KI-Tools fördern Spesenbetrug: Fälschungen kaum noch erkennbar

KI-Tools erfreuen sich bei Arbeitnehmern zunehmender Beliebtheit – auch beim Spesenbetrug. Unternehmen stellen eine Zunahme gefälschter Belege fest.

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(Bild: fizkes/Shutterstock.com)

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KI-Tools erfreuen sich bei Arbeitnehmern zunehmender Beliebtheit – und dies auch beim Spesenbetrug. Arbeitgeber und Dienstleister in der Spesenabwicklung stellen eine spürbare Zunahme gefälschter Belege fest, berichtet jetzt die Financial Times. Sie führen das darauf zurück, dass die bildgenerativen Fähigkeiten von KI-Chatbots wie ChatGPT deutlich verbessert wurden. Während Quittungsfälschungen früher sofort durch sichtbare Schreibfehler auffielen, seien die Belege jetzt oft nicht mehr vom Original zu unterscheiden.

Die KI-Finanzautomatisierungs-Plattform AppZen stellte anhand ihr vorliegender Daten fest, dass 14 Prozent der betrügerischen Belege im September KI-generiert waren. Im Vorjahr gab es noch keinen Einzigen. Spesenbetrug mit gefälschten Quittungen ist zwar nichts Neues. Früher waren allerdings Kenntnisse im Gebrauch von Bildbearbeitungs-Tools notwendig, oder es wurden kostenpflichtige Dienste genutzt.

Seit Veröffentlichung von GPT-4o sei die Zahl gefälschter Belege gestiegen, zitiert die FT Finanzexperten aus den USA und Großbritannien. 30 Prozent der Befragten berichten von einem Anstieg. Der Schaden für die geschädigten Unternehmen gehe in die Millionen. Die Qualität der KI-Fälschungen sei hoch. Entlarvte Belege enthalten realistische Papierfalten, detaillierte Artikellisten und passten zu echten Speisekarten.

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Unternehmen setzen ihrerseits ebenfalls KI-Tools ein, um die KI-generierten Fälschungen zu entlarven. Die Software prüfe unter anderem die Metadaten der Bilder, die allerdings durch Screenshots oder das Ausdrucken und Abfotografieren leicht entfernt werden können. Die Prüftools schauen allerdings auch bei Zeiten, Personalnamen und Reiseinformationen genauer hin, um Ungereimtheiten zu entdecken. Auch OpenAI wirkt mit und will bei Verstößen gegen seine Richtlinien Maßnahmen ergreifen, teilte das Unternehmen der FT mit.

In Deutschland haben laut einer Erhebung des Softwareherstellers SAP 53 Prozent der Arbeitnehmer nichts gegen Spesenbetrug einzuwenden. Das Umfrageunternehmen Opinium Research hatte hierfür 2500 Menschen befragt. Bis zu einem Betrag von 106 Euro hielten die Befragten es für akzeptabel, auch mal eine wissentlich falsche Abrechnung einzureichen. Laut dem Hersteller der Verwaltungssoftware Concur seien 15 Prozent aller Unternehmen von Spesenbetrug betroffen. Deutsche Unternehmen mit bis zu 250 Mitarbeitern verlieren jährlich knapp 14.000 Euro durch Spesenbetrug. Besonders beliebt seien dabei private Restaurantrechnungen oder das Abrechnen privat genutzter Büroausstattung.

Arbeitnehmer rechtfertigen Spesenbetrug laut Umfrage mit "Fairnessgründen". Sie wollten damit unbezahlte Überstunden ausgleichen oder Homeoffice-Mehrausgaben.

Dabei ist Spesenbetrug kein Kavaliersdelikt. Es erfüllt die Straftatbestände für Betrug und Urkundenfälschung. Arbeitsrechtlich kann Spesenbetrug eine fristlose Kündigung rechtfertigen, wenngleich Arbeitsgerichte zunehmend im Einzelfall entscheiden und manchmal auch eine Abmahnung für ausreichend erachten.

(mki)