WWDC: Apple steigt um auf Intel-Architektur [4. Update]

Die Gerüchte seien alle wahr, sagte Apple-Chef Steve Jobs während seiner Eröffnungsrede zur Worldwide Developers Conference in San Francisco, und doch kamen die anwesenden Entwickler aus dem Staunen nicht heraus: Apple gibt dem PowerPC den Laufpass.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 4403 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Die Gerüchte seien alle wahr, sagte Apple-Chef Steve Jobs während seiner Eröffnungsrede zur Worldwide Developers Conference in San Francisco, und doch kamen die anwesenden Entwickler aus dem Staunen nicht heraus: Apple gibt dem PowerPC den Laufpass und steigt um auf Intel-Prozessoren. IBM habe anders als abgemacht keinen 3-GHz-PowerPC und keinen G5-Chip für PowerBooks fertig bekommen. Deshalb habe Mac OS X von der ersten Version an ein "Doppelleben" geführt, "für den Fall der Fälle". Apple arbeite seit fünf Jahren an einer x86-Version von Mac OS X und allen wichtigen Applikationen.

"Es ist Zeit für den dritten Übergang", erklärte Jobs: Intel biete die bessere Roadmap für Apple und schließlich wolle man ja seinen Kunden stets die besten Rechner bauen. Am ersten Mac auf Intel-Basis werde bereits gearbeitet, in einem Jahr, im Juni 2006, soll er ausgeliefert werden. Bis 2007 sollen alle neuen Macs mit Intel-Chips laufen, sagte Jobs.

Update:

Apple will langfristig beide Prozessorschienen unterstützen, doch die Entwickler müssen jetzt natürlich auf die Intel-Architektur eingeschworen werden, damit das Software-Angebot schnell wächst. Die entscheidende Frage, wie lange die Portierung bestehender Applikationen dauere, spielte Jobs herunter: Cocoa-Software bräuchte man lediglich nach ein paar Handgriffen neu zu kompilieren, schon laufe sie. Widgets, Skripte, Java-Anwendungen würden sogar ohne Änderungen auf den Intel-Macs laufen.

Um Xcode-Anwendungen zu portieren, müsse man schon etwas mehr machen. Eine neue Version von Xcode unterstützt so genannte Fat-Binaries für beide Prozessoren und soll registrierten Entwicklern ab sofort zur Verfügung stehen. Ihnen will Apple außerdem ein "Developer Transition Kit", bestehend aus einem Mac mit 3,6-GHz-Pentium-4 und der entsprechenden Software, für 999 Dollar bis Ende 2006 leihen. Auch Intel will Tools und Bibliotheken für Mac-Entwickler bereit stellen.

Als Bühnengäste empfing der Apple-Chef prominente Vertreter von Software-Herstellern. Theo Grey von Wolfram bestätigte: zum Anpassen von Mathematica auf die neue Architektur habe man lediglich 20 Zeilen ändern müssen -- "von Millionen" -- das hätte zwei Stunden gedauert. "Bei Euch wird es vielleicht anders aussehen", sagte Grey zum Publikum, Mathematica sei besonders portabel ausgelegt. Roz Ho, Chefin der Mac-Business-Unit bei Microsoft, kündigte eine rasche neue Version von Office an, und Bruce Chizen, CEO bei Adobe, räumte ein: ohne Apple gebe es sein Unternehmen nicht, selbstverständlich werde Adobe-Software auf den Intel-Macs laufen. Man werde sogar der erste Hersteller sein, der seine komplette Produktpalette umstelle. "Warum nur habt Ihr Euch so viel Zeit gelassen?", fragte Chizen Jobs -- und wurde dafür beklatscht.

Intel sei genau so leidenschaftlich wie Apple, lobte Jobs, und Apple sei die innovativste Computerfirma der Welt, sagte Intel-CEO Paul Otellini. Mac OS X laufe fantastisch auf Chips aus seinem Hause. "Besser als Windows", sagte Jobs augenzwinkernd.

Bis bestehende PPC-Applikationen portiert sind, soll "Rosetta" sie völlig transparent auf der neuen Plattform ausführen, was man anhand von Photoshop, Excel und Quicken demonstrierte. Über die Performance dieser relativ aufwendigen Software-Emulation wurde noch nichts bekannt.

Siehe auch den Hintergrundbericht auf c't aktuell: (se)