"Anders als Enron": Nvidia weist Kritik von bekanntem Investor in Memo zurĂĽck

Michael Burry wurde bekannt, als er vor der Finanzkrise 2008 auf den Kurssturz gewettet hat. Jetzt hat er sich mit Nvidia angelegt und der Konzern reagiert.

vorlesen Druckansicht 39 Kommentare lesen
Nvidia-Logo auf Grafikkarte

(Bild: Konstantin Savusia/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
close notice

This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Nvidia hat sich gegen Vorwürfe des US-amerikanischen Hedgefonds-Managers Michael Burry verteidigt, der das Geschäftsmodell des Halbleiterherstellers mit einem der größten Betrugsskandale der US-Wirtschaft verglichen hat. In einem Brief an Investoren hat der US-Konzern versichert, nicht wie einst der Energiekonzern Enron Schulden zu verstecken und Einnahmen künstlich zu übertreiben, berichtet das US-Finanzmagazin Barron's. Dabei geht es um die in die Kritik geratenen Verträge mit verschiedenen Firmen aus der KI-Branche, in die Nvidia Milliardenbeträge investiert, wofür sie im Gegenzug wiederum für Milliarden Nvidia-Produkte kaufen. Burry, der im Zuge der Finanzkrise von 2008 weltweite Berühmtheit erlangte, hat bereits erklärt, dass er an der Kritik festhält.

Im Kern geht es bei der Auseinandersetzung um die Bewertung von Nvidia-Deals, bei denen Milliarden in KI-Firmen gesteckt werden, die im Gegenzug das Geschäft von Nvidia stärken. Angesichts der Warnungen vor einer KI-Blase wird schon länger auf die Problematik des Vorgehens verwiesen. Burry hat in einem neu eingerichteten Blog aber auch kritisiert, dass KI-Firmen eine zu lange Nutzungszeit für Nvidia-Produkte annehmen. Die müssten ihren Kaufpreis viel schneller amortisieren, als immer wieder behauptet werde. Schließlich hat Burry dort noch darauf hingewiesen, dass Nvidia in großem Umfang eigene Aktien zurückgekauft und gleichzeitig mit Anteilen vergütet, was den Preis verwässert habe.

Obwohl es sich lediglich um die Kritik eines einzelnen Investors handelt, hat es Nvidia offenbar für nötig erachtet, darauf gezielt einzugehen. In einem Brief an Investoren kontert der Konzern nacheinander mehrere Kritikpunkte, berichtet Barron's. So habe Burry beim Gesamtpreis für die getätigten Aktienrückkäufe fälschlicherweise die dafür gezahlten Steuern mit einbezogen. Weiterhin weist Nvidia darauf hin, dass Nvidia die KI-Firmen, in die investiert wird, weder kontrolliere noch deren hauptsächliche Geldquelle sei. Und, "anders als Enron", nutze man keine speziellen Finanzkonstrukte, um Schulden zu verschleiern. The Verge weist deshalb darauf hin, dass das Vorgehen von Nvidia, anders als bei Enron, legal und trotzdem hochproblematisch sein kann.

Videos by heise

Nachdem der Nvidia-Brief öffentlich geworden ist, hat Burry versichert, zu seiner Einschätzung zu stehen. Die will er demnach ausführlicher erklären, und zwar in seinem Blog, dessen Inhalt man nur gegen Bezahlung einsehen kann. Burry hat außerdem erst vor wenigen Tagen öffentlichkeitswirksam große Geldbeträge gegen einen weiter steigenden Kurs der Nvidia-Aktie gewettet, er ist also kein unbeteiligter Beobachter. Gleichzeitig artikuliert er aber immer weiter verbreitete Sorgen vor einer KI-Blase, in deren Zentrum Nvidia steht. Vorige Woche hat die Euphorie über die überaus positiven Geschäftszahlen von Nvidia auch deshalb nur wenige Stunden angehalten.

(mho)