IKT-Angestellte: 31 Prozent bezweifeln, dass sie bis zur Rente durchhalten

Viele Angestellte in der IKT-Branche sehen Betriebe im Umbruch und berichten von erhöhten Leistungsanforderungen. Aber die Identifikation mit dem Job ist hoch.

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Eine Person sitzt in gebeugter Haltung vor einem Laptop.

(Bild: Me dia/Shutterstock.com)

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Arbeitsverdichtung und Überlastung in der Branche der IT- und Kommunikationsbranche (IKT) nehmen laut einer Umfrage der Gewerkschaft Verdi immer mehr zu. Demnach sind Arbeitshetze und Zeitdruck für eine knappe Mehrheit der Befragten (53,3 Prozent) tägliche Realität. 48 Prozent berichteten davon, dass sie in hohem oder sehr hohem Maß angehalten seien, mehr in der gleichen Zeit zu schaffen. 31 Prozent sei das noch in geringem Maße begegnet, lediglich 21 Prozent gar nicht. Rund 55 Prozent erwarteten auch weiter steigende Anforderungen an die Arbeitsleistung.

Als besonders bedenklich führte Verdi an, dass sich rund 35 Prozent der Befragten in starkem Maß gezwungen sehen, Abstriche bei der Qualität der Arbeit zu machen, um das Pensum zu schaffen. 31,5 Prozent gingen ferner nicht davon aus, unter den derzeitigen Anforderungen bis zum Rentenalter durchzuhalten.

Häufigster Grund für Arbeitsstress ist mit zwei Drittel der Angaben, dass zu viele Projekte und Vorgänge gleichzeitig laufen. Darauf folgen ungeplante Zusatzaufgaben (49,1 Prozent), zu knappe Personalbemessung (47,3 Prozent), mangelhafte interne Prozesse (45,4 Prozent) und zu knappe Zeitvorgaben (34,1 Prozent). Rund zwei Drittel (64,6 Prozent) erlebten auch, dass die Anforderungen an Wissen und Können im Zuge des digitalen Wandels steigen. 70 Prozent fühlten sich aber für die aktuellen Aufgaben und fast 62 Prozent für künftige Aufgaben ausreichend qualifiziert.

"Organisationsveränderungen und digitaler Wandel, inklusive KI, verursachen Sorgen und verschärfen die Anforderungen bei den Beschäftigten", kommentierte Florian Haggenmiller, Verdi-Bundesfachgruppenleiter IKT, die Ergebnisse. So machten sich auch mehr als ein Drittel der Befragten (37,7 Prozent) Sorgen um ihre berufliche Zukunft. Auf anderen Seiten machten sich 62,3 Prozent selten oder nie derartige Sorgen.

Über 81,7 Prozent erlebten ihre Branche im Umbruch und gaben an, dass es bei ihnen im Betrieb häufig Organisationsveränderungen wie Restrukturierungen oder Outsourcing käme. 63 Prozent seien selbst davon betroffen, ein weiteres Viertel erwartet es, künftig davon betroffen zu sein. Fast 71 Prozent der Befragten würden aktuell auch keine oder nur geringe Aufstiegschancen sehen.

Trotz allem hätten sich laut Verdi die Befragten als motiviert und überzeugt von ihrem Job gezeigt. Rund 77 Prozent identifizierten sich in hohem oder sehr hohem Maße mit ihrem Beruf. Und knapp ebenso viele sagten auch, dass sie ihrem Empfinden nach einen wichtigen Beitrag für ihren Betrieb leisteten. Auch der Zusammenhalt unter den Kollegen stimmt offenbar: Über 88 Prozent berichteten von kollegialer Unterstützung in hohem und sehr hohem Maß.

Ebenfalls bewerteten die Beschäftigten Ressourcen und Spielräume zur Gestaltung der Arbeitsbedingungen als sehr positiv. Auch würden Führungskräfte häufig als unterstützend wahrgenommen. Rund drei Viertel der Befragten erklärten, sie könnten ihre Arbeitszeit und ihren Arbeitsort an persönlichen Bedürfnissen ausrichten. Möglichkeiten wie mobile Arbeit und Arbeitszeitreduzierung seien dabei hilfreich.

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An der Befragung haben den Verdi-Angaben nach 13.437 Beschäftigte teilgenommen, davon 65 Prozent aus der Telekommunikationsbranche, 33 Prozent aus der IT-Branche und etwa 2 Prozent aus dem Games-Bereich.

(axk)