WSJ: Deutsche Telekom will sich von US-Mobilfunktochter trennen

Laut "Wall Street Journal" prüft das Telekom-Management den Verkauf seiner Tochter T-Mobile USA, deren Marktanteil mit 10 Prozent deutlich unter denen der Wettbewerber liegt. Vodafone habe Desinteresse an einer Übernahme von T-Mobile USA bekunde

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Nach Darstellung des Wall Street Journal (WSJ) prüft das Management der Deutschen Telekom AG den Verkauf ihrer Mobilfunktochter in den Vereinigten Staaten, T-Mobile USA. Das US-Wirtschaftsblatt zitiert nicht näher bezeichnete "unternehmensnahe Kreise", dass die Telekom gegenüber Investoren eine Entscheidung bis zum Dezember angekündigt habe. Den möglichen Verkaufserlös beziffert die Zeitung auf rund 30 Milliarden US-Dollar (derzeit rund 25 Milliarden Euro). Ein Sprecher der Deutschen Telekom wollte gegenüber heise online keinerlei Kommentar zu dem Medienbericht abgeben.

Infolge des Konzentrationsprozesses im US-amerikanischen Telecom-Markt liegt T-Mobile USA mit rund 10 Prozent Marktanteil und weniger als 20 Millionen Kunden weit abgeschlagen hinter den drei Marktgrößen im Mobilfunk Verizon, Cingular Wireless / AT&T, Sprint / Nextel, die auf jeweils über 40 Millionen Kunden kommen. Der Fusionswelle zum Trotz erklärte die Deutsche Telekom das Handy-Geschäft in USA aber weiterhin zum Wachstumsmarkt.

Laut WSJ wären bei T-Mobile USA in den nächsten Jahren Investitionen in Höhe von rund 10 Milliarden US-Dollar in die Netzinfrastruktur vonnöten, um mit den Wettbewerbern Schritt halten zu können, die verstärkt auf breitbandige Mobilfunkangebote der dritten Generation (3G) setzen. Analysten meinten, dass die Deutsche Telekom besser beraten sei, diesen Betrag in ihrem Heimatmarkt zu investieren. Für den Fall, dass die Telekom an ihrem US-Engagement festhalte, komme auch die Umwandlung von T-Mobile USA in einen Billiganbieter in Betracht, der ohne aufwendige Modernisierung seines bestehenden Netzes auskommen könnte.

Das Wall Street Journal zitiert den Pressesprecher der englischen Zentrale der Vodafone Group PLC, Bobby Leach, dass sein Konzern an einer Übernahme von T-Mobile USA keinerlei Interesse habe. Bislang ist Vodafone im US-Markt mit einer 45-prozentigen Beteiligung an Verizon Wireless vertreten. Dieser Konzern tritt jedoch unter eigenem Markennamen und nicht im international bekannten Vodafone-Branding auf. Unterschiedliche technische Infrastrukturen machen es zudem besonders schwierig, den Kunden identisch anmutende Mobilfunkangebote beiderseits des Atlantiks zur Verfügung zu stellen.

Die Deutsche Telekom hatte den damals als VoiceStream firmierenden Mobilfunkanbieter auf dem Höhepunkt des Booms im Telekom-Markt im Juni 2001 für rund 39 Milliarden Euro übernommen. Angesichts des Kaufpreises für die mit lediglich 5,4 Millionen Kunden damalige Nummer sechs auf dem US-Markt war der seinerzeitige Telekom-Chef Ron Sommer scharf kritisiert worden. Befürworter des Deals hatten hingegen darauf hingewiesen, dass VoiceStream seinerzeit als einziger Mobilfunkanbieter in den USA auf den in Europa weit verbreiteten GSM-Standard gesetzt hatte -- allerdings im 1900-MHz-Band, das in Europa nicht genutzt wurde; Triband-Handys für drei GSM-Frequenzen waren zur damaligen Zeit noch recht rar. (ssu)