Collabora bringt Online-Suite als Desktop-Anwendung
Collabora veröffentlicht seine Office-Suite nun auch als Desktop-Anwendung. Die nutzt Web-Technik statt des klassischen Toolkits.
(Bild: Collabora Productivity Ltd)
Collabora hat eine Desktop-Version seiner bisher als Web-Anwendung veröffentlichten Office-Suite Collabora Online vorgestellt. Dabei setzt Collabora Office Desktop auf die gleiche Web-Technik wie die Online-Variante und unterscheidet sich damit grundlegend vom ebenfalls für den Desktop gedachten Collabora Office Classic. Wie dieses ist es für die Bearbeitung von lokalen Dateien gedacht, eine Cloud-Anbindung ist keine Voraussetzung. Das Gleiche gilt für die Integration ins lokale Betriebssystem: Das neue Paket setzt auf das native Drucksystem und die dem Anwender bereits bekannten Befehle wie Tastaturkürzel.
Der Web-Unterschied
Entscheidend ist jedoch der technische Unterschied unter der Haube: Konkret basiert Collabora Office Classic auf dem traditionellen VCL-Toolkit von LibreOffice, während die neue Desktop-Version JavaScript, CSS, Canvas und WebGL für die Benutzeroberfläche einsetzt. Hierbei handelt es sich also explizit um die gleiche technische Architektur wie bei Collabora Online, die ursprünglich nur für den Einsatz im Browser entwickelt wurde.
Die technische Neuausrichtung bringt sowohl Vorteile als auch Einschränkungen mit sich. Auf der Plus-Seite steht eine für Nutzer einheitliche Benutzeroberfläche, die konsistent mit Collabora Online gestaltet ist. Zudem entfällt die Abhängigkeit von Java, das in der Classic-Version für bestimmte Features, Assistenten und Datenbanktreiber benötigt wird. Entwickler können Änderungen an der JavaScript-basierten Oberfläche schneller umsetzen, da keine zeitaufwendigen Neukompilierungen von C++-Code erforderlich sind.
Allerdings verzichtet Collabora Office Desktop auf einige Funktionen der Classic-Version. So ist die Datenbank-Anwendung Base nicht integriert und die Makro-Unterstützung beschränkt sich auf die Ausführung vorhandener Skripte – ein vollständiger Makro-Editor mit erweiterten BASIC-, Python- und UNO-Funktionen fehlt. Auch die umfangreichen Einstellungen und Menüs der Classic-Version wurden zugunsten vereinfachter Standardoptionen reduziert.
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Zielgruppen und Support-Strategie
Mit den beiden parallel existierenden Produktlinien will Collabora unterschiedliche Nutzergruppen ansprechen. Collabora Office Classic mit seinem etablierten Interface und umfassenden Feature-Set richtet sich an Anwender, die maximale Funktionalität und langfristigen Enterprise-Support benötigen. Für diese Variante bietet das Unternehmen bereits entsprechende Support-Verträge an.
Die neue Desktop-Version zielt dagegen auf existierende Collabora-Online-Nutzer ab, die das gleiche Office-Paket für ihren lokalen Desktop benötigen. Enterprise-Support für Collabora Office Desktop ist laut Ankündigung in Planung, aber noch nicht verfügbar. Während für die Classic-Version umfangreiche Handbücher und Bücher existieren, stehen für die Desktop-Variante zunächst Quick-Start-Guides zur Verfügung. Eine Tabelle mit den Hauptunterschieden der neuen Desktop-Version und der Classic-Variante findet sich ebenfalls in der Ankündigung.
Beide Produktlinien basieren auf dem LibreOffice-Code, unterscheiden sich jedoch in ihrer technischen Umsetzung und Zielrichtung. Collabora selbst ist stark an der Weiterentwicklung des Open-Source-Pakets der Document Foundation beteiligt, das aktuell in Version 25.8 vorliegt.
Siehe auch:
- Collabora Office Desktop bei heise download
- Collabora Office Classic bei heise download
- Collabora Online bei heise download
(fo)