DVB-H auch in Österreich gescheitert

Auch in Österreich wird das Handy-TV über DVB-H abgeschaltet. Der Betreiber der Infrastruktur konnte sich mit seinen Mobilfunkpartnern nicht auf ein neues Geschäftsmodell verständigen. Betroffen sind allerdings nur wenige Zuschauer.

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Die Ausstrahlung des DVB-H-Signals für den Fernsehempfang auf Mobiltelefonen in Österreich wird zum Jahresende eingestellt. Dieses in der Branche offene Geheimnis wurde nun vom Mobilfunk-Netzbetreiber 3 erstmals offiziell bestätigt: "3 hat sich gemeinsam mit den Partnerunternehmen Media Broadcast, Orange und Telekom Austria dazu entschlossen, den Betrieb von DVB-H mit 31. Dezember 2010 einzustellen", sagte 3-CEO Jan Trionow. Die Kunden sollen aber weiterhin mobil fernsehen können, nämlich über UMTS-Streaming, "und damit in höherer Auflösung als es DVB-H der Fall ist", wie Trionow betonte.

Das 2008 eingeführte DVB-H Angebot konnte kaum Zuschauer gewinnen. Branchenexperten schätzen die Zahle von 10.000 bis 15.000, wovon aber ein Teil das DVB-H-fähige Mobiltelefon inzwischen gegen ein anderes Modell ohne DVB-H ausgetauscht hat. Media Broadcast, Betreiber der DVB-H-Infrastruktur, muss damit einen Millionenverlust verschmerzen. Das Unternehmen hatte den Vertrag mit den drei Netzpartnern A1 Telekom Austria, Orange Austria und 3 Ende 2009 gekündigt. Der Plan, innerhalb der einjährigen Kündigungsfrist ein neues Geschäftsmodell zu entwickeln, ging nicht auf. Die Mobilfunker wollten sich nicht in dem geforderten Ausmaß finanziell beteiligen.

Damit wird das einst so hoffnungsfroh gestartete Handy-TV in einem weiteren Land ausgeknipst. In Deutschland ist der Patient bereits seit einiger Zeit klinisch tot, Wiederbelebungsversuche blieben bisher vergeblich. Das Konsortium Mobile 3.0 war zur Fußball-EM 2008 immerhin in den DVB-H-Testbetrieb gegangen – wenn auch aufgrund fehlender Handys im Markt weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Schon bald danach war Schluss, das Konsortium gab die Frequenzen Ende 2008 zurück. DVB-H folgte damit dem ebenfalls glücklosen Watcha, das es auf dem DMB-Standard immerhin bis zur Marktreife geschafft hatte.

Noch im Januar 2010 hatte sich die Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten (ALG) optimistisch gezeigt, die brachliegenden Frequenzen noch einmal an den Mann bringen zu können. Interessenten sind allerdings Mangelware. "Die endgültige Entscheidung werden wir aber nicht auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschieben", erklärte ein ALG-Sprecher. Nach der erfolgreichen Versteigerung der LTE-Frequenzen geht die ALG davon aus, dass sich die Mobilfunkanbieter in Kürze verbindlich zu ihren Plänen bezüglich DVB-H äußern werden. Allerdings war es auch das unverhohlene Desinteresse der Mobilfunker an einer Handy-TV-Konkurrenzveranstaltung, das wesentlich zum Schicksal von DVB-H beigetragen hat.

Ungeachtet dessen laufen noch weitere Versuche im Bereich mobiler TV-Unterhaltung. Neben Streaming und der möglichen Einführung von MBMS gibt es inzwischen in Großbritannien erste Tests mit IMB (Integrated Mobile Broadcast). Dieser von IPWireless entwickelte Standard nutzt das meist brachliegende ungepaarte UMTS-Spektrum (TDD) als Downlink für die Übertragung von mobilen TV-Streams und angeforderten Dateien (Softwareupdates, Musik, Videoclips, etc.). Da hier die Mobilfunker bereits die Frequenznutzungsrechte besitzen, besteht bei ihnen womöglich mehr Interesse am Betrieb neuer Dienste. (vbr)