Telekom-Rechenzentrum mit 10.000 Nvidia-GPUs entsteht in München
In Partnerschaft mit Nvidia baut die Telekom ein KI-Rechenzentrum in München und will damit "das Wasser testen". Die Dienste laufen unter deutscher Flagge.
Tanz um die goldene Kiste: Die zwei CEOs Tim Höttges und Jensen Huang in Berlin.
(Bild: Falk Steiner)
Telekom-CEO Timotheus Höttges steht sichtbar stolz auf der Bühne des früheren Gasometers in Berlin-Schöneberg, neben ihm ein GPU-Cluster der aktuellen Blackwell-Generation und Nvidia-Gründer Jensen Huang. Der ist nach Berlin gekommen, um mit der Telekom und zahlreich vertretener Prominenz aus Politik und Wirtschaft die "Industrial AI Cloud" vorzustellen.
Die läuft in einem neuen KI-Rechenzentrum in München, ausgestattet von Nvidia und angebunden sowie betrieben von der Deutschen Telekom. 10.000 Blackwell-GPUs sollen in den unterirdischen Geschossen eines ehemaligen Bankgebäudes in der bayerischen Landeshauptstadt untergebracht werden. Die Pläne laufen seit Pfingsten, im Januar soll das Rechenzentrum seinen Betrieb aufnehmen.
Eine Milliarde Euro kostet das mit 10.000 GPUs im Vergleich zu Microsofts Plänen im US-Bundesstaat Wisconsin eher kleine Rechenzentrum, das über die T-Cloud angebunden und auch mit einfachen Services für kleinere Unternehmen und Anwender mit KI-Bedarf ausgelastet werden soll. Das sei angesichts der Dimensionen bei Nvidia und Telekom natürlich keine riesige Summe, betont Huang. Aber, und das betonen an diesem Dienstagmittag alle in Berlin: Es soll ein Startpunkt und ein Signal sein.
Höttges: KI oder kaputt
"Ohne KI können Sie die deutsche Industrie vergessen", sagt Höttges. So drastisch würde Huang das nicht ausdrücken, er verweist auf die Entwicklung "Industrie 4.0" und darüber hinaus. Aber mit "industrieller KI" gebe es noch einmal einen gewaltigen Schub, sagt Jensen Huang. Es gehe darum, KI und Unternehmen nun wirklich zusammenzubringen, sagt Huang, dessen Unternehmen in Deutschland seit Jahren unter anderem mit der Automobilbranche eng zusammenarbeitet.
"Deutschland kann KI, wenn wir wollen", sagt die Bundesministerin für Forschung, Technologie und Raumfahrt (FTR), Dorothee Bär (CSU), und spricht von einem wichtigen Schritt nach vorne. "Reicht das? Natürlich nicht." Aber immerhin sei jetzt ein erster Schritt gemacht. Abgesänge auf Deutschlands Leistungsfähigkeit seien verfrüht, denn im Lande bewege sich bereits einiges.
Fortschritt als Grundrecht
Bundesdigitalminister Karsten Wildberger (CDU) erhofft sich von dem Vorhaben den dringend nötigen Aufbruch. "KI ist weniger eine technische Fähigkeit: Sie ist eine fundamentale strategische Schlüsselkompetenz", sagt Wildberger. "Und für Deutschland und Europa muss die Entscheidung klar sein, nicht Zuschauer zu sein, sondern mitzugestalten." Gerade bei KI-Regulierung und Datenschutz etwa müsse der Kontinent vorankommen: "Europa muss Risiken steuern, aber nicht den Fortschritt bremsen", fordert Wildberger. "Privatsphäre ist ein Grundrecht, Fortschritt aber auch."
Ob Deutschland und seine Nutzer für diesen Fortschritt bereit sind – und dafür auch zahlen wollten? Es gehe darum, "das Wasser zu testen", sagt Höttges, ob die Telekom auf dem Markt für KI-Rechenzentren und -dienste mitmischen kann. Das Angebot von Telekom und Nvidia richtet sich insbesondere an jene, die auf digitale Souveränität achten. Die Dienste werden nach Telekom-Angaben auf allen Ebenen in Deutschland betrieben und unterliege ausschließlich deutscher Jurisdiktion.
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SAP-Dienste sollen Integration einfach machen
Ein wichtiger Teil der Nutzer soll über die Beteiligung von SAP an dem Vorhaben gewonnen werden. "Alle laufen auf SAP", scherzt Huang, als dessen Chef Christian Klein seinen Part erklären soll. Dem widerspricht der SAP-Vorstand nicht, und das soll eine der Stärken der Münchner KI-Anwendung sein: SAP ist bereits da und bietet die Möglichkeit zur Plattformnutzung in dem KI-Rechenzentrum an – für große, mittlere sowie kleine Unternehmen, und natürlich auch der Staat: Ob die Wette aufgeht, wird sich zeigen. Sollte das Münchner Abenteuer funktionieren, und die Chancen scheinen nicht schlecht, dürften größere Vorhaben folgen.
Huang betont, dass Nvidia für weitere Investitionen in Deutschland bereitstehe. "Ausländische Investoren wollen Rendite, sie wollen Sicherheit und sie wollen Rechtssicherheit", sagt Deutsche Bank-Chef Christian Sewing, der als Vertreter der Unternehmerinitiative "Made for Germany" spricht. Gerade die Rechtssicherheit sei in diesen Zeiten ein wertvolles Gut, aber die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes sei natürlich ebenfalls wichtig.
(vbr)