KI-Update: Gema vs. OpenAI, KI als Machtinstrument, räumliche KI, Country-KI
Das "KI-Update" liefert werktäglich eine Zusammenfassung der wichtigsten KI-Entwicklungen.
- Marko Pauli
- The Decoder
GEMA gewinnt gegen OpenAI vor MĂĽnchner Gericht
Das Landgericht München hat der GEMA in ihrer Klage gegen OpenAI recht gegeben. Die Verwertungsgesellschaft warf dem Unternehmen vor, urheberrechtlich geschützte Liedtexte wie "Atemlos" von Helene Fischer und "In der Weihnachtsbäckerei" von Rolf Zuckowski nahezu perfekt zu reproduzieren. Das Gericht sah darin eine unzulässige Vervielfältigung.
OpenAI argumentierte, KI-Modelle speicherten keine Texte, sondern reflektierten nur das Gelernte in ihren Parametern. Das Gericht wies dies zurück und stellte fest, die exakte Wiedergabe könne kein Zufall sein. Die Texte müssten "memorisiert" worden sein. OpenAI muss die Wiedergabe unterlassen und Schadenersatz zahlen. ChatGPT gibt bereits seit längerem keine Liedtexte mehr aus.
KI soll Jobchancen anhand von GesichtszĂĽgen vorhersagen
Forscher der University of Pennsylvania haben ein KI-System entwickelt, das beruflichen Erfolg anhand von Gesichtszügen prognostizieren soll. Die Wissenschaftler analysierten LinkedIn-Profilfotos von 96.000 MBA-Absolventen und leiteten fünf Persönlichkeitsmerkmale ab: Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und Neurotizismus.
Die Analyse ergab statistische Zusammenhänge zwischen den identifizierten Merkmalen und späterem beruflichem Erfolg. Extraversion erwies sich als stärkster Faktor für hohes Einkommen, während Offenheit eher gegen überdurchschnittliche Vergütung sprach. Die Forscher warnen, dass solche Technologien künftig bei Kredit-, Wohnungs- oder Jobvergaben eingesetzt werden könnten. Menschen könnten dadurch motiviert werden, ihr Aussehen durch Software oder kosmetische Eingriffe zu verändern.
Experten warnen vor KI als Machtinstrument
Auf der KI-Woche des Baden-Württembergischen Datenschützers kritisierten Experten die wachsende Macht der Digitalkonzerne. Philosoph Rainer Mühlhoff bezeichnete KI nicht als Werkzeug, sondern als Machtinstrument, das eine neue Form digitaler Ausbeutung ermögliche. KI-Systeme erlaubten es, aus riesigen Datenmengen Vorhersagen über Menschen zu treffen, die davon nichts wüssten.
Autor und Medienforscher Martin André beklagte, das freie Internet sei abgeschafft worden. Fast der gesamte Datenverkehr fließe durch geschlossene Konzernplattformen. Big Tech investiere 151 Millionen Euro jährlich in Lobbyarbeit in Brüssel, mehr als jede andere Branche.
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Wikimedia drängt KI-Firmen zur Zahlung
Die Wikimedia Foundation fordert KI-Unternehmen auf, fĂĽr die Nutzung von Wikipedia-Inhalten zu bezahlen. KI-Firmen greifen laufend Daten ab, um ihre Sprachmodelle zu trainieren, was Wikimedia erhebliche Kosten verursacht. Da sich die Bots zunehmend als Menschen tarnen, funktioniert eine technische Bremsung nur bedingt.
Wikimedia verweist auf den seit 2021 existierenden Geschäftskundenzugang Wikimedia Enterprise. Kunden müssen nicht nur zahlen, sondern auch die Quelle der von Freiwilligen zusammengetragenen Daten angeben. Die Stiftung betont, menschliches Wissen werde in einer von KI geprägten Welt immer wertvoller. Ohne von Menschen bereitgestellte Informationen würden KI-Modelle zusammenbrechen.
Studie: Reasoning-Modelle werden effizienter, aber nicht klĂĽger
Forscher der Tsinghua University und der Shanghai Jiao Tong University haben untersucht, ob Reinforcement Learning die Denkfähigkeiten von KI-Modellen verbessert. Ihr Ergebnis: Das Verfahren steigert die Effizienz, führt aber nicht zu neuen Problemlösestrategien. Aufgaben, die das Basismodell nicht lösen kann, bleiben auch für das Reasoning-Modell unlösbar.
