Bemannte Mondlandung: NASA-Chef droht SpaceX mit Vertragsentzug
SpaceX soll schon Menschen bald zurück zum Mond bringen. Die NASA erhöht nun den Druck, weil der Zeitplan nicht zu halten ist – und auch aus anderen Gründen.
(Bild: NASA)
Der amtierende Chef der NASA hat dem Raumfahrtunternehmen SpaceX von Elon Musk vorgeworfen, bei den Vorbereitungen für die Rückkehr der Menschheit zum Mond hinter dem Zeitplan zu sein und will die Konkurrenz ins Boot holen. Das hat Sean Duffy am Montag in mehreren Fernsehinterviews erklärt. "Wir werden nicht auf ein einzelnes Unternehmen warten", erklärte der Chef der US-Weltraumagentur etwa bei CNBC. Sein Land wolle noch in der bis Anfang 2029 dauernden aktuellen Amtszeit von US-Präsident Donald Trump zum Mond zurückkehren und befinde sich dabei in einem Wettrennen mit China. Gleichzeitig hat Duffy nun auch offiziell eingestanden, dass die bemannte Mondlandung 2027 nicht mehr klappen wird. Angestrebt werde jetzt 2028.
Schon lange Zweifel am Zeitplan
Dass SpaceX die Landefähre für die Rückkehr zum Mond bauen soll, hat die NASA 2021 entschieden, schon 2024 sollten damit Menschen auf den Mond gebracht werden. Dieser Zeitplan galt damals schon als nicht zu halten, tatsächlich ist daraus nichts geworden. Das Human Landing System (HLS) von SpaceX soll auf der Riesenrakete Starship beruhen und mit zwei Luftschleusen für die Mondspaziergänge ausgestattet sein. Damit sollen zwei Menschen die Oberfläche erreichen, nachdem sie und zwei weitere Personen mit der NASA-Rakete SLS (Space Launch System) und in einer Orion-Kapsel zum Mond geflogen wurden. In dessen Orbit müssen sie also umsteigen. Zentrale Elemente dieses hochkomplexen Plans sind noch immer ungetestet.
Dass der offiziell verfolgte Zeitplan der NASA für die Rückkehr zum Mond unrealistisch ist, hat eine Arbeitsgruppe der Weltraumagentur schon vor wenigen Wochen öffentlich gemacht. Das Aerospace Safety Advisory Panel hatte dabei darauf verwiesen, dass der derzeitige Plan auch vorsieht, dass SpaceX gewissermaßen eine Tankstelle in der Erdumlaufbahn platziert, um das HLS dort mit Treibstoff und Sauerstoff zu befüllen. Die Realisierung bis 2027 sei unrealistisch. Gleichzeitig wurde aber auch darauf verwiesen, dass die NASA keine Alternative zu SpaceX hat, kein Konkurrent hat so viel Erfahrung mit der Herstellung von Raumfahrzeugen und Triebwerken, mit Startvorbereitungen und dem Flugbetrieb.
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Duffy hat nun in den Raum gestellt, Blue Origin mit der raschen Entwicklung einer Mondlandefähre zu beauftragen. Daran arbeitet das Weltraumunternehmen von Amazon-Gründer Jeff Bezos bereits im Auftrag der US-Weltraumagentur, hat aber viel mehr Zeit. Eingesetzt werden soll das Gefährt erst auf der Mission Artemis 5, die gegenwärtig für 2030 geplant ist. Dass das Unternehmen, das bislang nur Menschen an die Grenze des Weltraums geschossen hat, deutlich schneller fertig werden kann, ist mindestens zweifelhaft. Der amtierende NASA-Chef hat laut Ars Technica aber auch andere Optionen ins Spiel gebracht, angeblich behaupten etablierte Raumfahrtkonzerne, eine Mondlandesonde wie jene aus dem Apollo-Programm innerhalb von 30 Monaten bauen zu können.
Machtkampf und Chefposten bei der NASA
Das US-Magazin verweist derweil auf möglicherweise ganz andere Gründe für das Vorpreschen von Duffy. Der ist erst seit Anfang Juli kommissarischer Chef der NASA, kurz zuvor hatte Donald Trump die Nominierung des Milliardärs Jared Isaacman für den Posten zurückgezogen. Der hatte seine Nominierung der Unterstützung von Elon Musk zu verdanken, der damals beim US-Präsidenten in Ungnade gefallen war. Laut Ars Technica gibt es für Isaacmans Bewerbung aber weiterhin viel Unterstützung, und Trump könnte offenbar überzeugt werden, ihn erneut zu nominieren. Duffy wolle seinen Job aber nicht aufgeben, der öffentliche Druck auf SpaceX sei deshalb auch als Zeichen an Trump persönlich zu verstehen, dass er seine Interessen vehement vertritt.
(mho)