50.000 US-Dollar für ein geklontes Haustier? Wo die Technologie nützlicher wäre

Einige Prominente können sich nicht von ihren Haustieren lösen und lassen sie in Klonen weiterleben. Wissenschaftler sehen hier Chancen für andere Arten.

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(Bild: Sergey Malkov/Shutterstock.com)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Jessica Hamzelou
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Tom Brady hat seinen Hund klonen lassen: Mit dieser Nachricht sorgte der frühere American-Football-Spieler kürzlich für Aufsehen. Der ehemalige Quarterback gab bekannt, dass seine aktuelle Hündin Junie eigentlich ein Klon seines Pitbull-Mischlings Lua ist, der 2023 verstarb. Damit reiht sich Brady hinter Prominenten wie Paris Hilton und Barbra Streisand ein, die ebenfalls ihre Hunde klonen ließen. Dieses Vorgehen der Promis ist nicht unumstritten. Einige Wissenschaftler sind der Meinung, dass es bessere Anwendungsfälle der Klontechnologien gibt. Sie verweisen darauf, den Genpool von Inzuchtarten zu diversifizieren und möglicherweise andere Tiere vor dem Aussterben zu bewahren.

Das Klonen selbst ist nichts Neues. Das erste aus einer adulten Zelle geklonte Säugetier, das Schaf Dolly, wurde bereits in den neunziger Jahren geboren. Seither wird diese Technologie etwa in der Viehzucht eingesetzt. Dort sind zum Beispiel außerordentlich große Bullen oder Kühe mit einer besonders hohen Milchleistung wertvoll. Man kann sie selektiv auf diese Eigenschaften hin züchten – oder man kann die ursprünglichen Tiere klonen – und so im Wesentlichen genetische Zwillinge schaffen.

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Wissenschaftler können einige Zellen der Tiere entnehmen, sie einfrieren und in einer Biobank lagern. In der Zukunft ist es dann möglich, diese Zellen aufzutauen, die DNA-haltigen Zellkerne zu entfernen und sie jeweils in eine eigene Spender-Eizelle einzufügen. Aus diesen gespendeten Eizellen, die von einem anderen Tier derselben Art stammen, werden zuvor die eigenen Zellkerne entfernt. Es handelt sich also um einen Austausch der DNA. Die so entstandene Zelle wird im Labor stimuliert und gezüchtet, bis sie wie ein Embryo aussieht. Dann wird sie in die Gebärmutter eines Leihmuttertiers übertragen, das schließlich einen Klon zur Welt bringt.

Es gibt eine Handvoll Unternehmen, die das Klonen von Haustieren anbieten. Viagen zum Beispiel behauptet, "mehr Tiere geklont zu haben als jeder andere auf der Welt" und verlangt für einen genetischen Zwilling von Hund oder Katze rund 50.000 US-Dollar. Das ist das Unternehmen, das Streisands Hund Samantha zweimal geklont hat. Anfang November wurde Viagen von Colossal Biosciences bekannt übernommen – jenem Wiederbelebungs-Unternehmen, das behauptet, den sogenannten Schattenwolf wieder zum Leben erweckt und eine "Wollmaus" als Vorläufer für die Wiederbelebung des Wollmammuts geschaffen zu haben und diese Spezies auch patentieren lassen will. Viagen werde jedoch "unter seiner derzeitigen Führung weiterarbeiten".

Das Klonen von Haustieren ist aus mehreren Gründen umstritten. Die Unternehmen selbst weisen darauf hin, dass das geklonte Tier zwar ein genetischer Zwilling des ursprünglichen Tieres ist, aber nicht identisch mit ihm. Ein Problem ist die mitochondriale DNA – ein winziger Teil der DNA, der sich außerhalb des Zellkerns befindet und von der Mutter vererbt wird. Das geklonte Tier kann einen Teil davon von der Leihmutter erben.

Es ist unwahrscheinlich, dass die mitochondriale DNA einen großen Einfluss auf das Tier selbst hat. Wichtiger sind die vielen, vielen Faktoren, von denen man annimmt, dass sie die Persönlichkeit und das Temperament eines Individuums prägen. "Es ist die alte Frage nach Veranlagung und Prägung", sagt Samantha Wisely, eine Naturschutzgenetikerin an der University of Florida. Schließlich sind auch menschliche eineiige Zwillinge niemals identische Kopien voneinander. Wer ein Haustier klont und eine identische Reinkarnation erwartet, wird wahrscheinlich enttäuscht sein.

Einige Tierschutzorganisationen lehnen das Klonen von Haustieren ab. Die Organisation "People for the Ethical Treatment of Animals" (PETA) bezeichnete es als "Horrorshow", und die britische "Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals" (RSPCA) erklärte, dass "es keine Rechtfertigung dafür gibt, Tiere für solch triviale Zwecke zu klonen“.

Es gibt jedoch auch andere Anwendungsbereiche für die Klontechnologie, die wohl weniger trivial sind. Wisely interessiert sich beispielsweise seit langem für die Diversifizierung des Genpools des vom Aussterben bedrohten Schwarzfußiltisses.

Heute gibt es laut Wisely etwa 10.000 Schwarzfußiltisse, die aus nur sieben Individuen in Gefangenschaft gezüchtet wurden. Ein solches Maß an Inzucht ist allerdings für keine Art gut – es führt tendenziell zu einer schlechten Gesundheit der Organismen. Sie sind weniger in der Lage, sich fortzupflanzen oder sich an Veränderungen in ihrer Umgebung anzupassen.

Wisely und ihre Kollegen hatten Zugang zu gefrorenen Gewebeproben von zwei weiteren Schwarzfußiltissen. Zusammen mit Kollegen der gemeinnützigen Organisation Revive and Restore schuf das Team Klone dieser beiden Individuen. Der erste Klon, Elizabeth Ann, wurde 2020 geboren. Seitdem sind weitere Klone geboren worden, und das Team hat begonnen, die geklonten Tiere mit den Nachkommen der anderen sieben Iltisse zu kreuzen, sagt Wisely. Der gleiche Ansatz wurde verwendet, um das vom Aussterben bedrohte Przewalski-Pferd zu klonen, wobei jahrzehntealte Gewebeproben verwendet wurden, die vom Zoo in San Diego aufbewahrt wurden.

Es ist noch zu früh, um die Auswirkungen dieser Bemühungen vorherzusagen. Forscher untersuchen derzeit noch die geklonten Frettchen und ihre Nachkommen, um festzustellen, ob sie sich wie typische Tiere verhalten und in freier Wildbahn überleben können. Auch diese Praxis ist nicht unumstritten. Einige haben darauf hingewiesen, dass das Klonen allein keine Arten retten kann. Schließlich löst es weder das Problem des Lebensraumverlusts noch den Konflikt zwischen Mensch und Tier, der überhaupt erst für die Gefährdung dieser Tiere verantwortlich ist. Und es wird immer Kritiker geben, die Menschen, die Tiere klonen, vorwerfen, "Gott zu spielen“.

Trotz ihres Engagements für das Klonen gefährdeter Frettchen sagt Wisely, dass sie nicht in Betracht ziehe, ihre eigenen Haustiere zu klonen. Derzeit hat sie drei gerettete Hunde, eine gerettete Katze und "alte Hühner". "Ich liebe sie alle sehr", sagt sie. "Aber es gibt viele gerettete Tiere da draußen, die ein Zuhause brauchen."

Dieser Beitrag ist zuerst auf t3n.de erschienen.

(jle)