NASA erprobt Telechirurgie – unter Wasser
Die US-Raumfahrtbehörde NASA testet das per Funk gesteuerte medizinische Operationssystem ZEUS in einem Unterwasserlabor.
Was tun, wenn ein Astronaut in einer Raumstation wie der ISS dringend operiert werden muss? Soll man extra ein Raumschiff mit einem Arzt hinaufschicken, der den Patienten gleich vor Ort operiert, beziehungsweise ihn zur Erde zurückbringt – oder gibt es eine andere Möglichkeit? Das Ganze ist eine Frage der Zeit und der Kosten. So würde ein Notfalltransport etwa 500 Millionen Dollar verschlingen, zudem verginge lebensrettende Zeit, bis der menschliche Doktor zum Einsatz kommt. Daher setzt die NASA in ihrem Projekt NEEMO 7 auf ein Robotersystem namens ZEUS, das funkgesteuert, chirurgische Eingriffe vornehmen kann.
Die Entscheidung für ZEUS kam nicht von ungefähr, schließlich hatte mit diesem System bereits im Jahr 2001 ein Chirurg von New York aus – damals via Datenübertragung per Hochgeschwindigkeits-Glasfaserkabel quer über den Atlantik – einer Patientin in Straßburg erfolgreich die Gallenblase entfernt.
Das NASA-Projekt NEEMO 7 (NASA Extreme Environment Mission Operations) dient unter anderem zur Überprüfung von funkgesteuerten medizinischen Robotersystemen in Raumschiffen auf erdnahen Bahnen. Durchgeführt wird der Test an einem Dummy in der Unterwasserstation Aquarius, die in einer Tiefe von 18 Metern vor Key Largo (Florida) liegt. Zwei Astronauten überwachen dort den Einsatz des Roboters, während sich der ausführende Arzt weit entfernt in einem Krankenhaus in der kanadischen Stadt Hamilton (Ontario) befindet. Simuliert werden soll neben Ultraschalldiagnostik auch die Herausnahme eines Nierensteines.
Die Anwendung von ZEUS hat Experimentalcharakter und unterscheidet sich gerade dadurch von dem unlängst in Verruf gekommenen Operations-Roboter "Robodoc", der bei über 10.000 Hüftoperationen zum Einsatz gekommen ist. Die Schmerzensgeldforderung einer Patientin aufgrund des Robodoc-Einsatzes wurde jedoch abgewiesen. (ae)