Linux-Distribution Fedora Core 4 vorgestellt

Das von Red Hat gesponsorte Fedora-Projekt hat die kostenlose Linux Distribution Fedora Core 4 freigegeben, deren größte Neuerungen die Virtualisierungslösung Xen, der Compiler Gcc 4.0 und die Unterstützung von Apple Macintosh darstellen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 204 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis

Das von Red Hat gesponserte Fedora-Projekt hat mit einer Woche Verzögerung die Linux-Distribution Fedora Core 4 zum Download über den Fedora-Server, einen der Mirror oder über Bittorrent freigegeben. Die größten Neuerungen der im Wesentlichen von Red-Hat-Mitarbeitern entwickelten Distribution ist die Integration der Virtualisierungslösung Xen, der GCC in Version 4.0 und die Unterstützung von Apple Macintosh mit PowerPC-Prozessoren.

Fedora kann sowohl als Steuersystem wie auch als Client mit Xen zusammenarbeiten -- Anpassungen an den TLS-Bibliotheken oder die Installation eines speziellen Kernels sind im Unterschied zu nicht auf die Virtualisierungslösung vorbereiteten Linux-Versionen unnötig. Die GNU Compiler Collection (GCC) in der Version 4.0 verspricht höhere Ausführungsgeschwindigkeit und Kompatibilität zu Fortran 90/95. Die Binaries für PCs sind optimiert für Pentium-4-Prozessoren. Auch die GCC-Neuerung FORTIFY_SOURCE kommt bei den meisten Anwendungen zum Einsatz –- sie soll das Ausnutzen von Buffer-Overflows erschweren.

Neben den "normalen" x86-Systemen und Rechnern mit den x86-64 oder x64 genannten 64-Bit-Erweiterungen AMD64 und EM64T unterstützt Fedora als dritte Architektur jetzt auch PPC- und PPC64-Systeme. Damit macht Fedora auf Apple-Macintosh nun Mac OS X, Debian, dessen Ableger Ubuntu und dem auf Fedora basierenden Yellow Dog Linux Konkurrenz.

Neu dabei sind auch die Java-Entwicklungstools Eclipse und Ant sowie der Application-Server Tomcat. Zudem bringt Fedora Core 4 Produktpflege und Aktualisierung der beiliegenden Software. So liegen etwa jetzt Gnome 2.10, KDE 3.4 und MySQL 4.1 bei. Yum zum Installieren und Aktualisieren von RPM-Paketen arbeitet schneller als zuvor, ein grafisches Frontend fehlt jedoch weiterhin.

Mit Kernel 2.6.12-rc5 und OpenOffice 1.9.104 kommen zwei Betaversionen zum Einsatz, da die Projekte die ursprünglich erwarteten Fertigstellungstermine nicht einhielten. Kernel und Office-Paket sollen nach Veröffentlichung der Release-Versionen aktualisiert werden. Details zur Fedora-Installation verraten ausführliche Release Notes sowie ein erstmals für Fedora Core bereitgestellter Installation Guide.

Direkt vorkonfiguriert und mit Yum ähnlich einfach wie ein apt-get unter Debian ist das im Frühjahr gestartete RPM-Repository Fedora Extras nutzbar. Dort stehen über achthundert für Fedora Core vorkompilierte Software-Pakete als RPM bereit. Einige Programme wie die Desktopumgebung Xfce oder die Gnome-Office-Programme Abitword und Gnumeric etwa wanderten von Fedora Core in das Extras-Repository und werden dort nun von der Community gepflegt. Weiterhin manuell muss man RPM-Repositories wie rpm.livna.org einbinden, um NTFS-Treiber, die Unterstützung von MP3 sowie die Medien-Player Xine und Mplayer zum Abspielen von DVDs nachzurüsten -- sie fehlen aus lizenz-, und patentrechtlichen Gründen in Fedora Core.

Unterdessen hat Red Hat erste Details zu der angekündigten unabhängigen Fedora-Stiftung bekannt gegeben. Red Hat will weiter am Projekt festhalten und wie bisher eine Menge Entwicklungsarbeit in Fedora investieren, um Teile der Distribution weiterhin als Basis für die eigenen Enterprise-Produke zu verwenden. Auch will der Distributor Kontrolle über die Entwicklung von Fedora Core behalten, gleichzeitig aber das Projekt weiter öffnen und so für externe Entwickler attraktiver machen. Die Stiftung und das weitere Fedora-Engagement von Red Hat dürfte wohl auch auf der zweiten Fedora User and Developer Conference (FUDCon) für Diskussionen sorgen, die im Rahmen des diesjährigen LinuxTag am 24. und 25. Juni in Karlsruhe stattfindet. (thl)