AMD kann Verluste reduzieren

AMD hat stärker als Konkurrent Intel unter der schwachen Nachfrage von Privatkunden nach Computern zu leiden; für die Zukunft setzt Firmenchef Dirk Meyer seine Hoffnung auf steigende Umsätze vor allem auf die kommenden Fusion-Prozessoren.

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Von
  • Jürgen Kuri

AMD hat stärker als Konkurrent Intel unter der schwachen Nachfrage von Privatkunden nach Computern zu leiden und schreibt im abgelaufenen dritten Geschäftsquartal wieder rote Zahlen. AMD verbuchte einen Verlust von 118 Millionen Dollar, im gleichen Quartal des Vorjahrs lag der Verlust noch bei 128 Millionen Dollar, der operative Gewinn bei 128 Millionen US-Dollar. Im dritten Quartal des Vorjahrs entstand noch ein operativer Verlust von 77 Millionen US-Dollar. Der Umsatz legte im Jahresvergleich um 16 Prozent auf 1,62 Milliarden US-Dollar zu.

Konzernchef Dirk Meyer sagte, die Nachfrage der Verbraucher sei schwächer als erwartet gewesen. AMD hatte bereits im September angekündigt, dass der Umsatz unter dem Wert des zweiten Quartals liegen werde, weil sich Notebooks schlechter verkaufen als gedacht. Mit einem Rückgang von 2 Prozent im Quartalsvergleich traf das Unternehmen die prognostizierte Spanne von 1 bis 4 Prozent.

Auf dem Weg aus der Krise hatte AMD seine Fertigungslinien – darunter auch in Dresden unter dem Namen Globalfoundries abgespalten und mehrheitlich an Investoren verkauft. Inzwischen hält AMD nur noch gut ein Viertel an der abgespaltenen Produktionssparte. Abschreibungen im Zusammenhang mit Globalfoundries drücken AMD nun aber schon im zweiten Quartal in Folge in die roten Zahlen. Schon im zweiten Quartal hatte AMD deshalb ein Minus von 43 Millionen Dollar verbucht.

Insgesamt läuft das Geschäft von AMD in diesem Jahr aber immer noch besser als 2009. Die 9-Monats-Bilanz weist bei AMD mittlerweile einen Gewinn von 96 Millionen Dollar aus, in der gleichen Zeitspanne des Vorjahrs stand noch ein Verlust von 874 Millionen Dollar in der Bilanz. Dann verhalf jedoch ein Milliarden-Scheck von Intel AMD doch noch zu schwarzen Zahlen. Die Unternehmen hatten mit der Zahlung Wettbewerbs- und Patentstreitigkeiten beigelegt.

Für das dritte wies die Prozessorsparte eine Umsatzsteigerung im Jahresvergleich um 13 Prozent aus, der operative Gewinn stieg von 82 auf 164 Millionen US-Dollar. AMD führt diese Steigerungen vor allem auf stark gestiegene Absatzzahlen bei Notebook-CPUs im Vergleich zum Vorjahresquartal zurück; außerdem stieg der durchschnittliche Verkaufspreis von CPUs übers Jahr leicht. Im Vergleich zum Vorquartal aber konnte AMD die Verkaufszahlen von Prozessoren nicht mehr steigern. Die Grafikchip-Sparte (ehemals ATI) steigerte im Jahresvergleich den Umsatz um 33 Prozent, der operative Gewinn lag bei 1 Million US-Dollar, im gleichen Quartal des Vorjahrs betrug er noch 2 Millionen US-Dollar. Insgesamt stieg die verkauften Stückzahlen an Grafikprozessoren ebenso wie der durchschnittliche Verkaufspreis.

Im Vergleich zum zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahrs sank der Umsatz der Grafikchipsparte allerdings um 11 Prozent (der Gewinn hatte im Vorquartal noch bei 33 Millionen US-Dollar gelegen) – AMD gibt hierfür vor allem stark rückläufige Verkäufe an Grafikprozessoren für Notebooks und fallende durchschnittliche Verkaufspreise an. Möglicherweise sieht sich AMD ähnlich wie Intel damit konfrontiert, dass der mit dem iPad beginnende Boom von Tablet-Computern nach und nach an den Verkaufszahlen der Notebooks knabbert – auch wenn sich Intel beispielsweise auf lange Sicht von den Tablet-Computern profitieren sieht. Für die Zukunft erhofft sich AMD laut Meyer vor allem Steigerungen des Gesamtumsatzes durch die kommenden Fusion-CPUs – die sogenannten Accelerated Processing Units vereinen unter anderem Haupt- und Grafikprozessor auf einem Die.

