Donnerstag: Open-Source-Office aus deutscher Cloud, M365-Copilot ohne US-Cloud
Ionos Nextcloud Workspace startet + Microsofts lokale Clouds + Reform der EU-Datengesetze + Banken-Risiko der KI-Finanzierung + KI ohne Bildrechte + #heiseshow
(Bild: Shutterstock)
Mit "Ionos Nextcloud Workspace" gibt es jetzt eine deutsche Konkurrenz zu Microsoft 365, der cloudbasierten Office-Suite. Der Verzicht auf US-Clouds soll die digitale Souveränität stärken, denn die auf Open Source basierende Office- und Kollaborations-Plattform wird in deutschen Rechenzentren betrieben. Diesen Trend hat Microsoft ebenfalls erkannt. Deshalb sollen auch Cloud-Kunden in Deutschland bis Ende nächsten Jahres die Option bekommen, dass ihre Copilot-Daten die Landesgrenze nicht überschreiten. Der Konzern will die Daten künftig in den Ländern verarbeiten und speichern, wo sich die jeweiligen Nutzer befinden. Derweil plant die EU, die europaweit geltende Rechtslage hinsichtlich Datenschutz zu verschlanken. Aus gleich vier Datengesetzen soll eines werden. In dem neuen Data Act soll auch die Cookie-Problematik adressiert werden, während die Vorratsdatenspeicherung einen eigenen Rechtsakt bekommen soll – die wichtigsten Meldungen im kurzen Überblick.
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Diese Woche ist "Ionos Nextcloud Workspace" an den Start gegangen. Die beiden Unternehmen bezeichnen die Plattform als "europäische Alternative zu Angeboten wie Microsoft 365", die die digitale Souveränität der Nutzer unterstreicht, denn die Daten bleiben in Deutschland. Das soll "höchste Anforderungen an Datenschutz und Sicherheit erfüllen". Aber auch diese auf Open Source basierende Office- und Kollaborations-Plattform verzichtet nicht auf einen KI-Assistenten. Zudem bietet der Online-Arbeitsplatz erwartungsgemäß E-Mail, Office, Videokonferenzen und Chat, wobei die Software in deutschen Rechenzentren betrieben wird. Preislich positioniert sich Ionos Nextcloud Workspace wie versprochen unterhalb von M365: Office-Alternative aus Deutschland von Ionos und Nextcloud ist jetzt verfügbar.
Den Ruf nach digitaler Souveränität hat auch Microsoft gehört. Deshalb können Daten deutscher Copilot-Nutzer in Microsoft 365 ab Ende kommenden Jahres ausschließlich in deutschen Rechenzentren verarbeitet werden, wie der Konzern jetzt mitteilt. Die bisher in nur vier Ländern verfügbare Option der Copilot-Datenverarbeitung innerhalb der Landesgrenzen wird im nächsten Jahr auf elf weitere Standorte erweitert, darunter Deutschland, Polen und Italien. Bei der Nutzung von Copilot findet die Datenverarbeitung dann ausschließlich in Rechenzentren statt, die im jeweils eigenen Land stehen. Damit sollen insbesondere Kunden der öffentlichen Hand oder stark regulierter Branchen den M365-Copilot rechtskonform nutzen können, erklärt Microsoft: "Souveräne Datenverarbeitung" für M365-Copilot kommt 2026.
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Die Rechtslage, auf die sich Microsoft bezieht, soll bald übersichtlicher werden. Denn mit dem digitalen Omnibusgesetz, mit dem die EU-Kommission einige Regeln im Digitalbereich auf einmal vereinfachen will, sollen Open Data Directive, Free Flow of non-personal Data-Verordnung, Data Governance Act und Data Act nur noch ein Gesetz werden – der dann überarbeitete Data Act. Damit soll der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) künftig vor allem ein Gesetz mit Regeln zur Datennutzung gegenüberstehen, begründete die zuständige EU-Beamtin das Vorhaben. Tatsächlich überlagerten sich die verschiedenen Rechtsakte teilweise. Doch auch die DSGVO selbst solle inhaltlich angefasst werden für den digitalen Omnibus: EU-Kommission will Datengesetze zusammenfassen.
Die Deutsche Bank hat umfangreiche Kredite für den Bau von KI-Rechenzentren vergeben. Gerät nicht bloß ein einzelner Kreditnehmer, sondern die Branche insgesamt in Zahlungsschwierigkeiten, könnte das die Bank hart treffen. Die Branche investiert derzeit hunderte Milliarden Euro in neue Rechenzentren, deren Computer bald technisch veraltet sein dürften. Zudem ist unklar, wer am Ende die Kosten tragen soll. Daher suchen Geldgeber nach Wegen, ihre finanziellen Risiken zu reduzieren. Jetzt wird berichtet, dass Manager der Deutschen Bank erwägen, auf fallende Aktienkurse von KI-Unternehmen zu wetten. Denn fallende Kurse könnten ein Indiz für finanzielle Schwierigkeiten der Branche sein. Kommt es dazu, könnte die Bank einen Teil der Kreditverluste durch die Spekulationsgewinne ausgleichen: Deutsche Bank sucht Ausweg aus dem Risiko der KI-Finanzierung.
