Studie: DMA bringt Nutzern keine günstigeren App-Preise

Die Vorschriften des Digital Markets Act (DMA) sollten für mehr Wettbewerb in App Stores sorgen, doch eine neue Studie zeigt: Nutzer sehen kaum Preissenkungen.

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App-Store-Icon vor wolkigem Hintergrund

(Bild: Tada Images / Shutterstock)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Die Vorschriften des Digital Markets Act (DMA), die unter anderem für mehr Wettbewerb in App Stores sorgen sollen, haben offenbar nur einen Gewinner: die Entwickler. Diese haben laut einer neuen Studie die geringeren Abgaben, die sie in der EU an Apple zahlen müssen, einkassiert. Bei den Nutzern jedoch ist von der Ersparnis wenig bis gar nichts angekommen. Und das Plus in den Entwicklerkassen kurbelt noch nicht mal die EU-Wirtschaft an: 86 Prozent der Profiteure sitzen laut Studie außerhalb der Europäischen Union.

Die Studie, die von Apple unterstützt wurde, kommt zu dem Ergebnis, dass die niedrigeren Provisionen, die Entwickler seit Einführung der alternativen Geschäftsbedingungen im Rahmen des DMA in der Europäischen Union zahlen müssen, nicht zu günstigeren Preisen für Verbraucher geführt haben. In über 90 Prozent der Fälle behielten Entwickler die Preise ihrer Apps bei oder erhöhten sie sogar. Dies sei unabhängig von der umstrittenen Kerntechnologiegebühr zu beobachten gewesen, die ohnehin erst bei sehr erfolgreichen Apps greift.

Apple sieht sich angesichts der Ergebnisse darin bestätigt, dass der DMA die an ihn geknüpften Erwartungen nicht erfüllt hat. In einem Statement bekräftigte der iPhone-Hersteller mit Sitz in Kalifornien seine Kritik, dass Konsumenten in Europa stattdessen weniger Sicherheit, weniger Datenschutz und eine schlechtere Nutzererfahrung bekommen hätten. "Diese Studie liefert weitere Belege dafür, dass der DMA Verbrauchern keine Vorteile in Form niedrigerer Preise ermöglicht. Gleichzeitig wissen wir, dass das Gesetz neue Hindernisse für Innovatoren und Start-ups schafft und Verbraucher neuen Risiken aussetzt.“

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Die von der Analysis Group, einem Wirtschaftsberatungsunternehmen mit Sitz in Nordamerika, vorgenommene Studie analysierte mehr als 41 Millionen Transaktionen von rund 21.000 Apps und In-App-Käufen in den App Stores im EU-Raum. Untersucht wurde der Zeitraum von drei Monaten vor und nach der Einführung der alternativen Geschäftsbedingungen zwischen März und September 2024. Apple musste die neuen Bedingungen aufgrund der Vorgaben des DMA einführen.

Selbst die Preissenkungen, die in knapp jedem 10. Fall zu beobachten waren, rechnet die Studie nicht dem DMA zu. Diese entsprächen beobachteten Mustern, die es schon vor dem DMA gab. Dies decke sich auch mit Apples Erfahrungen. Initiativen wie das Small Business Program, das für Entwickler mit niedrigem Umsatz geringere Abgaben vorsieht, hätten ebenfalls nicht zu Preissenkungen bei Apps geführt.

Die im März 2024 von Apple eingeführten alternativen Geschäftsbedingungen stehen Entwicklern neben den bisherigen zur Auswahl. Laut Apple sollen tausende Entwickler diese ausgewählt haben. Entwickler, die sich dafür entscheiden, zahlen reduzierte Provisionen: Statt 30 Prozent werden 20 Prozent fällig (17 Prozent für App-Store-Dienste plus 3 Prozent für das In-App-Zahlungssystem). Für bestimmte Entwicklerkategorien sinkt die Rate von 15 auf 13 Prozent. Zusätzlich wird eine Core Technology Fee von 0,50 Euro für jede Erstinstallation pro Jahr erhoben – allerdings erst ab einer Million Downloads pro App.

Die Studie zeigt, dass Entwickler durch die reduzierten Provisionen in den drei Monaten nach Einführung der neuen Bedingungen etwa 20,1 Millionen Euro einsparten. Diese Einsparungen gaben sie jedoch nicht an ihre Kunden weiter. Besonders deutlich wird dies bei den fünf umsatzstärksten Entwicklern in EU-App-Stores: Alle behielten die Preise ihrer populärsten Produkte unverändert bei – darunter Dating-Apps, soziale Netzwerke und Spiele. Ein Beispiel aus der Studie: Ein Dating-App-Abonnement kostete vor der Provisionsänderung 11,76 Euro. Obwohl die Provision von 3,53 auf 2,35 Euro sank, blieb der Preis für Nutzer gleich.

Für Apple sind die Studienergebnisse ein weiterer Beleg dafür, dass der DMA negative Auswirkungen hat. Das Unternehmen kritisiert zudem, dass das Gesetz neue Barrieren für Innovatoren und Start-ups schaffe und Verbraucher neuen Risiken aussetze. Als Beispiele nennt das Unternehmen die verzögerte Einführung von Features in Europa wie das iPhone-Mirroring und Sicherheitsbedenken bei den Interoperabilitätsvorgaben des Gesetzes. Im Falle der iPhone-Spiegelung auf den Mac hätten die Entwickler bei Apple bislang weiterhin keinen sicheren Weg gefunden, um die Funktion auch auf Nicht-Apple-Geräten zu ermöglichen – dies sei aber Voraussetzung, um die Funktion in die EU zu bringen.

In früheren Stellungnahmen hatte ein Sprecher der EU-Kommission Apples Kritik am DMA zurückgewiesen und erklärt, das Gesetz ziele darauf, Verbrauchern mehr Auswahl zu bieten und europäischen Unternehmen fairen Wettbewerb zu ermöglichen. Ob alternative App Stores, die sogenannten Marktplätze, zu günstigeren Apps für die Verbraucher geführt haben, wurde von der Studie nicht untersucht.

(mki)