Schwedisches Start-up hinter Kippenstummel sammelnden Krähen meldet Insolvenz an
Ein schwedisches Start-up trainiert Krähen, um Kippenstummel einzusammeln – so eine Meldung aus 2022, die viral ging. Jetzt hat die Firma Insolvenz angemeldet.
(Bild: Corvid Cleaning)
Es klang wie eine geniale Lösung für ein ernstes Umweltproblem: Anfang 2022 meldete ein schwedisches Start-up, es habe ein Gerät entwickelt, das erkennt, wenn eine Krähe eine Zigarettenkippe in eine Öffnung wirft – und die Vögel dafür mit einer Erdnuss belohnt. Die Initiative richtet sich gegen ein weltweites Müllproblem: Jährlich werden schätzungsweise 4,5 Billionen Zigarettenkippen achtlos weggeworfen.
Corvid Cleaning avancierte schnell zum Internetliebling. Zahlreiche Blogs, Nachrichtenseiten und etablierte Medien wie Der Spiegel berichteten über das Projekt. Projektleiter Christian Günther-Hanssen hat im Interviews betont, dass die Krähen aktive Teilnehmer und keine Versuchstiere sind: „Sie machen aus eigenem Antrieb mit, weil das Belohnungssystem für sie Sinn ergibt“.
Vorwurf Tierquälerei
Krähen sind bekannt für ihre hohe Intelligenz und Lernfähigkeit. Doch bald kam auch scharfe Kritik von Verhaltensforschern. Ein Dozent für Ethologie an der Universität Stockholm warnte davor, dass die Krähen Nikotin aufnehmen könnten. Da die Art auf der Roten Liste gefährdeter Arten steht, könnte dies als Tierquälerei eingestuft werden.
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Danach wurde es still – bis vor wenigen Tagen die Welle wieder losging. Im Internet wurde erneut enthusiastisch berichtet, wie das schwedische Start-up das große Problem der weggeworfenen Kippen lösen wollte.
Doch die Realität sieht anders aus: Am 3. Oktober 2025 wurde Corvid Cleaning AB für insolvent erklärt. Laut dem schwedischen Dienst Ratsit wies das Unternehmen im letzten Jahresabschluss Verluste aus.
(Bild:Â www.ratsit.se)
Ähnliche Projekte ebenfalls gescheitert
Es ist nicht das erste Mal, dass jemand die Idee hatte, Krähen zu trainieren, um schlechte menschliche Gewohnheiten zu beseitigen. In den Niederlanden verfolgte das Start-up Crowded Cities denselben Ansatz. Nach einem Jahr Versuche wurde das Projekt jedoch eingestellt. Ein wesentlicher Grund war unter anderem die unbeantwortete Frage, wie die Gesundheit der Krähen beeinträchtigt werden könnte, wenn sie Zigarettenkippen im Schnabel transportieren.
Crowded Cities teilte seine gewonnenen Erkenntnisse mit dem französischen Projekt Birds for Change. Auch hier geht es darum, Krähen und eine speziell entwickelte Sammelmaschine einzusetzen, um Müll aus der Natur zu entfernen. Doch auch bei diesem Projekt scheint die Idee nicht über computergenerierte Darstellungen von sauberen Parks und eleganten Müllsammlern für Vögel hinausgekommen zu sein.
(Bild:Â Birds for Change)
(mch)