Nicht zuständig erachtet sich ein britisches Gericht bezüglich des Kernvorwurfs der Bildagentur Getty Images gegen die Londoner KI-Firma Stability AI. Getty wirft Stability AI vor, Millionen Copyright-geschützter Fotos aus der Getty-Datenbank zum Trainieren der KI-Modelle verwendet zu haben. Doch hat Stability AI seine Modelle nicht in England oder Wales trainiert. Daher erklärte sich die Richterin für unzuständig; der Fall könne allenfalls dort verhandelt werden, wo das Training tatsächlich stattgefunden hat. Den weiteren Vorwurf, das fertig trainierte KI-Modell selbst sei eine rechtsverletzende Kopie der Trainingsbilder, hat die Richterin zwar inhaltlich behandelt, aber nicht anerkannt. Denn das Modell selbst speichert keine Kopien der Fotos: Londoner Gericht hilft Bildagentur Getty Images bei Copyright vs KI nicht.
In der heutigen Ausgabe der #heiseshow sprechen wir unter anderem über den möglichen Kollaps des E-Rezept-Systems wegen fehlender Heilberufsausweise, vor dem Kassenärzte warnen. Droht tatsächlich die Rückkehr zum Papierrezept? Was bedeutet das für Patienten und Apotheken? Zudem diskutieren wir die weltweiten Änderungen bei Android, auf die sich Google und Epic Games geeinigt haben. Welche Auswirkungen hat das auf App-Stores und Entwickler, auch bei Apples App Store? Profitieren am Ende auch die Nutzer davon? Ferner blicken wir zurück auf 25 Jahre Internationale Raumstation. Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse hat die ISS gebracht? Welche Rolle spielt sie für künftige Weltraummissionen? Das sind die Themen heute um 17 Uhr live in der #heiseshow: E-Rezept-Chaos, Android-Öffnung, ISS-Jubiläum.
Auch noch wichtig:
- Deutschen Strafverfolgungsbehörden ist nach eigenen Angaben ein großer Schlag gegen ein Betrugsnetzwerk gelungen. Das hat Zahlungsdienstleister kompromittiert. Es ist die "Operation Chargeback": Umfangreicher Missbrauch mit Mini-Abbuchungen aufgedeckt.
- Bayern will seine Behörden mit Microsoft 365 ausstatten. Kritiker rechnen mit Lizenzkosten in Milliardenhöhe und warnen vor dem Verlust digitaler Souveränität. Der Vertrag soll bis Jahresende stehen: Bayern will in die Microsoft-Cloud.
- Europas größte Fahrradmesse, die Eurobike in Frankfurt, steht nach der Absage von Bosch und dem ZIV vor einer ungewissen Zukunft: Fahrradmesse in der Krise, denn Bosch und der ZIV brechen mit der Eurobike.
- Die Crew der chinesischen Weltraummission "Shenzhou 20" sollte nach einem halben Jahr zur Erde zurückkehren. Ein möglicher Zwischenfall verzögert die Rückreise: China verschiebt Taikonauten-Rückkehr nach möglichem Weltraumschrotttreffer.
- Überraschend haben sich Google und Epic im Android-Gerichtsstreit auf einen gemeinsamen Vorschlag geeinigt. Die geplanten Änderungen sollen weltweit gelten. Es ist ein Paukenschlag: Google und Epic einigen sich auf weltweite Android-Änderungen.
- Befürchtungen werden wahr: Auch in Europa steigen die Verkaufspreise für Speichermodule deutlich an. Besserung ist nicht in Sicht, weil die Nachfrage wächst nach Arbeitsspeicher: RAM-Preise schießen hoch.
- Windows 10 erhält seit dem 14. Oktober keinen Support mehr. Microsoft gibt Admins Tipps für kommerziellen, erweiterten Support: Microsoft gibt Tipps für erweiterten Support für kommerzielles Windows 10.
- Zwar sind mit 3D-Druck dreidimensionale Strukturen schnell erstellt. Warum sie aber nicht einfach stricken? Forscher haben es ausprobiert und stricken statt drucken: Maschine strickt feste 3D-Strukturen.
- Die geheimnisvolle Website Archive.today gerät ins Visier des FBI. Eine richterliche Anordnung zwingt den Provider Tucows zur Herausgabe von Nutzerdaten, nachdem US-Behörden gegen Archive.today ermitteln: Provider soll Nutzerdaten offenlegen.
- Mehr als 40 Prozent der Windturbinen europäischer und asiatischer Offshore-Windkraftanlagen sind Winden ausgesetzt, für die sie nicht ausgelegt sind: Starkwind gefährdet über 40 Prozent der Offshore-Windparks in Europa und Asien.
- Studien zeigen: Bisher können KI-Modelle menschliche Mitarbeiter nicht ersetzen. Wer entlassen wird, könnte deshalb bald wieder am selben Schreibtisch sitzen. Denn laut einer Studie holen Unternehmen ihre Mitarbeiter zurück: Arbeitslos wegen KI.
- Nachdem der Bitcoin im Oktober stark an Wert verloren hat, ist der Preis jetzt zumindest kurzzeitig sogar unter 100.000 US-Dollar gefallen. Es war der schlechteste Oktober seit 2018: Bitcoin-Preis fällt unter 100.000 US-Dollar.
(fds)