Intel legt trotz Umsatzwarnung Rekordquartal hin

Konzernchef Paul Otellini verwies besonders auf eine solide Nachfrage von Unternehmenskunden und betonte, der Tablet-Boom werde mittel- und langfristig auch für Intel neue Umsätze generieren.

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Von
  • Jürgen Kuri

Intel hat im abgelaufenen Geschäftsquartal zumindest seine abgesenkte Umsatzprognose erfüllt. Ende August hatte der US-Konzern, weltweiter Marktführer in der Chip-Produktion, erklärt, er bemerke eine stärkere Zurückhaltung bei Kunden in den Industriestaaten, steigende Durchschnittspreise hätten den Rückgang beim Absatzvolumen nicht vollständig ausgleichen können. Nun gab Intel bekannt, dass die Umsätze im Jahresvergleich um 18 Prozent auf 11,1 Milliarden Dollar gestiegen sind – damit lag Intel knapp unter dem oberen Ende der Prognose. Der Gewinn kletterte um 59 Prozent auf 2,96 Milliarden Dollar. Intel betonte, man habe damit zum ersten Mal in der Unternehmensgeschichte mehr als 11 Milliarden US-Dollar Umsatz erzielt.

Mit den Intel-Zahlen werden die Sorgen der Investoren und der Analysten kleiner, Firmenkunden würden wieder weniger in die Erneuerung ihrer IT investieren: Konzernchef Paul Otellini verwies besonders auf eine solide Nachfrage von Unternehmenskunden. In der Wirtschaftskrise aufgrund der Finanzmarktturbulenzen hatten viele Firmen ihre notwendigen IT-Aufrüstungen aufgeschoben, die Befürchtung bestand nun, dass die guten Geschäftszahlen der vergangenen Quartale nur kurzfristige Erholung wegen notwendiger Nachholinvestitionen seien.

Die Nachfrage von Privatkunden nach Personal Computer fiel zuletzt allerdings geringer als erwartet aus. Deshalb hatte Intel Ende August die Umsatzprognose für das dritte Quartal von zuvor bis zu 12 auf etwa 11 Milliarden Dollar gesenkt. Von Intel stammen weltweit vier von fünf verkauften Prozessoren, die Herzen der Computer. Wegen dieser Marktmacht gilt der Konzern als Konjunktur-Barometer für die IT-Branche. Das vergangene Vierteljahr feierte der Chip-Gigant noch als bestes Quartal in der Firmengeschichte. Danach wurde jedoch immer deutlicher, dass sich der Boom im PC-Markt abschwächt. Bislang aber kann Intel dies gut ausgleichen.

Die Intel-Sparte "PC Client" steigerte den Umsatz um 3 Prozent; man habe Rekordwerte bei den Umsätzen mit Mobilprozessoren erzielt, betonte Intel – wohl ein deutlicher Hinweis Intels an Analysten, die das Mobilprozessorgeschäft schon durch das iPad in Gefahr sahen, da Apples Tablet-Computer an den Verkäufen von Notebooks und Netbooks knabbere. Natürlich werden einige Kunden das iPad anstatt eines PCs oder Notebooks kaufen, meinte Otellini zu den Zahlen. Aber Intel werde mittel- und langfristig ebenfalls vom Tablet-Boom profitieren, wenn immer mehr Hersteller Tablets mit Intel-CPUs auf den Markt brächten. Unter dem Strich würden Tablet-PCs für Intel neue Umsätze generieren. Die "Data Center Group" konnte den Umsatz ebenfalls um 3 Prozent steigern; hier habe es Rekordumsätze mit Server-Prozessoren gegeben, hieß es bei Intel. Für das laufende Quartal rechnet Intel mit Umsätzen zwischen 11 und 11,8 Milliarden Dollar.

Große Hoffnungen setzt Intel auch auf die nächste Core-i-Prozessorgeneration Sandy Bridge; gleichzeitig versucht der Konzern intensiv, mit Zukäufen das Geschäft auszuweiten. Im August fädelte der Konzern die Übernahme der Sicherheitssoftware-Firma McAfee für 7,7 Milliarden Dollar ein. Wenig später folgte der Kauf der Handy-Sparte des Halbleiter-Spezialisten Infineon für 1,4 Milliarden Dollar. Dieser Zukauf ist für Intel besonders wichtig: Der Konzern tut sich bisher schwer im rasant wachsenden Markt für Smartphones. Statt auf die bisher als stromhungrig abgestempelten Intel-Chips setzten namhafte Hersteller wie Apple vielfach auf Prozessoren des Konkurrenten ARM oder Eigenentwicklungen.

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Intel
in US-Dollar
Quartal Umsatz Netto-
gewinn/
-verlust
1/00 8,0 Mrd. 2,7 Mrd.
2/00 8,3 Mrd. 3,5 Mrd.
3/00 8,7 Mrd. 2,73 Mrd.
4/00 8,7 Mrd. 2,6 Mrd.
1/01 6,7 Mrd. 1,1 Mrd.
2/01 6,3 Mrd. 0,85 Mrd.
3/01 6,5 Mrd. 0,11 Mrd.
4/01 7,0 Mrd. 0,50 Mrd.
1/02 6,8 Mrd. 0,94 Mrd.
2/02 6,3 Mrd. 0,45 Mrd.
3/02 6,5 Mrd. 0,69 Mrd.
4/02 7,2 Mrd. 1,05 Mrd.
1/03 6,8 Mrd. 0,92 Mrd.
2/03 6,7 Mrd. 0,896 Mrd.
3/03 7,8 Mrd. 1,7 Mrd.
4/03 8,7 Mrd. 2,173 Mrd.
1/04 8,1 Mrd. 1,7 Mrd.
2/04 8,1 Mrd. 1,8 Mrd.
3/04 8,5 Mrd. 1,9 Mrd.
4/04 9,6 Mrd. 2,123 Mrd.
1/05 9,4 Mrd. 2,154 Mrd.
2/05 9,2 Mrd. 2,038 Mrd.
3/05 9,96 Mrd. 1,995 Mrd.
4/05 10,20 Mrd. 2,453 Mrd.
1/06 8,940 Mrd. 1,347 Mrd.
2/06 8,01 Mrd. 0,885 Mrd.
3/06 8,739 Mrd. 1,301 Mrd.
4/06 9,694 Mrd. 1,501 Mrd.
1/07 8,852 Mrd. 1,610 Mrd.
2/07 8,680 Mrd. 1,278 Mrd.
3/07 10,090 Mrd. 1,860 Mrd.
4/07 10,712 Mrd. 2,271 Mrd.
1/08 9,673 Mrd. 1,443 Mrd.
2/08 9,470 Mrd. 1,601 Mrd.
3/08 10,217 Mrd. 2,014 Mrd.
4/08 8,226 Mrd. 0,234 Mrd.
1/09 7,145 Mrd. 0,647 Mrd.
2/09 8,024 Mrd. -0,398 Mrd.
3/09 9,389 Mrd. 1,856 Mrd.
4/09 10,569 Mrd. 2,282 Mrd.
1/10 10,299 Mrd. 2,442 Mrd.
2/10 10,765 Mrd. 2,887 Mrd.
3/10 11,102 Mrd. 2,955 Mrd.

(jk)