Beim AMD-Erzrivalen Intel hatte die geschwächte Nachfrage der Privatkunden zuletzt zwar auch Bremsspuren hinterlassen, konnte dies aber durch anhaltend gute Geschäfte mit Firmenkunden ausgleichen und legte ein Rekordquartal hin: Intels Umsatz stieg um 18 Prozent auf 11,1 Milliarden Dollar, der Netto-Gewinn um 59 Prozent auf 2,96 Milliarden Dollar.

AMD hatte Intel immer wieder in einzelnen Bereichen wie etwa Server-Chips zusetzen können, der große Rivale eroberte die Positionen jedoch immer wieder zurück. Vor einigen Jahren riskierte AMD die Übernahme des Grafik-Spezialisten ATI, um Intel mit neuartigen kombinierten Produkten die Stirn zu bieten. Die Integration von ATI verschlang jedoch Milliarden und dauerte deutlich länger als gedacht. Erst im ersten Quartal 2010 schrieb AMD erstmals wieder aus eigener Kraft schwarze Zahlen von 257 Millionen Dollar.

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei AMD
in US-Dollar
Quartal Umsatz Nettogewinn/
-verlust
1/00 1.092 Mio. 189 Mio.
2/00 1.170 Mio. 207 Mio.
3/00 1.210 Mio. 408 Mio.
4/00 1.175 Mio. 178 Mio.
1/01 1.190 Mio. 125 Mio.
2/01 985 Mio. 17,4 Mio.
3/01 766 Mio. -187 Mio.
4/01 952 Mio. -15,8 Mio.
1/02 902 Mio. -9,2 Mio.
2/02 600 Mio. -185 Mio.
3/02 508 Mio. -254 Mio.
4/02 686,4 Mio. -853,7 Mio.
1/03 714,6 Mio. -146,4 Mio.
2/03 645 Mio. -140 Mio.
3/03 954 Mio. -31 Mio.
4/03 1.206 Mio. 43 Mio.
1/04 1.236 Mio. 45 Mio.
2/04 1.262 Mio. 32 Mio.
3/04 1.239 Mio. 42,8 Mio.
4/04 1.264 Mio. -29,96 Mio.
1/05 1.227 Mio. -17,0 Mio.
2/05 1.260 Mio. 11,0 Mio.
3/05 1.523 Mio. 76,0 Mio.
4/05 1.840 Mio. 95,6 Mio.
1/06 1.330 Mio. 185 Mio.
2/06 1.220 Mio. 88,8 Mio.
3/06 1.327 Mio. 134,5 Mio.
4/06* 1.773 Mio. -574 Mio.
1/07 1.233 Mio. -611 Mio.
2/07 1.309 Mio. -600 Mio.
3/07 1.632 Mio. -396 Mio.
4/07 1.773 Mio. -1.772 Mio.**
1/08 1.505 Mio. -358 Mio.***
2/08 1.349 Mio. -1.189 Mio.
3/08 1.585 Mio. -69 Mio.
4/08 1.162 Mio. -1.424 Mio.
1/09 1.177 Mio. -416 Mio.
2/09 1.184 Mio. -330 Mio.
3/09 1.396 Mio. -128 Mio.
4/09 1.178 Mio. 1.181 Mio. *****
1/10 1.574 Mio. 257 Mio.
2/10 1.653 Mio. -43 Mio.
3/10 1.620 Mio -118 Mio.
* Anteil des ATI-Umsatzes: 398 Mio. US-Dollar. Im Nettoverlust sind u. a. 550 Mio. US-Dollar Kosten durch die Übernahme des Grafikchipherstellers enthalten.
** Enthält einmalige Belastungen von 1.675 Millionen US-Dollar aus einer Wertberichtigung der ATI-Übernahme.
*** Enthält einmalige Belastungen von 50 Millionen US-Dollar durch die ATI-Übernahme
**** Enthält Einmalgewinne aus dem Verkauf abgeschriebener Vermögenswerte.
***** Enthält Zahlungen aus dem Vergleich im Rechtsstreit mit Intel

(jk)