus seit ihrem Amtsantritt sprechen für sich", schreibt Ingenschay. "Was sie 'Transformation' nennt, ist in Wahrheit ein kopfloses Abwickeln." Statt sich um das Unternehmen zu kümmern, inszeniere Nikutta sich in sozialen Medien. "Ihre Energie fließt in Schlagzeilen – nicht in Lösungen."

DB Cargo sei "das Rückgrat der deutschen Wirtschaft", ohne das "kein Hochofen, kein Stahlwerk, keine Autofabrik" laufe, mahnt die EVG in Hinblick auf die volkswirtschaftliche Bedeutung von DB Cargo.

Nikutta ist seit Anfang 2020 Chefin von DB Cargo. Sie sollte die Frachtsparte der DB, die seit Jahren Verluste schrieb, wieder rentabel machen. Zuvor hatte sie an der Spitze der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) gezeigt, dass sie das kann.

Von dem hoffnungsvollen Anfang ist nach Ansicht der EVG nicht viel geblieben. Es herrsche "Ernüchterung und Stillstand" bei DB Cargo. "Statt Wachstum gab es Rückschritt, statt Verbesserungen Chaos, statt Zukunftsstrategie eine Politik des Schrumpfens und Zerstückelns", kritisiert die EVG.

So hat etwa DB Cargo eine große Zahl Waggons an Konkurrenten verkauft und dadurch einmalig ein positives Ergebnis erzielt. Nun aber mietet das Unternehmen die Waggons von den neuen Eigentümern.

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Daneben senkt DB Cargo Kosten durch Personalabbau. So soll etwa eine Werkstatt des Unternehmens geschlossen werden. Die Folgen der Maßnahmen seien "dramatisch", sagt die EVG: "sinkende Qualität, mangelhafte Pünktlichkeit, wachsende Unsicherheit."

Das drückt auch auf die Stimmung: In einer Umfrage des Bahn-Betriebsrates in diesem Jahr hätten 42 Prozent der Beschäftigten die Zukunft von DB Cargo als "sehr negativ" bewertet, berichtet das Nachrichtenmagazin Der Spiegel. 2021 hatten nur 8 Prozent so geurteilt.

Um persönliche Einschätzungen gebeten, berichteten Mitarbeiter, sie hätten den Eindruck "völliger Planlosigkeit bei absolutem Chaos" oder auf einem sinkenden Schiff zu sein oder vom "Gefühl, man möchte die DB Cargo gegen die Wand fahren".

Für die EVG ist klar: Die DB-Cargo-Chefin "hat das Vertrauen verloren", nur ein personeller und strategischer Neuanfang könne das Unternehmen retten. "Eine Zukunft für DB Cargo kann es nur geben, wenn Frau Nikutta dort keine Zukunft mehr hat", resümiert Ingenschay.

(wpl)