Das Training verändert vorwiegend die innere Gewichtung des Modells. Statt neue Strategien zu entwickeln, konzentriert es sich stärker auf bekannte Lösungswege. Diese Fokussierung senkt die Antwortvielfalt, erhöht aber kurzfristig die Erfolgswahrscheinlichkeit. Bei mehrfachen Prüfungen liefert das untrainierte Basismodell mit seinen vielfältigeren Ansätzen häufiger korrekte Antworten. Die Studie wurde auf der Fachkonferenz NeurIPS vorgestellt.
Metas KI-System versteht 1600 Sprachen
Meta hat ein neues KI-System vorgestellt, das gesprochene Sprache in mehr als 1600 Sprachen automatisch transkribieren kann. "Omnilingual ASR" erweitert die Abdeckung deutlich und umfasst 500 Sprachen, die bisher in keinem System vorkamen. Das quelloffene System steht unter der Apache-2.0-Lizenz zur VerfĂĽgung.
Laut Meta erreicht die KI für rund drei Viertel der Sprachen eine Fehlerquote von unter zehn Prozent. Eine Besonderheit ist der "Bring Your Own Language"-Ansatz: Sprecher können mit wenigen Beispielen das Modell in ihrer eigenen Sprache anlernen. Diese Methode basiert auf In-Context-Learning und könnte das System theoretisch auf über 5400 Sprachen erweitern. Zusätzlich veröffentlichte Meta einen Datensatz mit transkribierten Aufnahmen aus 350 seltenen Sprachen.
KI-Pionierin Li sieht räumliche Intelligenz als nächste Grenze
Die KI-Pionierin Fei-Fei Li sieht "räumliche Intelligenz" als zentrale Herausforderung für die nächste KI-Generation. Sprachmodelle wie ChatGPT hätten kaum Verständnis für Raum, Bewegung oder physikalische Zusammenhänge. Räumliche Intelligenz könnte erst Maschinen zu Partnern machen, die wirklich in der Welt handeln und lernen.
Lis Start-up World Labs entwickelt "Weltmodelle": KI-Systeme, die nicht nur Sprache, sondern auch physikalische und geometrische Aspekte einer Umgebung verstehen und simulieren sollen. Das erste Projekt "Marble" soll aus multimodalen Eingaben 3D-Umgebungen erzeugen, die physikalisch konsistent bleiben. Li sieht darin einen Schritt hin zu intelligenten Werkzeugen für Robotik oder wissenschaftliche Simulationen. Langfristig könnten Weltmodelle bei der Simulation von Experimenten oder der Erkundung unerreichbarer Umgebungen helfen.
Meta-Chefwissenschaftler LeCun plant eigenes Start-up
Der langjährige Meta-Chefwissenschaftler und Turing-Preisträger Yann LeCun soll das Unternehmen verlassen, um ein eigenes Start-up zu gründen. Das neue Unternehmen soll sich mit der Entwicklung eines Weltmodells beschäftigen, das im Unterschied zu aktuellen Large Language Models auch die physikalische Welt verstehen kann.
LeCun sieht Weltmodelle als Voraussetzung für eine Superintelligenz oder Artificial General Intelligence (AGI). Sprache könne die Welt nicht ausreichend wiedergeben. Der Schritt erfolgt im Rahmen von Umstrukturierungen bei Meta im Bereich Künstliche Intelligenz.
Erstmals KI-generierter Song an Spitze von US-Charts
Ein KI-generierter Song hat sich erstmals an die Spitze einer US-Hitliste gesetzt. "Walk My Walk" von Breaking Rust fĂĽhrt die Billboard-Charts fĂĽr digitale Einnahmen im Country-Bereich an. Ăśber die HintergrĂĽnde des Songs ist wenig bekannt, er wird ĂĽber eine Instagram-Seite mit KI-generierten Videos eines Cowboys beworben.
Die Texte sind sehr generisch und klingen ähnlich. Billboard hatte erst vor wenigen Tagen mehrere KI-generierte Künstler aufgelistet, die sich bereits in Charts platziert haben. Experten kritisieren die Entwicklung als Hinweis auf eine dystopische Zukunft. Unklar bleibt, wer tatsächlich hinter dem Song steht, auch der angegebene Songwriter ist nicht verifiziert.
(mali)